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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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konnte gewiss nicht nach ihnen suchen, nicht während jeder, dem er begegnete, ihn töten wollte. Keuchend vor Anstrengung zog er sein Schwert aus dem toten Körper eines Koboldes und sah sich um.
Eine zum Glück nur leichte Verletzung brannte auf seiner rechten Wange. Die Gesichter der Ewigen, die in seiner Nähe kämpften, waren ihm alle unbekannt. Die Schlacht schien ausgeglichen, jedenfalls im Augenblick, doch die zahlenmäßige Überlegenheit lag alles in allem auf Seiten des Feindes, dessen Anführer sich jedoch immer noch nicht blicken ließ.Von Eileen war nicht die geringste Spur zu entdecken. Lyannen nutzte die Tatsache, dass im Augenblick niemand auf ihn zu achten schien, und bewegte sich unsicher ein wenig vorwärts. Er hätte lieber Seite an Seite mit seinen alten Freunden gekämpft, mit Drymn, Elfhall und Validen. Er konnte sie ja suchen gehen, wenn ihn nicht vorher jemand hinterrücks niederstach.
    Wie als Bestätigung seiner düsteren Überlegung packte ihn jemand mit eisenhartem Griff an der Schulter. Lyannen wandte sich langsam um, in der Hoffnung, es sei vielleicht Ventel oder sein Vater, und wusste doch genau, dass es nicht so war. Seine Augen weiteten sich angstvoll, als er aus nächster Nähe in das grinsende Gesicht eines Dämons blickte. Der lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln, sondern eine boshafte Grimasse, die seine spitzen Zähne entblößte. Der Dämon hatte lange himmelblaue Haare und Augen von so hellem Grau, wie Lyannen es noch nie gesehen hatte. Er hatte nichts als einen grauen Lumpen um die Hüften geschlungen, doch zum Ausgleich trug er einen breiten Gurt, von dem eine reichhaltige Auswahl an Waffen herunterhing, die alle mit Blut befleckt waren. Mit einer seiner grauen Klauen zog er die Umrisse von Lyannens Verletzung nach und schnalzte mit den Lippen.
    »Das ist nur ein kleiner Kratzer«, sagte er mit tiefer, unangenehmer Stimme. »Es hätte dich viel schlimmer treffen können. Suchst du jemanden?«
    »Also, dich bestimmt nicht«, antwortete Lyannen so bestimmt er konnte. Er umklammerte weiter sein Schwert mit der Rechten und seine Linke ging zu dem Sternenanhänger im Ausschnitt seines
Hemdes. Doch da wurde ihm klar, dass er nicht wusste, wie er ihn einsetzen konnte, und sein Arm fiel kraftlos herunter. »Der Zauber zeigt sich nicht immer«, hatte ihm Ventel gesagt. Halblaut verwünschte Lyannen die Magie. Jetzt blieb ihm nur noch die Sicherheit, eine gute Waffe zu besitzen.
    Der Dämon hielt ihn immer noch so fest an der Schulter gepackt, dass es schmerzte. Er zog ein langes Schwert aus dem Gurt und ließ es vor Lyannens Augen hin und her schwingen.Auf dem Griff waren Zauberzeichen eingeritzt. »Weißt du, was das ist?«, fragte er zischend. »Das ist eine Talethklinge. Sie trifft immer tödlich und verfehlt nie ihr Ziel. Sie wird auch der eiserne Tod genannt. Deshalb gib jetzt dein Bestes, wenn du nicht spüren willst, wie viel Schmerz sie bereiten kann.« Er kicherte boshaft. »Ach, ich vergaß:Wenn du versuchst zu fliehen, hast du sie gleich zwischen deinen Schulterblättern stecken. Habe ich mich klar ausgedrückt? Gut. Dann, en garde , mein Kleiner!«
    Lyannen hatte noch den verrückten Wunsch zu fliehen, aber er hätte dem Dämon um nichts in der Welt den Rücken zugedreht. Er versuchte, die Hände seines Gegners zu treffen, um ihn so vielleicht zu entwaffnen, aber der parierte blitzschnell seinen Hieb und erwiderte ihn mit einem weiteren Schlag, dem Lyannen nur um Haaresbreite ausweichen konnte. Schon bald fand Lyannen sich in der Defensive und wich unter den tödlichen Hieben seines Gegners ständig zurück. Er hatte noch nie einen so geschickten und schnellen Kämpfer gesehen. Hätte er nicht ein Kettenhemd getragen, wäre Lyannen schon einige Mal schwer verwundet worden. Dafür hatten sich unter dem heftigen Druck der Klinge die Metallringe in sein Fleisch gebohrt und bereiteten ihm unablässig Schmerzen.
    Der Dämon, der nur mit ihm spielte, machte sich nun einen Spaß und kommentierte alles, was er tat. »Ausfallschritt und Hieb nach vorn, rechts, links, Parade nach rechts - oh, tut mir leid, mein Kleiner, reingefallen, das war jetzt eine Finte!«

    Brüllend vor Schmerz hielt Lyannen sich die Schulter, wo die Talethklinge ihm das Fleisch bis auf den Knochen durchbohrt hatte. Die Wunde brannte so stark, als wäre die Waffe vorher in Säure getaucht worden. Mit einem letzten kleinen, beinahe trägen Schlag seiner Klinge schleuderte der Dämon Lyannens

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