Gefaehrten der Finsternis
an der Schulter immer noch der beste Schütze des gesamten Königreiches. Die Sehne seines Bogens knallte laut und sandte einen Pfeil aus, der genau getroffen hätte, hätte Attilis Vyrkan ihn nicht zuvor bemerkt. So wich der Dämon nur elegant dem Pfeil aus und lachte höhnisch hinauf zur Mauer, während er gleichzeitig den Leuten mit dem Rammbock ein Zeichen gab, nicht nachzulassen.
Der erste Schlag ließ das Tor lautstark erzittern. Beim zweiten ächzten die Angeln. Beim dritten fiel die Hälfte der Holzbalken ab, die es verstärken sollten. Greyannah fluchte, während der Rammbock zum vierten Mal zustieß, und schreckte damit einen guten Teil der Männer auf, die herbeigelaufen waren, um die Befestigung zu verstärken.
»Alle zum Nordtor«, schrie er. »Das Tor darf nicht fallen! Es ist noch niemals gefallen und das wird auch heute nicht geschehen!«
Die Männer rannten dorthin und beeilen sich, es nach allen Kräften zu verstärken. Die Bogenschützen auf den Mauern konnten zwar einige der Goblins und Kobolde töten, die den Rammbock stützten, und damit den Ansturm vorerst aufhalten.Venissian trieb sie erbarmungslos an und kämpfte selbst wie eine rächende Furie. Doch die Schulterwunde beeinträchtigte ihn, und der tapfere Ewige hätte wirklich etwas Ruhe gebraucht - das Letzte, was er sich jetzt zugestehen durfte.
Attilis Vyrkan grinste boshaft, während er beobachtete, wie Venissian sich abmühte, die Untoten zurückzudrängen und von den Leitern zu verjagen. Mit seinen klauenbewehrten Fingern zog der Dämon einen langen Dolch mit einer gewundenen Klinge. Auf dem Griff waren magische Symbole eingraviert. Der Dämon fuhr mit einem Finger darüber und murmelte etwas in seiner Sprache. Daraufhin erglänzte die Klinge in bleichem Licht.
Attilis Vyrkan erhob den Dolch über die Schulter und zielte. »Stirb, Elbe«, zischte er. Und warf die Waffe mit der unglaublichen Kraft seines dürren Armes.
Der Schrei aus Venissians Kehle durchschnitt gellend die Luft und übertönte jeden anderen Kampflärm. Von einer Welle aus Schmerz überwältigt, fiel Venissian auf die Knie und legte die Hände an die Brust, dorthin, wo ihn der Dolch bis ans Heft durchbohrt hatte. Jetzt schien es an der Stelle zu brennen, schien sein Fleisch zu verbrennen. Sein Atem ging mühsam, keuchend, und sein Mund schmeckte süßlich nach Blut. Mit letzter Kraft zog er den Dolch aus der Wunde. Das Blut strömte heiß und kräftig hervor, und Venissian fühlte, wie seine Kräfte nachließen, wie er ohnmächtig wurde. Als er die magischen Zeichen auf dem Griff des Dolches sah, kräuselte ein düsteres Lächeln seine Lippen. »Taleth«, sagte er leise mit letzter Kraft. »Alter Freund, nun bist du verloren.«
Dann entfiel der Dolch seinen verkrampften Händen und Venissian sank auf dem Boden zusammen.
Im gleichen Moment hörte man das Geräusch von brechenden Balken. Und sofort darauf Greyannahs Fluchen. »Verdammt, das Südtor!«, erklang sein Gebrüll. »Das war ein verdammter Trick! Was bist du doch nur für ein verfluchter Idiot, Greyannah!« Seine Augen richteten sich sofort auf die Männer, die noch kämpften, um die Barrikade hier aufrechtzuerhalten. »Jemand von euch muss sofort zum Südtor, bevor der Feind es schafft, in unsere Mauern einzudringen!«
Während die Verteidiger damit beschäftigt waren, den Rammbock am Nordtor und die Untoten ringsum abzuwehren, hatte eine Schar von Goblins und Sterblichen unbemerkt einen zweiten Rammbock gegen das Südtor geführt, das beinahe unbewacht geblieben war. Die ersten Stöße des Rammbocks hatten die Hälfte des Tors zerstört, und man versuchte nun mit Gewalt, auch noch den Rest niederzureißen, um sich den Weg ins Innere zu bahnen. Und hatte es beinahe geschafft.
Nach einem ersten Moment der Verwirrung ergriffen Amannon und der Sire die Initiative. Dank seines frisch gestärkten Kampfgeistes, der nach all den Jahrtausenden des Friedens neu erwacht war, übernahm Myrachon jetzt das Kommando über die verbliebenen Truppen im inneren Mauerring. Das Tor, das sie vom äußeren Mauerring trennte, wurde geöffnet, und der Sire durchquerte es als Erster, gefolgt von Slyman, beide zu Pferde, und dann von den übrigen Soldaten. Sie kamen gerade noch zurecht, bevor das Tor endgültig nachgab und der Feind in das Innere der Feste strömte. Noch einmal wusste der Sire instinktiv, was zu tun war. Aufrecht auf seinem Pferd sitzend, sah er sich um, ob Slyman noch an seiner Seite ritt, dann gab er
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