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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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kannst du nicht hierbleiben und einem armen verrückten Statthalter Gesellschaft leisten.«
    »Ach, hör schon auf mit dem Theater!«, sagte Vandriyan. »Du weißt ganz genau:Wenn du zu mir sagst ›Bleib bitte nicht‹, dann werde ich mit Sicherheit bleiben. Und das Ganze macht dir auch noch Spaß.«
    »Das stimmt, ich gebe es zu.« Greyannah hatte wieder zu seinem scherzhaften Tonfall zurückgefunden. »Aber ich lehne jede Verantwortung ab, falls du dich umbringen lässt. Und dann würde ich dir zu gerne bei deiner unmöglichen Mission helfen, auch wenn ich nicht den geringsten Schimmer habe, wie. Nun sag schon: Wer ist denn die vertrauenswürdige Person, die sich um den Jungen kümmert?«
    Ohne ersichtlichen Grund musste Vandriyan jetzt auflachen, so laut, dass Greyannah ihn wieder ansah, als würde er ihn doch für verrückt halten. »Nun, auf diese Frage habe ich gewartet!«, rief er geheimnisvoll aus. »Aber du wirst mir doch nicht glauben, wenn ich es dir sage.«
    »Verrat es mir trotzdem«, bat der Statthalter. »Ich habe schon so viele verrückte Dinge in meinem Leben geglaubt, da passt das noch in meine Sammlung.«
    »Also schön, ich werde es dir verraten. Aber ich stelle mir schon lebhaft dein Gesicht dabei vor und allein der Gedanke daran bringt mich zum Lachen. Nun denn, erinnerst du dich noch an Mardyan den Einsamen?«
    Greyannahs Gesicht leuchtete auf. »Natürlich erinnere ich
mich an ihn! Wie könnte ich ihn vergessen! Er ist vor achttausend Jahren gestorben, und als er von uns ging, hat er eine große Lücke hinterlassen. Er hatte so eine eigenwillige Art - die gefiel mir ganz besonders. Und wie er kämpfte! Ach, was war das für ein Mann, wenn er kämpfte! Ich habe keinen getroffen, der es mit ihm aufnehmen konnte. Seine Technik war spektakulär, und dabei wirkte alles so elegant - eine wahre Augenweide! Wenn man ihm zusah, blieb man wie gebannt stehen. Nein, den habe ich nie vergessen. Aber was hat der jetzt mit dem Sohn des Königs und deiner Suche zu tun?«
    »Eine ganze Menge«, sagte Vandriyan und seufzte. »Beispielsweise, dass er noch am Leben ist.«

ZWANZIG
    D ER MORGEN WAR sonnig und leuchtend hell. Tyke, der sich die vergangene Nacht unruhig in seinen Laken gewälzt hatte, stand bei Tagesanbruch auf, warf sich einen Umhang um und öffnete die Vorhänge vor der Fenstertür. Ihm genügte ein Blick hinunter, um zu begreifen, dass Atur sich nicht geirrt hatte. Dies würde der entscheidende Tag sein, der Tag der großen Schlacht.
    Obwohl die Sonne gerade erst aufging, wimmelte es auf den Straßen der Stadt nur so vor Leuten, vor allem von Frauen und Kindern, die ihren Besitz wie für eine überstürzte Abreise auf Maultiere und Karren luden. Um die Waffenarsenale drängte sich eine kleine Menge und wartete auf Einlass. Sogar aus dieser Entfernung sah Tyke die himmelblauen Umhänge der Freien Garde im Wind wehen und er spürte ein merkwürdiges Ziehen in der Magengegend. Also war der Moment gekommen.
    Obwohl die Zeit drängte, erledigte er alles, was er vorhatte, ruhig und ohne Hast. Er wusste genau, dass es das letzte Mal sein konnte.Tyke zog sich die Uniform der Freien Garde an, schlüpfte in die Stiefel, hängte das Schwert an den Gürtel, nachdem er überprüft hatte, ob die Klinge auch scharf war. Er warf einen düsteren Blick in den Spiegel. Sein Abbild warf ihm einen geradezu stolz zu nennenden Blick zurück. Noch nie hatte er so sehr wie ein kampfbereiter Krieger ausgesehen wie in diesem Moment.
Doch noch nie war er auch so sicher gewesen, dass der Schein trügen würde.
    Er ging die Treppe hinunter und verließ den Palast. Auf einmal zerrissen drei Glockenschläge die Luft. Sie riefen die Männer zu den Waffen. Es ist so weit, dachte er. Dies war keine Übung mehr. Doch wo war Atur geblieben?
    Tyke ging auf das Tor zu und suchte seinen Freund in der verängstigten Menge, die sich hastig auf die Flucht begab. Schließlich stand er vor der Stadtmauer und dort sah er Atur und die Freie Garde. Die Reiter hatten schon ihre Aufstellung genommen, die meisten saßen im Sattel, nur Atur hielt die Zügel von zwei Schlachtrössern und seufzte erleichtert auf, als er ihn kommen sah. »Jetzt sind wir endlich vollständig«, erklärte er. »Tyke, dein Pferd ist gesattelt. Ich hoffe, du gibst mir die Ehre, an meiner Seite zu reiten, wie du es mir versprochen hast.«
    Tyke nickte stumm und stieg auf sein Pferd. Trotz des Lärms zu beiden Seiten der Stadtmauer konnte er seinen eigenen Herzschlag in

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