Gefaehrten der Finsternis
Knabe. Eigentlich würde das dann keineswegs ein Kampf mit gleichen Waffen werden, das wusste der Dämon genau. Und Slyman ebenfalls.Trotzdem trat er seinem Gegner entgegen, obwohl er wusste, dass er hier um sein Leben kämpfte.
»Auf zum Kampf«, sagte er.
»Slyman! Kämpf nicht mit ihm!«
Slyman und die Dämonen drehten sich um. Es war die Stimme von Sire Myrachon. Und der stand dort höchstpersönlich vor ihnen, ohne Pferd, aber immer noch mit dem Helm auf dem Kopf, von dem der himmelblau-weiße Federbusch wehte.
Der Dämon stieß einen ziemlich rüpelhaften Fluch aus. Und ließ Slyman für einen Moment aus den Augen. »Und wer bist du? Nein, halt, sag es nicht, lass mich raten. Du bist der Vater des Kleinen hier, habe ich recht?«
Slyman sah seinen Vater an, ohne auf die Worte des Dämons zu achten. »Nein,Vater!«, formten seine Lippen tonlos. »Tu es nicht!«
Doch der König schüttelte den Kopf. »Ich muss«, sagte sein Blick. »Ich muss es tun. Für meinen Sohn.«
»Ich glaube, ich habe es erraten«, erklärte der Dämon befriedigt. »Schön, schön, wirklich schön, was für eine rührende Familienszene! Der Papa, der sich umbringen lassen will, um seinen Kleinen zu retten! Findet ihr Elben das lobenswert? Ich finde es, wie soll ich sagen, eher dumm. Aber wir können ja einen Pakt schließen.« Er sah Myrachon grinsend an und schnalzte mit der Zunge. »Wenn du mich tötest, ist der Kleine gerettet.Wenn ich dich umbringe, dann töte ich danach auch ihn. Das ist der Einsatz in unserem Kampf. Ich finde das ein faires Angebot. Was sagst du dazu?«
»Nein!«, bedeutete Slyman seinem Vater stumm. »Tu es nicht. Ich schaffe es schon allein.«
Myrachon schaute dem Dämon starr in die Augen, vermied den Blick seines Sohnes und dann nickte er. »Ich nehme an«, erklärte er und schwang sein Schwert. »Aber gib mir dein Wort, dass du dein Versprechen halten wirst.«
Der Dämon lächelte ihn entwaffnend an. »Dämonenehrenwort«, rief er aus. »Wenn dir das genügt.«
» En garde «, sagte der Sire.
»Keine Bewegung!«
Mit einem Rauschen erschien noch eine weitere, mit einem weißen Gewand bekleidete Gestalt hinter Slyman. Noch ein Dämon! Slyman, der beinahe vor Freude aufgeschrien hätte, weil er glaubte, es wäre der Einsame, unterdrückte einen Schrei ohnmächtiger Wut. Doch der Dämon achtete nicht darauf. Seine lange flammenrote Mähne flatterte im Wind, während er sich an Myrachons Gegner wandte.
»Trysk Aleutris Marelian«, sagte er mit schneidender Stimme. »Du bist der größte Idiot, der mir jemals begegnet ist. Du hast deinen Spaß gehabt, nehme ich an! In diesem Krieg haben alle zu viel Spaß! Weißt du wenigstens, mit wem du dich da amüsiert hast? Mit dem König der Elben, du Trottel! Und wenn einer von uns das Recht hat, gegen ihn anzutreten, dann bin ich das! Sire, gebt mir die Ehre!« Er zog sein Schwert und wandte sich an Myrachon. »Die Ehre, Euch töten zu dürfen.«
»Die sollt Ihr haben«, erwiderte der König knapp.
Während Sire Myrachon und Attilis Vyrkan gegeneinander antraten, huschte unbemerkt eine kleine dunkle Gestalt hinter Slyman davon.
Der Einsame kämpfte immer noch darum, die Feste zu erreichen. Und achtete nicht einmal mehr darauf, wen und und wie viele Feinde er niedermähte. Jetzt wollte er nur noch überleben und dem Heer der Ewigen zu Hilfe eilen. Mitten in der Schlacht war er allein. So allein, wie er immer gewesen war. Er hatte Viridian die Droqq nach vorn in den Kampf treiben lassen. Der gute Junge hatte sich diesen Moment des Ruhms redlich verdient. Doch der Einsame stritt nicht mehr für Ruhm und Ehre. Jetzt trieben ihn nur noch rein persönliche Motive an und das Bedürfnis, an etwas zu glauben.
Und der sehnliche Wunsch, Slyman wiederzusehen.
Er blickte sich um, auf der Suche nach einem ebenbürtigen
Gegner, der nicht versuchen würde, ihm zu entkommen, oder sofort auf die Knie fallen und um Gnade winseln würde wie die Goblins und die Kobolde. Einer, gegen den er kämpfen konnte, wie es ihm sein Ehrenkodex gebot. Er war so mit diesen Gedanken beschäftigt, dass er die aufdringliche Stimme erst nach einer Weile wahrnahm.
»Herr Einsamer!«, hörte er jemanden rufen. »Ich bin genau hinter Euch. Könntet Ihr bitte Euer Schwert senken und mir einen Augenblick zuhören?«
Das war offensichtlich nicht die Stimme eines Ewigen, das konnte nicht sein. Der Einsame drehte sich neugierig um. Er brauchte ein wenig, um die Gestalt auszumachen, die zu ihm
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