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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Regenbogens schimmerten, und an den weißen Wänden rankten sich Kletterpflanzen mit goldenen und silbernen kleinen Blüten empor. Dieser Ort strahlte einen solchen Zauber aus, dass der Wind selbst etwas davon mitzubringen schien und wenn sein Hauch über das Grün streifte, öffneten dort plötzlich bunte Blumen ihre großen Blütenkelche.
    Die anderen standen schon im Vorzimmer. Sie hatten ihre besten Kleider angelegt und warteten darauf, in den Thronsaal eingelassen zu werden. Lyannen gesellte sich ein wenig verlegen zu ihnen, wich einem Schwarm leuchtender Nachtfalter aus und erstarrte
schuldbewusst, als ihn der vernichtende Blick Ventels traf. Er trug ja immer noch seine Reisekleidung und hatte sich nicht einmal die Haare gekämmt oder zumindest das Gesicht gewaschen.
    Ventel hatte das natürlich sofort bemerkt. »Ich stelle mit Vergnügen fest, dass du dich umgezogen hast«, merkte er ironisch an. Einen Augenblick lang war er versucht, die Schuld dafür auf Krystal zu schieben, doch die Fee hatte sich schon auf Ventels Schulter gesetzt, spielte mit seinen blonden Haaren und tat ganz unschuldig.
    »Verzeih mir«, stammelte Lyannen. »Aber ich...« Er wusste nicht weiter. Es fiel ihm keine plausible Entschuldigung ein.
    Ventel seufzte nur und zog einen Hornkamm aus der Hosentasche. »Was deine Kleidung betrifft, ist jetzt nichts mehr zu machen. Aber kümmere dich wenigstens um die Haare. Ich gebe dir zwei Minuten, um dich anständig herzurichten.«
    Während er den Kamm nahm und versuchte, sich die zerzausten Haare zu ordnen, meinte Lyannen, Krystal kichern zu hören. Diese alberne Fee.Außerdem gefiel ihm nicht, wie sie mit Ventel flirtete. Er rammte den Kamm so wütend in sein verfilztes Haar, dass der Gefahr lief, einige seiner Zähne zu verlieren.Warum ließen sich seine Haare bloß immer so schwer durchkämmen? Keiner seiner Brüder hatte je dieses Problem gehabt. Sie mussten nur einmal mit dem Kamm durch die Locken fahren, dann glitt der wie geschmiert hindurch und alles saß den ganzen Tag lang perfekt. Bei Lyannen nicht. Seine Haare waren zum Verzweifeln. Widerspenstig. Nicht zu bändigen.
    »Ich verzichte«, knurrte er grimmig und gab Ventel den Kamm zurück. Er hatte alles nur noch schlimmer gemacht, jetzt sah er aus, als käme er geradewegs aus einer Windhose! Wieder hörte er, wie Krystal nur mühsam ein Kichern unterdrückte. Diese alberne Fee!
    Zum Glück öffnete sich nun die Tür am Ende des Raumes.
Eine ganz in Grün gekleidete Fee mit roten Haaren und grünen Augen kam heraus. Sie wirkte, als sei sie es gewohnt zu befehlen.
    »Krystal!«, rief sie auch gleich gebieterisch.
    Krystal, die sich gerade eine von Ventels Locken um den Finger wickelte, fuhr zusammen und nahm sofort Haltung an.
    Die andere Fee musterte sie tadelnd. Diesmal war es Lyannen, der sich ein heimliches Grinsen nicht verkneifen konnte. »Sind das die Besucher für die Königin?«, fragte die Fee dann Krystal. »Sie können eintreten. Geleite sie.«
    »Selbstverständlich, Nana«, sagte Krystal hastig. »Kommt, schnell, gehen wir.« Und sie führte die Männer zu einer zweiten, noch verschlossenen Tür.
    »Krystal?«, rief Nana sie noch einmal an.
    »Ja?«
    »Halte deine Gefühle im Zaum!«, sagte Nana warnend. Dann schwebte sie davon.
    Lyannen, der am nächsten bei Krystal stand, beobachtete, wie sie die Lippen aufeinanderpresste.Was hatten die Worte der grünen Fee namens Nana zu bedeuten? Was oder wem gegenüber sollte Krystal ihre Gefühle im Zaum halten? Und aus welchem Grund schienen diese Worte sie so zu verwirren?
    Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, da Krystal im gleichen Moment die Tür aufstieß und sie in barschem Ton aufforderte: »Tretet ein«. Von ihrer Heiterkeit war nichts übrig geblieben.
    Sie betraten den Raum. Ein gleißender Lichtschein traf Lyannen direkt ins Gesicht und blendete ihn so, dass er den Blick senken musste. Als er seine Augen wieder öffnen konnte, sah er, dass das helle Licht von einem riesigen Kristalllüster ausstrahlte, der von der hohen Deckenkuppel hing. Die silbernen Läden vor den Fenstern standen halb offen, nachtblaue Vorhänge hingen davor und der glänzende Fliesenboden war mit Teppichen bedeckt. An den Wänden hingen Gobelins und Flachreliefs mit historischen
Darstellungen. Im Hintergrund des Raumes erhob sich ein riesiger Thron aus Ebenholz und Gold mit einer mindestens fünf Meter hohen Lehne, über dem ein nachtblauer Baldachin hing. Der Thron wirkte besonders

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