Gefaehrten der Finsternis
Vandriyan liefen, bis an die Zähne bewaffnet, mit Kettenhemden unter ihren leichten Seidengewändern durch die Festung und gaben laut Befehle aus. Der Sire selbst - er trug den königlichen Helm mit dem Federbusch auf dem Kopf - begleitete sie zusammen mit Aldrivin und Slyman. Letzterer trug das Schwert des Einsamen am Gürtel und glänzende Puls- und Knöchelschienen aus Silber. Den mit bunten Federn geschmückten Helm trug er noch unter dem Arm.Ventel führte gemeinsam mit dem Regenten die Truppen der Letzten Stadt an: Sechzig wehrhafte Männer waren es gerade noch. Auch er trug nun wieder die Uniform der Freien Garde und hatte sich seinen Umhang aus Mondseide über die Schultern geworfen.
Sie hatten die Wachen auf den Mauern verstärkt. Männer in hellblau-silberner Uniform liefen die Wehrgänge ab und beobachteten jede Truppenbewegung des Feindes, während die besten Bogenschützen unter Venissians Kommando ihre Waffen spannten und deren Funktionstüchtigkeit überprüften. Sie waren nun zwischen den Zinnen und hinter den Schießscharten postiert, und zwar auf beiden Mauerringen. Bei ihnen hielten sich vierzig der siebzig Amazonen auf, die Ayanna mitgebracht hatte, ebenfalls mit Bogen ausgerüstet.
Die anderen Amazonen hatten sich der Infanterie angeschlossen, die unterhalb des äußeren Mauerrings Aufstellung genommen hatte. Sie wurden von einem Teil des Geflügelten Sturms unterstützt, und zwar von der Abteilung von Fardan dem Jüngeren, zu der auch Gershir gehörte. Selennian, der blutjunge Hauptmann der Infanterie, schritt sichtlich nervös die Reihen seiner Männer ab. Auf dem inneren Mauerring hatten weitere Schützen Aufstellung genommen: Es waren die Krieger mit den Langbogen aus Mymar. Hinter der Infanterie hielt sich etwa die Hälfte von Theresians Leuten bereit, unter dem Kommando des Halbdämons. Sie bildeten mit den Leuten aus der Goldenen Stadt drei ziemlich chaotische Reihen. Alle anderen warteten im Schutz der Feste und des ersten Mauerrings, bereit, im Notfall sofort einzugreifen.Tyke war bei ihnen und Lyannen mit seinem Bund der Rebellen. Eigentlich war vorgesehen, dass auch der Sire und Slyman bei ihnen bleiben sollten, obwohl der König erklärt hatte, er wolle an der Spitze seiner Männer in den Kampf ziehen. Drinnen in der Feste sollte Fardan der Ältere vom Geflügelten Sturm gemeinsam mit Ventel und Amannon aus Ardistar das Kommando übernehmen.Vandriyan hingegen sollte Greyannah im äußeren Hof unterstützen, der den heftigsten Angriffen ausgesetzt sein würde, und zwar gemeinsam mit Fardan dem Jüngeren, Theresian und Selennian.
Die Kavallerieabteilungen waren in den Stallungen geblieben,
da sie in einer Schlacht, die nicht auf dem offenen Feld ausgetragen würde, mehr hinderlich als nützlich wären, aber trotzdem hatten sowohl Damarius aus Irgist als auch Elenis von der Regulären Kavallerie ihre Männer so aufgestellt, dass sie im Notfall zu Fuß eingreifen konnten. Nur Brandan Stolzblitz hielt seine Berittenen Blitztruppen zurück. Er wollte nicht mehr als nötig riskieren und seine fünfhundert Recken nicht vergeblich in den Tod schicken.
Im Schutz des innersten Mauerrings wartete Lyannen und beobachtete aufmerksam alles, was um ihn herum geschah. Er wusste, dass der Feind niemals nachts angreifen würde, dass er aber in der Dunkelheit ungestört seine Vorbereitungen treffen und dann bei Tagesanbruch losschlagen konnte. Lyannen sah sich suchend nach seinen Gefährten um und stellte fest, dass sie genauso angespannt waren wie er, so kriegerisch sie auch mit den Waffen und Rüstungen wirkten, die man ihnen übergeben hatte. Auch Lyannen hatte ein Paar Beinschienen und ein gutes Kettenhemd erhalten, doch in einem Augenblick tollkühnen Stolzes hatte er abgelehnt, einen Helm zu tragen. Er wollte, dass der Feind seine rabenschwarzen Haare sah.
Tyke an seiner Seite trug ebenfalls keinen Helm.Außer den Ellenbogen- und Knieschützern aus Leder hatte er nichts als sein Schwert, eine lange, blitzende Klinge, deren Griff mit schwarzen Opalen übersät war. Und auch er stand schweigend da und wartete. Wie alle übrigen.
Die Nacht verging wie im Traum, man spürte den warmen Atem der Männer, die sich dicht aneinanderdrängten und ihren düsteren Gedanken nachhingen. Dort draußen erwartete sie der Tod. Hände in Handschuhen fuhren liebevoll über die Klingen der Schwerter, die Finger der Bogenschützen erkundeten die Biegsamkeit ihrer Bogen. Die Männer auf den Befestigungsmauern
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