Gefaehrten der Finsternis
losgelaufen, geflohen, bevor sie ihn packten.Aber das konnte er nicht. Seine Füße waren wie am Boden festgewachsen, als würden sie von unsichtbaren Fesseln gehalten. Er versuchte mit aller Kraft, sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Jetzt hörte er wieder deutlich das Klicken von eisernen Stiefeln, die immer näher kamen. Dann hörte er erneut das Schlagen von Flügeln über ihm, und schließlich landete noch einer der Dämonen, diesmal direkt vor ihm, und grinste ihn beunruhigend an.
»Na, das nennt man wohl eine brenzlige Situation, was?«, fragte der Dämon. »Du würdest dich gern verdrücken, nicht? Aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein, tut mir leid.« Die Innenfläche seiner rechten Hand erstrahlte in weißem Licht. Magie, dachte Slyman, die Magie der Dämonen. Die gleiche Magie, die
Theresian vor seinen Augen praktiziert hatte. Es war schon seltsam, wie verschieden man sie anwenden konnte - um ein Leben zu retten oder es zu vernichten. In diesem Moment wünschte er sich, dass auch er in der Lage wäre, Zauberkünste einzusetzen, um sich von diesen Wesen zu befreien. Er umklammerte den Anhänger des Ewigen mit aller Kraft, aber der erschien nicht.
Der Dämon vor ihm kicherte. »Na, das ist zweifellos ein hübscher Tand. Aber einer von den Ersten bist du ganz bestimmt nicht.Wer hat dir das also gegeben, etwa dein Vater? Der Ärmste, stell dir mal vor, wie er sich fühlen wird, wenn er erfährt, was dir zugestoßen ist. Er wird vor Trauer sterben.«
»Komm schon, Trysk, erzähl dem Jungen doch nicht solche Sachen«, sagte eine zweite Stimme hinter Slyman. »Der heult sonst gleich los. Hast du nicht gesehen? Der ist doch noch so jung.«
»Ach was, jung!« Der Dämon namens Trysk lachte dreckig auf und trat so nahe an Slyman heran, dass ihre Gesichter einander beinahe berührten. »Schluss mit den Rührseligkeiten! Weißt du nicht, was man mit diesen Elben tun muss? Man muss sie töten, wenn sie noch klein sind, bevor sie erwachsen werden!« Er lachte noch einmal.
Slyman starrte ihn hasserfüllt an und fühlte, wie eine Mischung aus Angst und Wut in ihm aufstieg. Seine Hände umklammerten den rotgoldenen Anhänger, aber er wusste, dass es vergeblich war. Diesmal würde der Einsame nicht rechtzeitig zur Stelle sein.
»Du hast Angst, was?« Der Dämon streckte seine klauenbewehrte Hand nach ihm aus. »Angst vor dem Tod?«
»Fass mich nicht an!«
Slyman bemerkte kaum, dass er diese Worte geschrien hatte. Jetzt ging alles viel zu schnell. Das Metall des Anhängers erhitzte sich unter dem Druck seiner Finger. Er hörte ein Geräusch, so etwas wie den Knall einer Peitsche, und dann lagen sowohl er als auch der Dämon plötzlich auf dem Boden. Und die unsichtbaren Fesseln, die ihn gehalten hatten, waren von ihm gewichen.
»Fass mich nicht an!«, wiederholte er, diesmal mit leiser Stimme, während er rasch nach seinem Schwert griff, das seinen Händen entglitten war. Sein Herz schlug ihm heftig bis zum Hals.
Der Dämon stand auf und starrte ihn wütend mit seinen eiskalten Augen an. »Wie hast du das gemacht?«, fragte er ihn, und seine Stimme zitterte vor Wut. »Sag mir sofort, wie du das gemacht hast!«
Das fragte sich Slyman auch. Hatte er einen Zauber gebrochen? Oder hatte der Dämon einen Fehler begangen? Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Er hob die Hand gegen den Feind. »Komm nicht näher«, drohte er so entschieden wie er konnte. »Keinen Schritt mehr oder ich könnte viel Schlimmeres tun.«
Der Dämon blieb verblüfft stehen. Offensichtlich überlegte er, ob der Junge die Wahrheit gesagt hatte und wozu er wirklich imstande war. Jetzt war ihm sein Lachen vergangen und in seinen Augen blitzte eine ungezähmte Wut auf. Der Elbe würde hart dafür büßen, dass er ihn so gedemütigt hatte. Er zog ein Langschwert aus seinem Gurt und richtete es auf Slyman.
»Steh auf, Elbe!«, befahl er ihm. »Bis hierher war es nur Spiel. Du hast einen Zauber gebrochen, das gebe ich zu, obwohl ich nicht weiß, wie du das angestellt hast. Aber jetzt wird es bitterernst. Kämpf gegen mich, Elbe. Mit gleichen Waffen. Wenn du den Mut dazu hast.«
Slyman sprang auf seine Füße und umklammerte das Schwert mit schweißnassen Händen. Mit seinem Vorschlag hatte der Dämon einen vorsichtigen, schlauen Schachzug gemacht. Es gab nur wenige Ewige, die gegen die riesige körperliche Kraft dieser Wesen ankommen konnten, und Slyman war kaum mehr als ein
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