Gefaehrten der Finsternis
war, in Feenquell einzudringen und ein Gemetzel anzurichten. Doch jetzt saß er in einem großen Saal im Herzen ihres Reiches und sah sie hinein- und hinausfliegen. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, und es kam ihm vor, als seien es unzählig viele Feen, so viele wie die Sterne am Himmel. Sie flogen geschäftig herum wie Arbeitsbienen und waren so bunt anzusehen wie Schmetterlinge, die eine blau, die andere grün und die dritte rosa.Während Lyannen sie beobachtete, kam er zu der Überzeugung, dass die in den grünen Gewändern den höchsten Rang hatten und dass es sich dabei um die Ratsfeen handelte, die die Königin erwähnt
hatte. Die Blauen waren wohl die Wächterfeen, während die rosa gekleideten Feen für die niederen Arbeiten zuständig waren.
Der Raum, in den man sie nun geführt hatte, war riesengroß und bis auf einen ebenso riesigen Tisch vollständig leer. Nur die Wände hatte man mit Blumen und Girlanden geschmückt, und es gab dort zwei große Fenster mit Spitzbögen, durch die man auf die ewige Nacht des Sternenreiches hinausschauen konnte. Feen in allen Farben flatterten zwischen ihnen her, grüßten sie respektvoll, bevor sie wieder davonrauschten. Sie hatten die Haare der Gefährten wieder mit Blumen geschmückt und ihnen warme Getränke gebracht, und sie wirkten wie die freundlichsten und diensteifrigsten Wesen auf der ganzen Welt.Ventel, dem Krystal nicht von der Schulter wich, trank in aller Ruhe seinen Kräutertee, ganz so, als wäre er hier zu Hause und würde sich einen Augenblick Ruhe gönnen. Er achtete überhaupt nicht darauf, dass der Kranz aus weißen Blüten, den die Feen ihm aufgesetzt hatten, nach einer Seite heruntergerutscht war und ihm jetzt schief über das Gesicht hing.Validen und Drymn unterhielten sich halblaut und lachten. Elfhall hatte sich eine riesige Margerite aus den Haaren gezogen und riss ihr gedankenversunken die Blütenblätter aus. Auf einmal merkte Lyannen, wie heiter und entspannt die Atmosphäre war und wie leicht er sich selbst fühlte, aller Sorgen ledig, die ihn bisher gequält hatten. Doch dann sah er einen Augenblick Eileens Gesicht vor sich... - Eigentlich war es ja nie aus seinem Kopf gewichen. Aber jetzt wirkte es nicht mehr leidend und verzweifelt, sondern schön und strahlend wie früher. Es war dieser Moment, der Lyannen seinen Glauben wiederfinden ließ: den Glauben daran, dass er Eileen wirklich finden könnte und dass er wieder mit ihr glücklich sein, mit ihr lachen und Feste feiern würde. Da begriff er, worin der größte Zauber der Feen bestand: Sie waren fähig, die Seelen von allen Schmerzen und Ängsten zu befreien und sie zu stärken, dass sie ihre Hoffnungen so deutlich vor sich sahen wie nie zuvor. Er
hätte für immer an diesem verzauberten Ort außerhalb der Zeit bleiben und alles vergessen mögen, hätte ihn der Gedanke an Eileen nicht davon abgehalten.
Als eine kleine Schar grüner Feen in den Raum kam, stellte Ventel seine Tasse Kräutertee ab und neigte zur Begrüßung elegant den Kopf. Lyannen setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl und auch die anderen taten es ihm nach. Die Feen schwebten zu ihnen hin und hielten dann an, wenige Zentimeter über der Platte des großen Tisches vor ihnen schwebend. Es mussten zehn oder fünfzehn sein. Die Gruppe wurde von Nana mit den roten Haaren angeführt, und als Krystal sie sah, nahm sie sofort eine würdigere Haltung an, blieb aber dennoch auf Ventels Schulter sitzen.
»Seid noch einmal willkommen, erlauchte Reisende«, sprach Nana. »Ich bin die oberste Ratsfee. Meine Aufgabe ist es, euch auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen und euch über das zu informieren, was Euch entgangen ist. Außerdem soll ich euch mit jeder Auskunft versorgen, die euch dabei helfen kann, eure Mission zu erfüllen. Es tut mir sehr leid, dass ich euch zum größten Teil schlimme Nachrichten mitteilen muss. Seit ihr euch auf den Weg gemacht habt, ist nicht gerade viel Erfreuliches geschehen. Die Ewigen haben an der Grenze auf den Feldern von Altambra eine neuerliche schwere Niederlage hinnehmen müssen, bei der ihr Heer starke Verluste hinnehmen musste. In Anbetracht dessen möchte ich euch raten, keinen Aufenthalt in den Grenzstädten einzuplanen. Es gibt keine weiteren Orte mehr auf eurem Weg, an denen ihr anhalten könntet, um euch über die Lage zu informieren, und wenn alles sich weiter so entwickelt, könnte die Grenze schon komplett in Feindeshand sein, wenn ihr dorthin kommt. In diesem Fall würdet
Weitere Kostenlose Bücher