Gefaehrten der Finsternis
gebieterischer Stimme. Es gab ein trockenes Geräusch und dann einen Funkenregen und die Klinge brach in der Mitte durch. Erstaunen zeichnete sich auf den Gesichtern aller Umstehenden ab, während die beiden Teile zu Asche zerfielen und Theresian nur noch den Griff der Waffe in Händen hielt.
Lächelnd klopfte sich der Halbdämon die Asche von seinen Kleidern. »Die Macht ist gewichen«, sagte er. Dann reichte er den Griff Greyannah. »Den hier müsst Ihr aufbewahren.Werft ihn nicht weg, aber versucht auch nicht, ihn für eine andere Waffe wiederzuverwenden. In diesem Teil steckt immer noch ein Zauber. Denkt immer daran, eine Talethwaffe ist etwas Lebendiges.Wenn man so ein Teil benutzt, um etwas Neues zu erschaffen, könnte das verheerende Auswirkungen haben.« Er schaute Greyannah vielsagend an. »Ich kannte einmal jemanden, der es versucht hat. Noch drei Monate danach hat man ihn in Einzelteilen vom Boden aufkratzen können.«
Greyannah beeilte sich, den Griff in das Tuch einzuwickeln, und erschauderte bei der Vorstellung, was er immer noch bewirken konnte. »Und Venissian?«, fragte er. »Wird er wieder gesund?«
Theresian zuckte mit den Schultern. »Ich habe den Zauber gebrochen, jetzt hängt alles von ihm ab. Er hat noch eine Chance. Wenn er stark ist, wird er sich wieder erholen, auch wenn diese Art Wunde niemals vollständig verheilt. Jetzt könnt Ihr ihn verbinden, es sollte keine Probleme mehr geben.«
»Ich werde so bald wie möglich den Heiler herschicken«, sagte Greyannah. »Ich danke Euch für die Hilfe.« Er verbeugte sich in Theresians Richtung. »Vandriyan, du wolltest doch nach deinem Sohn sehen?«
Der Hauptmann nickte schweigend. »Man hat mit berichtet, dass Lyannen einen schweren Schlag erlitten hat«, erklärte er den Umstehenden. »Er ist noch ein Junge und ich bin sein Vater. Jetzt ist es meine Pflicht, an seiner Seite zu sein.«
»Du findest ihn dort hinten«, sagte Greyannah und wies mit dem Kopf ans Ende des Saales. »Allerdings ging es ihm verhältnismäßig gut. Keine Verletzungen, er war nur etwas erschöpft. Wir lassen Euch allein.«
Lyannen machte sich ganz klein zwischen den Laken und tat so, als schliefe er. Er wollte nicht, dass sein Vater dachte, er hätte gelauscht. Er schloss die Augen. Hörte, wie die Tür auf und zu ging und die Schritte von Vandriyans Stiefeln durch das Lazarett hallten. Schließlich vernahm er Vandriyans Stimme ruhig und freundlich neben sich.
»Lyannen?«
Lyannen öffnete die Augen, kniff sie ein paar Mal zusammen, als wäre gerade erst aufgewacht. Sein Vater musterte ihn von seinem Platz am Bettende aus. Seine grünen Augen leuchteten aus dem immer noch Staub verklebten Gesicht, er trug die Haare nach hinten zusammengenommen. Und lächelte.
»Du hast nicht geschlafen«, sagte er fast ein wenig belustigt.
»Kann sein«, erwiderte Lyannen. Er zog sich hoch und schob ein paar Haarsträhnen aus den Augen. »In Ordnung, ich habe nicht geschlafen und ich habe alles mit angesehen. Ich kann nichts dagegen tun, ich bin eben neugierig.«
»Oh du glückliche Jugend«, sagte Vandriyan und seufzte. »Andere Väter würden jetzt sagen: In deinem Alter war ich genauso wie du. Aber ich war nie in deinem Alter, also lasse ich das lieber.«
Lyannen hörte ihm kaum zu. »Ich wusste nicht, dass er ein Zauberer ist«, sagte er dann.
»Ein Zauberer?«, fragte Vandriyan verblüfft. »Was für ein Zauberer?«
»Na, dieser Anführer aus dem Süden«, sagte Lyannen. »Ich hätte nie geglaubt, dass er ein Zauberer ist. Ich dachte, die gibt es nicht mehr.«
»Die gibt es auch wirklich nicht mehr. Zumindest nicht unter
den Ewigen.« Vandriyan machte eine abwehrende Handbewegung, als ob er nicht gern darüber redete. »Aber was unterhalten wir uns hier über Zauberer, wo es doch Wichtigeres zu bereden gibt! Zunächst einmal:Wie geht es dir?«
»Es könnte besser sein«, antwortete Lyannen, und dann kam all der Schmerz über Dalmans Tod in ihm hoch. »Allerdings bin ich nicht verletzt, zumindest habe ich keine äußerliche Wunde.«
Der Hauptmann legte ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter. »Ist es zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, mir zu erzählen, was sich zugetragen hat?«
»Er hat sich für mich geopfert«, sagte Lyannen. Er senkte den Kopf und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Dalman. Er hat mir das Leben gerettet.«
»Eine heroische Tat«, meinte Vandriyan. »Die eines echten Helden. Trauere nicht zu sehr um ihn. Er hätte auf keine
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