Gefaehrten der Finsternis
Griff seines Schwertes. Der Einzige, der nach außen hin ruhig wirkte, war Elfhall, doch Lyannen war sich ziemlich sicher, dass auch er sich Sorgen machte. Außerdem strahlte der Ort, an dem sie sich befanden, eine düstere Atmosphäre aus: Hier standen die Bäume dicht an dicht, waren enger miteinander verflochten und bei jedem Schritt raschelte das getrocknete Laub unter ihren Füßen. Lyannen erwartete beinahe, dass gleich irgendwoher Goblins hervorspringen und sie angreifen würden.
»Halt!«
Alle blieben erschrocken stehen. Das Herz schlug ihnen bis zum Hals.
Dalman, der die Nachhut bildete, hatte den Ruf ausgestoßen, und zwar so befehlend, dass alle anderen ihm unverzüglich gehorchten. Die jungen Männer sahen Dalman erstaunt an: Er hatte sich umgedreht und hielt aufs Äußerste gespannt nach etwas Ausschau, was sich in ihrem Rücken verbarg. Nun kam ihnen der Wald noch unheimlicher vor.
»Was ist denn...?«, begann Elfhall, doch Dalman unterbrach ihn sofort und flüsterte: »Irgendwo da drinnen ist jemand und verfolgt uns. Seit wir Mymar verlassen haben, fühlte ich mich beobachtet, aber nun bin ich mir sicher.«
»Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?«, rief Validen. »Der hätte uns alle töten können!«
»Ich habe dir doch gesagt, ich war mir nicht sicher, es war nur so ein Gefühl«, erwiderte Dalman kopfschüttelnd. »Außerdem glaube ich nicht, dass er uns töten will. Er hat nur die Absicht, uns in einigem Abstand zu folgen.Trotzdem gefällt mir die ganze Sache nicht.«
»Mit gefällt es auch nicht, dass uns ein verdammter Spion folgt«, bestätigte Lyannen. »Wenn er sich nur zeigen würde, würde ich ihn schon erledigen.« Er wusste genau, dass er hier nur den Tapferen markierte und in Wahrheit gar nicht so mutig war. Denn er hatte einen schrecklichen Verdacht, wer ihnen da folgte. Er sah eine hohe Gestalt in Silbergrau vor sich. Also hat er uns doch wiedergefunden, dachte er. Lyannen war so sicher gewesen, den Fremden in Mymar abgeschüttelt zu haben, aber anscheinend hatte er sich getäuscht... Er war noch immer auf ihrer Spur und diesmal war er ihnen gefährlich nahe gekommen.
»Komm da raus, ich habe dich gesehen!«, rief Dalman gebieterisch, zog sein Schwert und schwang es drohend in Richtung Wald. »Komm raus oder ich komme in den Wald!«
Da bewegte sich etwas zwischen den Zweigen. Lyannen machte Dalman darauf aufmerksam. »Steck das Schwert ein«, befahl er ihm leise.
»Was?«, fragte Dalman und starrte ihn verblüfft an. »Warum sollte ich?«
»Das übernehme ich«, antwortete Lyannen und zog seine Waffe. »Ich habe meine guten Gründe, ihm entgegenzutreten«. Und er klang so überzeugend, dass Dalman seinen Kopf senkte und ihm wortlos Platz machte.
»Und jetzt zu uns beiden!«, zischte Lyannen drohend in Richtung der Bäume, er umklammerte sein Schwert, war wachsam, alle Muskeln seines Körpers waren gespannt: »Komm raus, wenn du den Mut dazu hast!«
Wieder bewegte sich etwas zwischen den Zweigen. Lyannen hielt den Atem an. Dann raschelte es und eine hohe stumme Gestalt erschien. Sie trug die gleichen silbergrauen Gewänder, in denen Lyannen sie beim ersten Mal gesehen hatte, wieder war das Gesicht hinter der Kapuze nicht zu erkennen. Die Arme hingen entspannt am Körper herab und anscheinend war er unbewaffnet, doch Lyannen spürte die Spannung, die in der Luft lag.
Dieses geheimnisvolle Wesen war genauso auf der Hut wie er selbst, obwohl es das nicht zeigte und obwohl es nicht vorzuhaben schien, ihn anzugreifen. So umkreisten sie einander lange, ohne sich auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Besser gesagt, Lyannen behielt die Gestalt immer im Blick, aber er konnte nicht wissen, ob sie ihn anschaute. Plötzlich schnellte eine Hand unter dem Umhang hervor und zog zu Lyannens großem Erstaunen ein Schwert mit einer langen glänzenden Klinge. Das war eindeutig eine Waffe aus einer Werkstatt der Ewigen.
»Woher hast du das?«, fragte Lyannen ganz leise, denn mehr brachte er aus seiner zugeschnürten Kehle nicht heraus. Doch er hielt den Blick auf die Gestalt gerichtet. »Wem hast du es abgenommen, du verdammter Kerl?«
Er erhielt keine Antwort. Die behandschuhten Hände seines Gegners umfassten den Griff seiner Waffe. Es sah aus, als wartete er darauf, dass Lyannen angriff. Wieder umkreisten sie einander schweigend und wachsam.
Sie gingen im gleichen Moment aufeinander los. Die Klingen prallten mit einem lauten metallischen Klang aufeinander, dann blieben sie
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