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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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der großen Weite über ihm. Da bemerkte er, dass der Glanz der fernen Sterne sich merkwürdig in dem silbernen Stern an seinem Hals spiegelte. Seine Finger fuhren über das kalte Metall, als wollte er dieses Licht fassen, und der kühle Windstoß kroch ihm den Rücken hinauf. Hol mir einen Stern, hatte er seinen Vater vor so vielen Jahren gebeten, und Vandriyan hatte ihm dieses wunderbare
kühle Kettchen um den Hals gehängt.Vandriyan, der mit seinen Fingern bis an den fernen Himmel greifen konnte.
    Das Leben seines Vaters war zu kostbar, um es so aufs Spiel zu setzen. Im ganzen Königsreich gab es keinen Zweiten wie ihn. Lyannen berührte ganz zart den Stern an seinem Hals. Dabei spürte er, dass er wie ein Symbol seiner Pflicht gegenüber Vandriyan war. Der Hauptmann hatte ihm damals, in jener fernen und wunderbaren Nacht, sein Vertrauen geschenkt. Jetzt war es an Lyannen zu beweisen, dass er des Vertrauens würdig war.
    Aber würde der Hohe Rat es einem wie ihm gestatten, sich auf ein so großes Unternehmen zu begeben, wo sie ihm, dem Halbsterblichen, schon nicht erlaubt hatten, zusammen mit den jungen Ewigen in die Schlacht zu ziehen? Wenn ihm noch nicht einmal ein Platz als einfacher Fußsoldat zugestanden worden war, wie konnte er dann hoffen, dass man ihm die Verantwortung für etwas übertrug, das sogar die Möglichkeiten eines Mannes, wie sein Vater einer war, überstieg?
    Seufzend wandte Lyannen den Blick von der nächtlichen funkelnden Pracht des Himmels ab und stand auf. Ihm waren weder Ruhm noch Hoffnung bestimmt. Höchstwahrscheinlich würde er den Weg niemals erfahren, den die Sterne ihm vorgezeichnet hatten. Nicht ihn würde man auswählen, sich für Eileen zu jenem fernen Ort zu begeben, an dem sie gefangen gehalten wurde, obwohl er mehr als jeder andere das Recht und sogar die Pflicht dazu empfand. So wie es ihm nicht gestattet war, Eileen zu lieben, würde er auch nie sein Leben für sie aufs Spiel setzen dürfen. So etwas würde man einem Halbsterblichen niemals zugestehen.
    Doch er wusste nun genau, dass er alles getan hatte, was in seiner Macht stand, und dass er sogar noch darüber hinausgegangen war. Wenn es noch eine Gerechtigkeit gab, würden die Götter und der Hohe Rat das berücksichtigen.

    »Vandriyan?«
    Die Laken raschelten, als Sasha zu ihm ins Bett kam. Es war tief in der Nacht, ein schwacher Lichtschimmer drang durch die geschlossenen Fensterläden; nur in der Ferne waren noch leise Geräusche zu vernehmen. In der beinahe undurchdringlichen Dunkelheit hob sich Vandriyans nackter Oberkörper kaum merklich. Der Hauptmann starrte mit weit geöffneten Augen an die Decke. Seit so vielen Jahren schloss er sie nicht einmal mehr zum Schlafen. Immer war er auf der Hut, auch in Zeiten des Friedens. Umso mehr im Krieg. Durch schmerzvolle Erfahrungen hatte er lernen müssen, dass man nicht einmal unter seinem eigenen Dach sicher war. Er spürte Sashas warmen Körper neben sich, und aus irgendeinem Grund ging ihm dabei als Erstes durch den Kopf, dass die Nächte nun allmählich kälter wurden. Der Winter stand vor der Tür, die Jahreszeit, in der alles abstirbt, sogar im Ewigen Königreich. Die Natur hatte das so eingerichtet, damit alles im Frühling wie durch ein Wunder wieder erwachen konnte. Auch diesmal hatten sie dafür Sorge zu tragen, dass der Krieg sie nicht abhalten würde, zu neuem Leben zu erblühen, dass dieser Winter nicht der letzte für das Ewige Königreich sein würde und der letzte für Eileen, die einzige Tochter und damit Thronfolgerin des Sire, der seit so langer Zeit schon verwitwet war.
    »Ich bin da«, sagte er leise, und es schien, als würde die Dunkelheit auch die Geräusche dämpfen. »Mir gehen zu viele Dinge durch den Kopf.« Er spürte, wie Sasha ihre Hand auf seine Brust legte, und er hinderte sie nicht daran. An der Front war er so lange Zeit von ihr getrennt gewesen, und in Kriegszeiten kann sich nicht einmal der Beste aller Krieger sicher sein, dass er wieder heimkehrt.Wie jedes Mal hatte er darauf gewartet, zu ihr zurückkehren zu können, und wie jedes Mal war es ihm wie ein Geschenk erschienen. Aber er konnte sich dieser vorübergehenden Freude nicht hingeben, konnte sich nicht blindlings an diesem Geschenk erfreuen.

    »Er ist nicht hereingekommen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Erinnerst du dich noch daran, als er kleiner war, Vandriyan? Er hat sich immer da draußen zurückgezogen, wenn er traurig war. Aber ich war immer in der Lage, ihn zu

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