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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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sogar um den Ausgang des Krieges.
    Die anderen Dämonen waren angesichts der schwierigen Lage geflohen und hatten sich anderswo leichter zu besiegende Gegner gesucht. Slyman war geblieben, er stand wie erstarrt da, der Arm mit dem Schwert hing nutzlos an seiner Seite herab, und er verfolgte gebannt die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Während des Kampfes hatte ihm der König immer wieder Zeichen gegeben, er solle doch fliehen, aber das hatte er weder tun können noch wollen. Schließlich war es sein Vater, der dort sein Leben riskierte, und zwar für ihn.
    Und das war wirklich in Gefahr, denn sein Gegner war ihm an Kräften überlegen. Er war ausgeruhter und darüber hinaus im Besitz einer Talethwaffe. Slyman und der Sire hatten beide mit eigenen Augen gesehen, was so eine Klinge vermochte. Slyman musste an Venissian den Schützen denken, wie er zwischen den Laken im Lazarett lag und von einer Wunde entstellt wurde, die kein Heilkundiger zu behandeln wusste. Er wollte nicht, dass es seinem Vater ebenso erging. Er wollte ihn nicht verlieren, wo er ihn doch gerade erst wiedergefunden hatte.
    Keuchend wich der König ein paar Schritte zurück. Die Klingen ihrer Schwerter trafen mit einem satten Klang aufeinander, wenn Myrachon die wütenden Hiebe des Dämons parierte. Im Gegensatz zu Myrachon schien Attilis Vyrkan überhaupt nicht müder zu werden. Die beiden stritten nun schon
seit geraumer Zeit gegeneinander, ohne dass es einem von ihnen gelang, die Oberhand zu gewinnen. Doch allmählich begann der König, die Folgen dieses langen Zweikampfs zu spüren. Er wusste, dass Dämonen sehr zäh und ausdauernd waren und dass er daher dieser Begegnung so schnell wie möglich ein Ende setzen sollte, ehe Vyrkans Vorteil zu übermächtig wurde. Aber das war nicht gerade leicht.Wenn der Dämon angriff, und das tat er immer häufiger, konnte der Sire kaum noch parieren und nachsetzen.
    Vyrkan griff gerade wieder an und das Lächeln auf seinem Gesicht besagte alles. Nun schlug er nach rechts, der Sire wich ihm aus und erwiderte den Hieb, aber der Dämon parierte mit solcher Wucht, dass beim Aufprall der beiden Klingen die Funken sprühten. Die Talethwaffe leuchtete in magischem Schein auf, das gleiche gleißende Licht, das der verzauberte Dolch verströmte, als Theresian ihn zerbrochen hatte.Attilis Vyrkan war ein Meister der Magie und wusste sie hervorragend und weitaus gefährlicher einzusetzen als alle anderen Dämonen. Darüber hinaus konnte er seine Waffe äußerst geschickt und schnell führen und war ein erfahrener Kämpfer. Nun drängte er wieder in einem wütenden Angriff vorwärts und zwang Sire Myrachon, zunächst zurückzuweichen und sich dann zu ducken. So konnte er gerade noch einem Schlag entgehen, der ihm fast den Kopf von den Schultern getrennt hätte. Unverzüglich richtete der König sich erneut auf und versuchte einen Gegenangriff, doch vergebens - Vyrkan drängte ihn sogleich wieder in die Verteidigung. Jetzt trafen die Klingen mit atemberaubender Geschwindigkeit aufeinander. Myrachon versuchte ein paar Finten, doch dann musste er wieder zurückweichen. Das Lächeln von Attilis Vyrkan hatte sich zu einem Grinsen verzerrt, das nichts Gutes verhieß.
    Der folgende Schlagabtausch war so schnell, dass Slyman davon bloß sprühende Funken und metallischen Klang wahrnahm. Die schwarze Gestalt von Vyrkan und die weiß gekleidete Figur
des Königs standen sich in einem erbitterten Zweikampf gegenüber, der nun zu einem tödlichen Tanz geworden war. Wieder folgte eine Serie von Schlägen und Paraden, vielleicht sogar noch schneller als vorher, wenn das überhaupt möglich war. Die beiden Klingen, die aufeinandertrafen, waren nurmehr ein undeutliches Aufblitzen in der Sonne, dann erhoben sich die Schreie der beiden Kontrahenten in einem Atemzug zum Himmel und vereinten sich zu einem unharmonischen Duett - ein triumphierender Aufschrei, in den ein zweiter voll Wut und Schmerz einstimmte.
    Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, Slyman sah den Sire in den Staub sinken, sein weißes Gewand war zerfetzt und sein Kettenhemd zerrissen. Sein Gesicht war dem Boden zugewandt, sodass man dessen Ausdruck nicht erkennen konnte. Doch auf seiner Brust zeichnete sich schrecklich die blutrote Linie einer tiefen Wunde ab, die sich von einer Seite zur anderen zog. Attilis Vyrkan lächelte nun nicht mehr, er zeigte ein ernstes Gesicht und ein triumphierendes Funkeln blitzte in seinen eiskalten Augen.
    »Der König ist tot, es

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