Gefährte des Wolfes: William
Rücken durch und presste sich so fest gegen die Matratze, dass es beinahe wehtat. Er versuchte, an Sienna zu denken, doch das beruhigende Gefühl, das er normalerweise spürte, ließ sich nicht fassen. Stattdessen füllten Gedanken an Will seine Fantasie… sein Geruch… das Gefühl seiner Haut… der Klang seines Stöhnens, als er gekommen war.
Die Zweifel über Siennas Verrat kehrten wieder zurück. Wo ging sie hin, wenn sie wie heute Nacht einfach verschwand? Sie machte das schon, seit sie sich kannten. Warum begann er erst jetzt, sich zu fragen, wohin?
Er richtete den Blick auf das blütenweiße Kissen. In seinen Gedanken formte sich das Bild von Wills dunklen Locken auf dem Kissen im Haus seiner Großmutter.
Erneut fluchend setzte er sich auf und schwang seine Füße aus dem Bett auf den kalten Boden. Gefühle, die er in dem Farmhaus verpürt hatte, überfluteten ihn. Sein Wolf zerrte ungeduldig an ihm. Er wollte zu ihm, sehnte sich nach seiner Berührung.
Sein Gefährte. Wieso kam dieses Gefühl gerade jetzt? Er war so überzeugt davon gewesen, dass es nur eine Illusion gewesen war. Werwölfen sah es nicht ähnlich, so flatterhaft zu sein. Der Bindungsinstinkt war in jedem Fall eindeutig.
Als er mit Will zusammen gewesen war, hatte er seine Beziehung zu Sienna angezweifelt, als er mit Sienna zusammen gewesen war, die Beziehung zu Will. Es gab nur einen entscheidenden Unterschied – er hatte Sienna nie als seine Gefährtin empfunden. Ihm schmerzte der Kopf und die Bedürfnisse seines Wolfes machten es ihm nicht leichter, klar zu denken. Irgendetwas Wichtiges befand sich noch außer Reichweite. Wenn er sich nur konzentrieren könnte, würde er die Antwort finden.
Er war schon auf halbem Weg zur Tür, bevor er überhaupt bemerkte, dass er sich bewegt hatte. Sein Verlangen nach Will überwältigte ihn; er war drauf und dran gewesen, splitterfasernackt aus dem Haus zu marschieren. Hastig schlüpfte er in eine Jogginghose und ein T-Shirt und sprintete zum Hauptgebäude hinüber. Anstatt an der Eingangstür zu klopfen, die ins Foyer führte, kletterte er über den Baum auf Rauls Balkon, wie sie es als Jugendliche getan hatten.
Durch die offenen Glastüren nahm er sofort Wills Geruch wahr und ließ sich von ihm zu dem schlafenden Hexer führen. So nah bei ihm ebbte das Verlangen ein wenig ab, der ruhelose Drang, sich zu bewegen, verpuffte und er konnte einfach nur dastehen und den Mann beobachten, der sein Herz in den Händen hielt.
Richard hatte keinen Zweifel, dass dieser Mann sein Gefährte war, denn als er auf ihn hinunterblickte, beruhigte und erregte ihn der schlafende Gesichtsausdruck zugleich. Er musste herausfinden, was mit Sienna los war, doch das konnte noch ein wenig warten. Das Verlangen, sich mit seinem Gefährten zu vereinen – ihre Verbindung noch einmal zu bestätigen – dagegen nicht.
Richard streckte die Hand aus und strich über die weichen Locken, die sich, wie in seiner Erinnerung, auf dem Kissen ausgebreitet hatten. Will rührte sich und öffnete verschlafen und etwas desorientiert die Augen. Ihm stockte der Atem, als er zu Richard aufsah. Er beobachtete das wachsende Verlangen in den Augen seines Liebhabers, als sie zwischen dem Gelbgrün seiner Wolfsgestalt und dem Smaragdgrün seiner menschlichen Seite hin und her wechselten.
Eine Welle von Gefühlen baute sich in ihm auf. Sie waren beide hier. Das war nicht nur Richards Wolf, der hier die Kontrolle übernommen hatte. Das unbeschreibliche Gefühl war in seine Brust zurückgekehrt und machte es ihm unmöglich, Richard wegzustoßen. Ohne ein Wort zu sagen, zog er ihn zu sich ins Bett.
Richards Lippen glitten über Wills Wange. Seufzend ergab sich Will der Stärke des Werwolfs. Sein Atem stockte, als Richards Lippen seinen Hals entlangglitten. Richard drehte Wills Kopf und küsste ihn, fuhr die Konturen seiner Lippen mit der Zunge nach, bevor er sie dazwischenschob und seinen Hinterkopf mit den Händen umfasste.
Er löste sich erst von Will, als er nach Luft schnappen musste und flüsterte: »Ich will, dass wir es langsam angehen lassen, aber ich muss dich haben, Will. Ich brauche dich.«
Zitternd atmete Will aus. Der Plan war gewesen, Richards Wolf zu verführen, doch er hatte nicht damit gerechnet, so schnell so weit zu kommen. Sie hatten Siennas Griff um Richard lockern wollen, doch wie es aussah, hatten sie ihn komplett gebrochen.
Er sollte Richard wegschieben, Raul wecken und die Sache mit ihm besprechen, doch Richard
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