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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Schwert mindestens zwanzig Meter weit weg, und kurz darauf sank Lyannen mit Tränen in den Augen wegen der Schmerzen auf die Knie.
    »Wie heißt es so schön: gespielt und verloren«, verhöhnte ihn der Dämon. »Du kannst dich ja in einem anderen Leben dafür schadlos halten.« Er hob sein Schwert hoch empor. »Jetzt ist es wirklich Zeit, dem ein Ende zu setzen!«
    »Das glaube ich allerdings nicht!«
    Lyannen riss die Augen weit auf, verblüfft, dass er noch nicht tot war. Jemand hatte sich zwischen ihn und den Dämon gestellt. Er war ganz in Weiß gekleidet, trug keinen Schutz, nicht einmal einen Helm auf dem Kopf und hielt ein langes Schwert in der Hand. Seine schulterlangen silbernen Haare waren in einer kunstvollen Frisur aus Zöpfen und Strähnen zusammengenommen.
    Dalman wechselte das Schwert von einer Hand in die andere. »Das macht dir Spaß, was?«, knurrte er. »Es ist leicht, einen Mann anzugreifen, der am Boden liegt. Mal sehen, ob dir das auch bei mir gelingt!«
    »Mit dem größten Vergnügen!«, erwiderte der Dämon und starrte ihn hasserfüllt an.
    Die beiden griffen im gleichen Moment an und die Klingen ihrer Schwerter kreuzten sich mit einem dumpfen Klirren, wobei die Funken sprühten. Dalman kämpfte wie eine rächende Furie, geschickt, schnell, und sehr bald sah man, dass er seinem Gegner ebenbürtig war. Beide bissen die Zähne zusammen und wendeten alle Tricks und Finten an. Keiner von ihnen achtete auf Lyannen, der wie gelähmt die Szene beobachtete. Der Zweikampf
war zu einem Wettstreit von Geschicklichkeit und Technik geworden, in dem die beiden Gegenspieler beinahe gleichauf lagen. Beide waren hervorragende Schwertkämpfer. Und auf jeden Hieb, den der eine versetzte, folgte gleich eine Parade und ein Gegenschlag des anderen. Lyannen wurde klar, dass beide auf diese Weise noch stundenlang weiterkämpfen konnten, bis einer von ihnen einen Fehler machen würde.
    Doch im Gegensatz zu Dalman kämpfte der Dämon nicht offen und ehrlich. Er hatte keine Lust, noch weiter gegen einen so gefährlichen Feind anzutreten, wenn er sich anders von ihm befreien konnte. Also nutzte er den Umstand, dass Dalmans Aufmerksamkeit ganz auf den Zweikampf gerichtet war, um heimlich einen Dolch aus dem Gurt zu ziehen, und dann, blitzschnell, ehe Dalman es noch bemerkte, zielte er und warf ihn.
    Dalman schrie auf und fiel zu Boden. Es war ein schlimmer, gut platzierter Wurf gewesen. Der Dolch hatte seinen Knöchel durchbohrt und die Sehnen durchtrennt. Ausgeschlossen, dass Dalman noch einmal aufstehen konnte. Doch er hatte sein Schwert noch in der Hand und richtete seine violetten Augen fest auf die blassgrauen des Dämons.
    »Das war ein unerlaubter Schlag!«, flüsterte er, während ihm ein dünner Faden Blut aus der Wunde rann.
    Der Dämon kam näher und beugte sich über ihn. Die Talethklinge funkelte tödlich, bevor der Dämon sie bis zum Heft in Dalmans Brust versenkte, der daraufhin einen markerschütternden Schrei ausstieß. Der Dämon lächelte höhnisch. »Auf Wiedersehen, Herr Held«, flüsterte er ihm zu.
    »Nicht auf Wiedersehen, auf Nimmerwiedersehen!« Dalman nahm all seine Kraft zusammen und versetzte ihm, das Schwert mit beiden Händen führend, einen letzten Hieb. Dunkelrotes Blut spritzte auf, während der Kopf des Dämons über den Boden rollte, den er mit einem Hieb abgeschlagen hatte. Einen Augenblick konnte man noch das erstarrte höhnische Grinsen auf
den Lippen des Dämons sehen, bevor Kopf und Körper zu einem Häufchen Asche zerfielen, das der Wind davontrug.
    Das Schwert glitt aus Dalmans Händen. Stöhnend riss er sich die Dämonenwaffe aus der Brust, dann sank er nach vorn auf den Boden, während ein Blutschwall aus seiner offensichtlich tödlichen Wunde strömte.
    Lyannen steckte hastig sein Schwert in den Gürtel und rannte ungeachtet der Gefahren zu seinem Freund hinüber. Mit zitternden Händen half er Dalman, sich hinzulegen. Das schon von tödlicher Blässe überzogene Gesicht des Ewigen aus Mymar wirkte jetzt jung und alt zugleich und ein leichtes Lächeln erhellte seine Züge. Blut lief ihm übers Kinn. Lyannen konnte nur schwer ein Schluchzen unterdrücken, während er es ihm mit einem Zipfel seines Umhangs abwischte. Dalman wollte zu ihm sprechen, doch ihm versagte die Stimme. Seine Lippen benetzte weiteres Blut und es lief warm und tiefrot auf sein blendend weißes Gewand.
    »Dalman«, rief Lyannen leise.
    Dalmans violette Augen, die noch ein inneres Leuchten erfüllte,

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