Gefaehrten der Finsternis
Helden spielen und sich lieber auf den Weg nach Syrkun machen, ehe noch jemand mitbekam, wie es um ihn stand.
Nur dass der Weg nach Syrkun über das gesamte Schlachtfeld führte und er es möglichst ohne weitere Verletzungen durchqueren musste. Und das war nicht gerade einfach.
Ventel fasste Mut, zog sich den Pfeil aus der Wunde und brach ihn mitten durch, dann ergriff er sein Schwert und warf sich wieder in die wogende Menge.
Mit ein wenig Glück und viel Geschick bahnte er sich seinen Weg durch die Massen. Er war erhitzt und seine Kräfte ließen immer mehr nach, außerdem peinigten ihn die Wunden schmerzhaft, besonders die an der Seite, doch er hatte das Glück, nur auf Goblins und Kobolde zu treffen, also auf jene Kreaturen
aus den feindlichen Truppen, die am wenigsten zu fürchten waren. Er sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass ihm jetzt nicht ausgerechnet ein Dämon in die Quere kam. Mit Sterblichen hätte er es gerade noch aufnehmen können, obwohl ihn das nicht gefreut hätte. Sie waren ihm viel zu ähnlich, als dass er nicht Hemmungen hatte, ihnen mit seinem Schwert die Brust zu durchbohren. Vor allem, wenn er daran dachte, dass ja seine Mutter ebenfalls eine Sterbliche und er letzten Endes auch ein Halbsterblicher war.
Ventel kam noch ein wenig vorwärts, doch wegen des großen Durcheinanders konnte er sich nicht genau orientieren. Die Befestigungsmauern von Syrkun zeichneten sich nun in nicht allzu weiter Ferne deutlich am Horizont ab. Jetzt brauchte er bloß noch seine letzten Kräfte zu mobilisieren, und wenn ihm die Götter gewogen waren, würde er sich schon in Sicherheit bringen können.
Ohne weitere Zwischenfälle kam er bis fast vor die Befestigungsmauern. Der Weg dahin war gar nicht so schwer gewesen, denn alle waren so sehr ins Kampfgeschehen vertieft, dass keiner von ihm Notiz nahm. Doch direkt vor der Festung verhielt es sich anders, wie er sogleich herausfinden musste. Dort lieferten sich die Bogenschützen der Ewigen und die der Sterblichen einen heftigen Kampf. Wenn sich ein Verwundeter dem Tor näherte, wurde es nur wenig geöffnet und sofort wieder Riegel für Riegel geschlossen, sobald dieser in Sicherheit war, um dem Feind ja keine Angriffsmöglichkeit zu bieten. Die Zeit war knapp und jetzt ging es nur noch ums Überleben. Doch dazu musste er erst einmal das Tor erreichen und das war nicht einfach. Denn rund um die Befestigungsmauern hatten die sterblichen Bogenschützen in ihrer karmesinroten Uniform in einer ordentlichen, schier endlosen Reihe Aufstellung genommen.Ventel unterdrückte einen Fluch. So einer Situation wäre er am liebsten ausgewichen. Zum einen konnte er diese Reihe von Bogenschützen
nicht umgehen, er musste sie also durchbrechen. Und zum anderen benötigte er für das Manöver all seine Kräfte und all sein Glück. Und er wusste genau, dass er mit seiner Kraft am Ende war, also konnte er nur noch beten.
Ventel empfahl sich allen Göttern und bat bereits im Voraus um Vergebung für das, was er nun tun musste. Dann zog er einen Dolch aus seinem Gürtel, seine einzige Waffe außer dem Schwert. Er zielte und war sich dabei bewusst, dass er nun ein sehr gefährliches und auch unfaires Manöver wagte. Selbstverachtung stieg in ihm hoch, doch er unterdrückte die Gefühlsregung und sagte sich, dass es das Einzige wäre, was er tun konnte, wenn er sich retten und eines Tages Irmya heiraten wollte. Und der Gedanke an sie gab ihm die Kraft, sein Vorhaben auszuführen. Er zielte noch einmal genau und schleuderte dann den Dolch.
Seine Waffe traf genau. Einer der Sterblichen vor ihm stieß einen Schrei aus und fiel vornüber, während ihm der Dolch bis zum Heft zwischen den Schulterblättern steckte. Unverzüglich ließen seine Gefährten ihre Waffen sinken, um ihm zu Hilfe zu eilen, und legten damit einen Kameradschaftssinn an den Tag, wie ihn nur die Sterblichen und die Ewigen besaßen.Ventel hasste sich selbst für seine Tat, doch gleichzeitig musste er immer wieder denken, dass sein Trick funktioniert hatte. Denn jetzt hatte sich in der Reihe der Bogenschützen eine Lücke geöffnet, durch die er hindurchschlüpfen konnte, und dafür musste er diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzen. Er konnte schnell hindurchschlüpfen oder versuchen, langsam und leise unbemerkt an ihnen vorbeizuschleichen.
Hastig entschied er, dass er besser langsam vorging. Still und vorsichtig kam er näher, glitt schattengleich dahin. Sein Plan ging auf. Keiner achtete auf ihn, alle waren zu
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