Gefaehrten der Finsternis
etwas anderes denken. Wie viele Nächte habe ich mich schlaflos in meinem Bett gewälzt, und wie oft hatte ich den Eindruck, dass die Klinge an meiner Seite zuckte? Diese Waffe ist dazu bestimmt, Tod zu bringen, und das Blut ruft sie. Das Blut, das im Westen in Strömen vergossen wird. Aber wie sollte ich allein dorthin kommen? Von hier bis zur Front ist es eine lange Reise, dazwischen liegt das gesamte Reich der Wälder. Ich würde nie lebend dort ankommen. Ich fühle, dass es mein Schicksal ist, auf
dem Schlachtfeld zu sterben, doch zuvor muss ich noch etwas für meine Welt hier tun. Ich wünsche mir aus ganzen Herzen, Mymar zu verlassen, doch ein Vogel ohne Flügel kann nicht fliegen.«
»Aber jemand kann ihn hochheben und an sein gewünschtes Ziel bringen«, sagte Lyannen überraschend.
Dalman sah ihn erstaunt an. »Was meinst du damit?«
»Ein so nobler Wunsch wie deiner muss erfüllt werden«, verkündete Lyannen. »Ich fühle, dass du es aufrichtig meinst, sonst würde ich dir diesen Vorschlag nicht machen. Komm mit uns. Wir sind auf dem Weg nach Westen, und ich fürchte, vor dem Ende unserer Reise warten noch viele Schlachten auf uns. Stell dein Schwert in den Dienst unserer Sache, dann kämpft es für einen guten Zweck.«
Dalmans Augen leuchteten auf, und er sagte leise: »Was auch immer eure Mission sei, ich bin dabei.«
»Unsere Mission ist gefährlich«, erklärte Lyannen, und seine Augen schienen sich auf etwas zu richten, was die anderen nicht sehen konnten. »Eileen, der Stern von Dardamen, die Tochter unseres Königs, wurde vom Anführer der Goblins geraubt. Er gibt vor, der Sohn des Zauberers Algus zu sein, der vor Jahrtausenden unsere Lieben vernichtete.Wir vier sind in geheimer Mission von Dardamen aufgebrochen, um Eileen zu retten oder zumindest bei dem Versuch zu sterben, sollte es uns nicht gelingen.Wir nennen uns Bund der Rebellen. Wenn du mit uns ziehen willst, musst auch du diesen Namen mit annehmen.«
»Man wird mich auf jeden Fall als Rebellen verachten, sobald ich Mymar verlasse, ich möchte dabei zumindest auf der Seite der Ehre stehen«, schloss Dalman. »Ich stelle mein Leben in den Dienst eurer Sache.«
»Wir sollten jetzt schlafen gehen«, schlug Validen vor. »Denn Morgen müssen wir aufbrechen. Der Weg ist lang und uns bleibt nur wenig Zeit.«
Dalman nickte, dann wies er zu einer Wendeltreppe und bedeutete ihnen, ihm nach oben zu folgen.
Der Nebel hatte sich gelichtet. Schon verschwanden die letzten Lichter von Mymar hinter ihnen. Lyannen war unruhig und glaubte, in jeder dunklen Ecke jemanden zu sehen, der sie beobachtete. Er freute sich, dass Dalman mit ihnen kam, er schien ein guter Krieger zu sein und jemand, dem man vertrauen konnte. Außerdem konnten zwei zusätzliche Arme ihrer Mission nur nützen. In seiner Reisekleidung wirkte Dalman vollkommen verändert. Er trug zwar immer noch ein weißes Gewand, doch es war kürzer und praktischer und bedeckte knapp die Knie. Dazu trug er einen grauen Umhang und sein Schwert hing ihm gut sichtbar an der Seite.
»Ich traue diesem Ort nicht«, sagte Lyannen und bahnte sich seinen Weg durch die Zweige der Bäume, die hier immer dichter wuchsen. »Wir nähern uns immer weiter der Nordgrenze zum Reich der Wälder. Und das ist der ideale Platz für einen Hinterhalt.«
»Lyannen hat recht«, bestätigte Elfhall ernst. »Also haltet die Augen offen.Wir alle sollten sehr vorsichtig sein. Unser Feind ist äußerst gerissen, er könnte uns eine Falle stellen.«
»Wie sollte er uns innerhalb der Grenzen des Königreichs überfallen?«, fragte Drymn, aber Lyannen hörte aus seinen Worten eine gewisse Unsicherheit heraus. »Die Goblins kommen weder aus dem Norden noch aus dem Westen bis hierher. Und bis nach Feenquell ist es auch nicht mehr weit.«
»Die Goblins sind aber nicht die einzige Bedrohung auf dieser Welt«, sagte Dalman. »Andere gefährliche Völker verbergen sich in den Wäldern des Nordens und keines von ihnen schätzt Eindringlinge besonders. Dort stößt man auch auf Trolle, aber die bereiten mir keine Sorgen. Ich fürchte eigentlich die Zentauren. Von ihnen leben viele Stämme im Reich der Wälder und die
sind sehr angriffslustig. Und sie mögen es überhaupt nicht, wenn Fremde ihr Gebiet betreten.«
Wenn sie sich jetzt über alle möglichen Gefahren unterhielten, trug das nicht gerade dazu bei, ihre Stimmung zu verbessern, dachte Lyannen. Drymn wirkte ebenfalls recht besorgt und Validen griff ständig nach dem
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