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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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der da draußen auf uns wartet, getötet hat! Ihr habt alle durch seine Schuld Schmerz und Qualen erleiden müssen, habt alle seinetwegen Tränen vergossen. Soll er uns wirklich ungestraft davonkommen?«
    Daraufhin erhob sich wütender Protest, auch unter den Zuschauern,
und viele Frauen brachen jetzt in Tränen aus. Das Heer war in Aufruhr und hätte beinahe seine Aufstellung verlassen und damit Atur gehindert, seine Rede zu beenden.
    »Wir werden sterben«, schrie Atur, um das Stimmengewirr zu übertönen, und darauf verstummten alle wieder. »Doch nicht, ehe wir viele von ihnen getötet haben. Und wir werden sterben als Beweis dafür, dass uns keine Kette fesseln kann und wir den Tod der Sklaverei vorziehen. Denn jetzt wird sich dieses Tor öffnen, und wir werden ihnen zeigen, dass wir sie nicht fürchten. Und wenn es das Schicksal will, dass wir alle noch vor dem Abend an der Schwelle zum Jenseits stehen, nun gut, dann sage ich euch: Unsere Feinde sollen uns auf dem Weg dahin begleiten!«
    Fünftausend Ewige und ein Sterblicher zogen wie ein Mann ihre Schwerter. Die Klingen blitzten in der Sonne und aus fünftausend und einer Kehle erhob sich ein furchterregender Aufschrei. Auch Atur zog sein Schwert, dann packte er die Zügel seines Pferdes so fest, dass das Tier sich aufbäumte.
    »Für die Stadt!«, schrie er.
    »Für die Stadt!«, wiederholten fünftausend Ewige und ein Sterblicher.
    »Für die Freiheit!«
    »Für die Freiheit!«, donnerte mit aller Kraft der Ruf der Freien Garde.
    »Und für das Ewige Königreich!«
    Plötzlich öffnete sich quietschend das Tor. Das Schwarze Heer draußen schien beinahe den Atem anzuhalten, als es die fünftausend und einen Mann zur Gänze dort aufgereiht sah, zum Kampf entschlossen, mit gezückten Schwertern, während die Sonne auf ihrem Zaumzeug, den Kettenhemden und ihren Helmen blitzte. Nur Artur, der allen voran mit erhobenem Schwert vorwärtsgaloppierte, trug keine Rüstung.
    »Attacke!«, schrie er, und die Freie Garde wiederholte es wie
mit einer Kehle, einen Schlachtruf, der vor Zorn und Mut bebte, der Schrei von Männern, die den Tod nicht fürchteten.
    Atur peitschte mit den Zügeln auf den Hals seines Pferdes ein und galoppierte vorwärts, mit wehenden Haaren. Sein Hals schmerzte, weil er so laut schrie, und dennoch hörte er nicht auf. Ein befreiender, hoher, klarer Schrei erhob sich über alle anderen, erschreckte das Schwarze Heer und ließ es gegen seinen Willen zurückweichen. Einen Augenblick lang erfasste auch die Freie Garde Unsicherheit, doch dann gingen die Männer zum Angriff über, allen voran der Regent auf seinem grauen Hengst. Tyke, den der gemeinsame Ausfall der Fünftausend etwas überrascht hatte, war ein wenig zurückgeblieben und hatte in der Nachhut Gelegenheit, den Moment des Zusammentreffens mit dem Feind zu beobachten. Die Männer der Freien Garde drangen mit dem Mut der Verzweiflung und mit der Kraft, die ihnen aus ihrer durchlittenen Qual erwuchs, in die ersten beiden Reihen des Gegners ein. Sie durchbrachen sie und schlugen die Feinde nach hinten in die Flucht.
    Der äußere Teil des feindlichen Heers bestand ausschließlich aus Kobolden und Goblins, die bei dem Zusammenprall sogleich kehrtmachten, den Rückzug antraten und versuchten, der Wucht der Reiter auszuweichen. Die Schwerter der Ewigen zuckten, Pferdehufe galoppierten über den harten Boden, Blut spritzte heiß und rot auf, ergoss sich über Waffen, Erdreich und Hände. Und die fünftausend und ein Mann folgten ihren beiden Anführern im Angriff, sie fürchteten nicht einmal den Tod. Der Feind wich zurück, Tyke hob sein Schwert mehr, um damit Furcht zu erregen, und sah sich nach Atur und dem Regenten um. Er entdeckte sie nicht weit von ihm entfernt.Taliman wirkte völlig verändert, sein Gesicht war hart und grausam, genauso blutbefleckt wie Schwert und Rüstung, seine Haare hatten sich gelöst und hingen ihm nun wirr über die Schultern, seine Augen waren starr auf den Feind gerichtet. Atur kämpfte in seiner Nähe, schwang
sein Schwert durch die Luft, und Tyke bemerkte erstaunt, dass er lachte, dem Feind und dem Tod und dem Schicksal ins Gesicht lachte mit der Unverfrorenheit eines Mannes, der keinen guten Grund zum Weiterleben hatte, aber auch noch keinen gefunden hatte, weshalb er sterben sollte.
    Tyke trieb sein Pferd zu seinem Freund hin und erreichte ihn genau in dem Augenblick, als die Anführer des Schwarzen Heeres wütend die Goblins und Kobolde wieder gegen die

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