Gefaehrten der Finsternis
lebe der König«, sang er beinahe mit monotoner Stimme. Dann nahm er sein Schwert in beide Hände und holte zum Gnadenstoß aus.
»Nein! Das wirst du nicht tun, Elender!«
Ohne sein Schwert loszulassen, warf sich Slyman in den Staub vor seinen Vater. Er richtete sich auf, bis er auf die Knie kam, und deckte Myrachon, der unter ihm stöhnte, mit seinem eigenen Körper. Die zerrauften Haare und sein wutverzerrtes Gesicht ließen ihn wildentschlossen wirken.
»Versuch auch nur, meinen Vater anzurühren, und du bekommst es mit mir zu tun«, stieß er hervor. »Du musst erst mich töten, wenn du ihn umbringen willst.«
Attilis Vyrkan senkte sein Schwert. Auf seinem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Belustigung und Beunruhigung.
»Ich würde es vorziehen, wenn ich dich nicht erschlagen müsste, Kleiner«, sagte er, und Slyman kam seine Stimme fast erschöpft vor. »Nicht, weil du mir leidtust, damit wir uns da nicht missverstehen. Aber es gibt da jemand Wichtigeren als mich, der dies vielleicht lieber selbst erledigen möchte. Ich habe mich schon mehr als genug mit deinem Vater amüsiert.«
Doch Slyman wich nicht von der Stelle. Er schüttelte den Kopf und starrte den Dämon weiter an. »Du musst mich erst töten«, wiederholte er nur noch entschlossener, »wenn du ihn umbringen willst.«
Vyrkan lachte knapp auf. »Aber begreifst du das nicht?«, rief er spöttisch aus. »Begreifst du das wirklich nicht? Er wird auf jeden Fall sterben. Eine Talethwaffe kennt keine Gnade und diese Wunde ist tödlich. Spiel jetzt nicht den Helden.Verschwinde von hier und lass mich mein Werk vollenden. Danach steht es dir frei, dich umbringen zu lassen, wo es dir beliebt.«
»Das kümmert mich nicht«, entgegnete Slyman mit tränenfeuchten Augen, doch sein Gesicht wirkte entschlossen. »Das kümmert mich nicht. Er ist mein Vater. Ich lasse es nicht zu, dass du das tust.«
»Dann habe ich keine andere Wahl«, schloss Vyrkan eiskalt. »Aber vergiss nicht, dass du es warst, der unbedingt sterben wollte.«
Was Slyman eigentlich beabsichtigte, erfuhr der Dämon nicht mehr. Denn genau in dem Moment, als Attilis Vyrkan sein Schwert erneut erhob und Slyman seines umklammerte, ertönte ein lauter Schrei hinter ihnen, und dieser Schlachtruf erklang weder in der Elbensprache noch in der der Dämonen.Verblüfft drehte sich Vyrkan um. Und dann geschah alles blitzschnell. Ehe Slyman noch begriff, was vor sich ging, fiel Vyrkan das Schwert aus den Händen und er sank auf die Knie.Aus seiner Brust ragte ein Kurzschwert mit einem fein verzierten Horngriff.
Der General der Schwarzen Truppen schrie nicht. Er stöhnte
auch nicht vor Schmerz und schien weder wütend zu sein noch Schmerzen zu empfinden. Er tastete mit seinen langen schwarzen Fingern, bis er die Waffe fand, die ihn durchbohrt hatte, während sich auf seinem kantigen Gesicht Verwunderung breitmachte. Seine flammenroten Haare flossen wie Wellen über seine knochigen Schultern, doch aus der Wunde quoll nicht ein Tropfen Blut. Ein schwaches Licht umhüllte einen Moment lang seinen dunklen Körper. Dann schien sich die Gestalt von Attilis Vyrkan aufzulösen, zerstob in der Luft wie ein Rauchwölkchen.
Mit einem metallischen Klang fiel das Kurzschwert zu Boden. Die Klinge glänzte sauber und schien nie einen Köper durchbohrt zu haben. Von Attilis Rubensis Vyrkan, dem General der Schwarzen Truppen, blieb nurmehr ein Häufchen Asche.
Slyman beugte sich über den Körper des Königs und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Myrachon hatte das Bewusstsein verloren, doch er atmete noch. In einer Mischung aus Sorge und Erleichterung blickte Slyman auf und suchte nach jemandem, der ihm helfen könnte.
Da erhob sich Rabba Nix vom Boden, der bislang vom Körper des Dämons verdeckt gewesen war, und lächelte Slyman scheu an. »So wie es aussieht, ist ein gewisser Elbe aus meinem Bekanntenkreis nicht in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, ohne ständig in Schwierigkeiten zu geraten«, sagte er leise und holte sich sein Kurzschwert wieder. »Du hättest mir sagen sollen, dass man dich nicht allein lassen darf.«
Obwohl die Umstände um sie herum alles andere als fröhlich waren, konnte sich Slyman ein Lachen nicht verkneifen. »Rabba Nix!«, rief er aus. »Ich habe mich noch nie so gefreut, dein hässliches Gnomengesicht zu sehen. Erklärst du mir mal, wie du das angestellt hast? Du hast mir das Leben gerettet.«
Rabba Nix schien nicht sehr auf seine Worte zu achten. Er betrachtete
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