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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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stehende Wasser roch sehr stark und unangenehm. Ab und zu sah man plötzlich einen Fisch an der Oberfläche auftauchen, der jedoch sofort wieder verschwand. Weitere Lebenszeichen gab es nicht, außer den Schwärmen von Mücken, die sie quälten, seit sie die Sümpfe betreten hatten.
    »Eklige, kleine Blutsauger!«, rief Lyannen wütend aus, nachdem er zwei zermürbende Stunden damit verbracht hatte, sich ständig zu kratzen. Seine Arme und Beine waren inzwischen mit Stichen übersät, obwohl er ein langärmeliges Hemd trug, die Hose ebenfalls bis ganz nach unten reichte und er darüber noch seinen Reiseumhang gewickelt hatte. Ganz besonders ärgerte es ihn, dass die Mücken ihn vor allem im Gesicht und an den Stellen des Oberkörpers, die der Mantel nicht bedeckte, mit Stichen gezeichnet hatten. Es juckte furchtbar. Lyannen wollte lieber nicht daran denken, was für einen Anblick er gerade bot.Außerdem legten die aus dem Sumpf aufsteigenden Dämpfe sich wie eine feuchte, klebrige und erstickende Dunstglocke über alles und sorgten dafür, dass ihre Seidengewänder an der Haut festklebten. Nur der Umhang aus festem blauem Stoff bot ihm ein wenig Schutz gegen die lästigen Tiere. Halblaut fluchend wickelte er ihn so eng wie möglich um sich.
    »Verdammt noch mal!«, rief jetzt Drymn hinter ihm. »Diese lästigen kleinen Viecher! Gibt es irgendeine Möglichkeit, sie loszuwerden?«
    »Zerquetsch sie«, empfahl ihm Validen. »Wenn du sie erwischst. Ich jedenfalls habe inzwischen aufgegeben.« Er hatte zwei Stunden lang ohne nennenswertes Ergebnis mit den Händen aufs Geratewohl auf die Luft eingeschlagen.
    »Unmöglich, es sind einfach zu viele.« Lyannen setzte sich die Kapuze auf und versuchte so, wenigstens das ständige Surren der Mücken von sich fernzuhalten. »Und dann sind sie winzig. Wer hätte gedacht, dass so kleine Viecher so lästig sein könnten?«

    »Anscheinend hat niemand von euch je Flöhe gehabt«, sagte Slyman. »Da sehnst du dich nach den Mücken zurück.«
    »Und wenn man dann bedenkt, dass diese Sümpfe bewohnt sind!«, rief Drymn ungläubig aus. »Wie halten die das nur aus?«
    »Na ja, die werden wohl oben in Pfahlbauten leben«, vermutete Lyannen. »Vielleicht kommen die Mücken da nicht hin.«
    »Hast du schon mal gehört, dass Mücken fliegen können?«, fragte Validen, der wieder, wenn auch weiterhin erfolglos, versuchte, die Plagegeister zu erschlagen.
    »Außerdem leben hier Gnome«, sagte Lyannen. »Ich weiß nicht, ob Mücken auch Gnome stechen.«
    »Ich glaube kaum«, entschied Slyman und warf einen finsteren Blick auf Rabba Nix, der in seiner üblichen knappen Tracht und mit einem unerträglichen Lächeln auf den Lippen neben ihm herlief.
    »Anscheinend saugen sie lieber Elbenblut«, bemerkte der Ka-da-lun grinsend. Alle starrten ihn empört an, und er wedelte lässig eine Mücke weg, die ihn umschwirrte.
    »Wen nennst du hier Elbe?«, fuhr Validen auf und warf Rabba Nix einen vernichtenden Blick zu.
    »Und wen nennst du hier Gnom?«
    »Bitte, Jungs, hört auf damit.« Lyannen kratzte sich die Nasenspitze, weil sie unerträglich juckte. »Ich möchte wirklich wissen, wie Ventel das macht.«
    Der lief wie üblich an der Spitze des Zuges. An seiner Seite Irdris, die die Sümpfe besser kannte als er und ihm riet, wohin er sich wenden sollte. Beide schienen unempfindlich gegen die Mücken zu sein.
    »Und ich möchte wirklich wissen, wie wir das heute Nacht machen sollen«, sagte Dalman trocken. Er war bis jetzt vor ihnen hergelaufen, hatte sich nur unauffällig gekratzt und sich nicht laut beklagt wie die anderen.
    »Heute Nacht?« Lyannen runzelte die Stirn. »Was ist das Problem?
Na gut, wir werden bei der Feuchtigkeit kein Feuer anzünden können. Aber ich glaube nicht, dass das weiter schlimm ist. Dieser Abschnitt der Sümpfe scheint zumindest unbewohnt zu sein. Es ist zu morastig, als dass hier jemand leben könnte. Außer den Mücken natürlich«, fügte er hinzu und zerklatschte eine in der Luft.
    »Das Problem liegt darin, dass das hier ein ganz schlechter Platz für ein Nachtlager ist«, erklärte Dalman kurz angebunden. »Zu blöd, dass man zwei Tage braucht, um die Weißen Sümpfe zu durchqueren. Nachts ist die gefährliche Zeit. Und man kann kein Feuer anzünden, weil es zu feucht ist. Und ich will mal sehen, ob du hier auch nur eine Handbreit festen Untergrund findest, wo du ein Zelt aufstellen kannst, ohne dass du einsinkst.« Zur Bekräftigung seiner Worte stampfte er mit

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