Gefaehrten der Finsternis
aufmerksam die glänzend saubere Klinge seines Kurzschwertes und kratzte sich verwundert am Kopf. »Interessant«,
murmelte er. »Wie ich das gemacht habe? Ach, das ist doch nichts Besonderes. Ich habe mit vier Jahren gelernt, dieses Ding zu werfen, und habe seitdem nichts anderes gemacht. Ich habe mir eben gesagt, also gut, Nix, dieser verfluchte Elbe hat sich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht und du musst ihm jetzt helfen. Und ich habe gewusst, dass ich damit mein Leben riskiere, aber wenn ich es nicht versucht hätte, hätte es vielleicht dein Leben gekostet, deshalb habe ich beschlossen, dass es den Versuch wert war.«
Slyman erwiderte nichts. Er ging auf den Ka-da-lun zu und drückte ihn in einer kräftigen Umarmung an sich, die in Anbetracht ihrer unterschiedlichen Statur beinahe zu heftig ausfiel. »Rabba Nix«, sagte er gerührt, »von allen Ka-da-lun bist du der Beste!«
Rabba Nix tat sein Möglichstes, seine Freude darüber nicht allzu deutlich zu zeigen. »Ja ja, schon gut«, sagte er kurz angebunden. »Ich bin der Beste und alles, was du willst, aber jetzt lass mich endlich los. Du brichst mir noch die Knochen, bei allen Wäldern! Müsst Ihr Elben denn immer so ungeschickt sein?«
Slyman ließ ihn los. Der Ka-da-lun richtete sich sein Röckchen und den dicken Umhang und strich sich die orangefarbenen Haare aus dem Gesicht. »Allerdings ist es nicht allein mein Verdienst«, fügte er an. »Der da hat mich dazu getrieben.« Und mit diesen Worten wies er mit dem Kopf nach hinten.
»Und ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das getan habe«, setzte der Einsame nun hinzu und erhob sich aus einer Bodensenke.
Slyman musste einen Aufschrei unterdrücken. Er ließ hastig sein Schwert fallen und warf sich in die Arme des Einsamen, der ihn fest an sich drückte und seine Freude ganz offen zeigte. Er hatte in den letzten Tagen nur für diesen Jungen gelebt, dafür, ihn noch einmal zu sehen, und endlich war er wieder bei ihm.
Rabba Nix hatte sich ein wenig abseits hingesetzt und betrachtete
immer noch mit betonter Gelassenheit die unbefleckte Klinge seines Schwertes.
Slyman war inzwischen in heiße Tränen ausgebrochen, Freude, Schmerz und Rührung durchzogen ihn. »Herr, Ihr seid hier!«, schluchzte er und drückte den Einsamen so fest an sich, als hinge sein Leben davon ab. »Wie habe ich Euch vermisst! Ich habe geglaubt, dass ich Euch nie mehr wiedersehen werde. So viele schreckliche Dinge sind inzwischen geschehen, Herr, ich hatte Angst, dass nun alles zu Ende wäre. Aber jetzt, wo Ihr hier seid, wird alles gut. Ihr geht doch nicht wieder fort, oder? Ihr verlasst mich doch nicht wieder?«
»Nein, Slyman, ich gehe nicht wieder fort«, flüsterte der Einsame, und diese Worte kamen ihm nur allzu wahr vor. »Ich gehe nie wieder fort. Und ich hätte dich niemals verlassen dürfen. Ich hatte deinem Vater versprochen, ich würde es niemals tun. Aber mit einem Mal hatte ich das starke Gefühl, dass ich es dennoch tun musste.«
»Mein Vater«, wiederholte Slyman. Er machte sich vom Einsamen los und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Nun war er wieder ernst und seine Stimme klang entschlossen. »Herr, hört mich an. Mein Vater … der Sire ist schwer verletzt. Er braucht dringend Hilfe und medizinische Versorgung. Er stirbt, wenn wir ihn nicht nach Syrkun zurückbringen.« Erneut standen ihm Tränen in den Augen. »Ich habe ihn erst vor Kurzem kennengelernt, aber ich habe ihn gern. Ich möchte ihn nicht schon wieder verlieren. Ich bitte Euch. Ihr habt mir schon so oft geholfen, tut es noch einmal. Nicht nur für mich. Auch für das Ewige Königreich.«
Der Einsame nickte ernst. Seine Augen wirkten unergründlich. Seine Miene war ausdruckslos. »Nimm dein Schwert«, sagte er. »Wir bringen den König nach Syrkun zurück.«
Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Lyannen genau, was er zu tun hatte. Nun war jegliche Angst von ihm gewichen. Er
fürchtete weder den Tod noch irgendetwas, was ihm noch zustoßen konnte. Und vor allen Dingen wusste er, wen er jetzt suchen musste.
Den Herrn der Finsternis. Bei dieser Geschichte ging es von Anfang an nur um ihn, man hatte bis zum Überdruss über ihn gesprochen. Er steckte hinter allem; in allem, was sich ereignet hatte, war seine Hand im Spiel. Er hatte ihre Handlungen gelenkt, als ob sie seine Marionetten wären. Er hatte diesen Krieg vom Zaun gebrochen, weil er in seine Pläne passte. Er hatte ein Heer aufgestellt, das die Ewigen in
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