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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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gaben mit teilnahmsloser Stimme Botschaften weiter. Einigen gelang es, auf der Erde zusammengerollt, ein wenig zu schlafen.
Lyannen gehörte nicht dazu. Wieder spürte er keine Müdigkeit. Doch Tyke war eingeschlafen, sein Kopf war auf die Schulter seines neuen Freundes gesunken, und seine Brust hob und senkte sich sanft, während er durch die halb geöffneten Lippen leise atmete.
    Bei Tagesanbruch waren alle wach und gespannt wie die Sehne eines kampfbereiten Bogens. Eine Wache stieg von den Befestigungsmauern herab, um mit Greyannah zu sprechen, und kurz drauf begab sich ein zweiter Mann zu Fardan und Amannon. Da beinahe kein Laut zu vernehmen war, konnte Lyannen mühelos verstehen, was der Bote sagte.
    »Der Feind bewegt sich, Herr.« Er zog die Schultern hoch, als wäre er verängstigt, aber er ließ seine Stimme so fest klingen, wie es ihm möglich war. »Ein Dämon erteilt ihnen Befehle, aber er spricht in seiner Sprache. Herr Theresian konnte es übersetzen, doch nur teilweise. Sie nähern sich uns von drei Seiten mit Leitern und Herr Selennian hat zur Sicherheit einige seiner Männer zum Südtor geschickt. Trotzdem scheinen sie nicht zu glauben, dass sie das Tor niederrammen können. Es sieht eher so aus, als wollten sie darübersteigen und es dann von innen öffnen.«
    »Da haben sie sich aber verrechnet«, antwortete Amannon knapp. »Jedenfalls schicke ich fünfzig meiner Leute zum Südtor. Man kann nie wissen, was die sich noch alles einfallen lassen. Noch etwas?«
    »Jawohl, Herr.« Der Soldat senkte den Kopf. »Das sind keine Goblins, die sie mit den Leitern vorschicken. Es sind Untote.«
    »Untote!« Fardan der Ältere fluchte laut. »Bei allen Göttern, die haben einen guten Strategen dabei. Ein genialer Einfall, die Untoten vorzuschicken. Goblins und Kobolde kann man von den Leitern werfen, dann segeln sie runter, brechen sich alle Knochen und man ist sie los. Die Untoten hingegen rappeln sich auf und greifen wieder an. Die muss man verbrennen.«
    »Daran hat Herr Venissian schon gedacht«, meldete sich respektvoll
der Soldat. »Er hat die Männer dort mit Fackeln und brennbaren Pfeilen ausrüsten lassen.«
    »Sehr gut. Dann warten wir also ab.« Amannon entließ den Soldaten mit einer Handbewegung und der kehrte an seinen Posten auf der Mauer zurück.
    Da hörte man aus der Ferne einen Schrei und wildes Getrampel. Die Untoten, diese schreckliche Wesen mit der wächsernen Haut und dem verfaulenden Fleisch, das in Fetzen an ihnen herunterhing, sodass man hier und da die Knochen durchscheinen sah, schoben die Leitern auf Syrkuns Mauern zu.
    Ein zweiter Schrei, diesmal war es die klare Stimme eines Ewigen, hallte über die Mauern und Bogenschützen. Ewige wie Amazonen legten wie ein Mann ihre brennenden Pfeile ein. Dann brüllte Venissian einen zweiten knappen Befehl. Die Bogen schnellten knallend die erste Breitseite ab und von den Untoten hörte man grässliche Schreie. Der Trick mit dem Feuer hatte funktioniert, die vorderste Linie der Feinde wurde vernichtet, bevor sie ihren Angriff bis an die Mauern herantragen konnte. Doch hinter ihnen kamen andere und dahinter noch mehr und obwohl die Bogenschützen mit jedem Schuss trafen und Dutzende von Opfern niedermähten, bewegten sich die Untoten mit den Leitern unerbittlich vorwärts, und es kümmerte sie nicht, ob sie über ihresgleichen hinwegtrampelten - über andere Untote, die das Feuer verzehrte. Sie kamen immer näher, und für jeden, der fiel, standen drei andere bereit, um den Platz einzunehmen. Venissian fluchte, als sich ein Pfeilhagel aus den Reihen von Lucidious’ Bogenschützen erhob. Sie schossen beinahe aufs Geratewohl und versuchten vor allem, die Ewigen an ihrem Tun zu hindern, doch einige trafen ins Ziel, sodass zwei oder drei Männer nach hinten fielen, während andere sich beeilten, die rotgefiederten Pfeile aus harmlosen Wunden zu entfernen.
    »Bleibt unten«, brüllte Venissian. Er achtete der Pfeile nicht, die ihm um die Ohren flogen, und vernichtete mit einem Feuerpfeil
einen Untoten, dem es gelungen war, seine Leiter bis an die Mauern heranzubringen. »Bleibt unten und zielt durch die Schießscharten. Bietet ihnen kein Ziel!«
    Gleichzeitig hörte man, wie jemand einen anderen Befehl vom inneren Mauerring schrie. Die Schützen aus Mymar spannten ihre Langbogen und schossen eine Salve Pfeile auf die Sterblichen jenseits der Befestigungsmauern ab.
    Aber sosehr sich Venissians Männer auch anstrengten - die ersten Leitern hatten

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