Gefaehrten der Finsternis
zögernd und schämte sich beinahe dafür. Doch was ihm die Fee auch zu sagen hatte, mochte es noch so beängstigend und schrecklich sein, er musste es unbedingt hören. Validen, der neben ihm stand, hob sogleich den Kopf und lauschte. Einen Augenblick lang wunderte sich Lyannen darüber, dass sein Freund so viel Interesse an der Prinzessin zeigte, aber dann erinnerte er sich daran, dass Eileen ja auch Validens Cousine war, eine der sehr wenigen Verwandten, die er noch auf dieser Welt hatte.Validen musste Eileen genauso am Herzen liegen wie ihm, wenn auch auf andere Weise. Lyannen schaute den Freund schräg über die Schulter an und zwang sich zu einem verkrampften Lächeln, um ihn spüren zu lassen, dass sie beide ähnlich empfanden. Doch als Lyannen den eindringlichen Ausdruck in Validens Augen sah, war ihm klar, dass Validen schon um seine geheime Liebe wusste. Schnell wandte er sich wieder an Nana: »Die Königin hat uns gesagt, dass Eileen lebt und dass unser Feind keinen Grund hat, sie zu töten. Bei der Unmenge schlechter Nachrichten, die wir ständig erfahren, sollte man das als eine gute Neuigkeit ansehen. Aber wisst Ihr noch mehr? Wisst Ihr, wo sie ist und wie es ihr geht, ob man ihr vielleicht etwas Schreckliches angetan hat?« Lyannen musste mit sich kämpfen, damit er nicht von seinen Gefühlen überwältigt wurde und den Satz beenden konnte, bevor ihm die Stimme versagte. Er sah die kleine grüne Fee erwartungsvoll an, die inmitten der unendlichen Weite der Benachbarten Reiche saß.Validen legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu trösten, und Lyannen setzte abschließend hinzu: »Was für eine Nachricht Ihr auch habt und sei sie noch so unbedeutend, sie könnte uns sehr nützlich sein.«
Das stimmte, und wenn sie auch nur dazu diente, dass dann die Rebellen eine Sorge weniger hatten oder dass ihnen ein weiterer Ansporn für die Vollendung ihrer schwierigen Mission gegeben
wurde. Das schien die Fee gut zu verstehen. »Ja, wir haben Nachrichten«, sagte sie. Doch ihrer klangvollen Stimme war eine leichte Unsicherheit anzuhören. »Aber es sind nicht gerade viele, und dazu ist nicht sicher, ob sie auch stimmen. Ihr müsst verstehen, selbst wenn wir die Möglichkeit haben, einige Dinge aus der Zukunft zu sehen und gewisse verborgene Aspekte der Gegenwart zu enthüllen, können auch wir nur etwas mit Sicherheit sagen, wenn wir nah dabei sind. Mit unserem Zauber haben wir ständig im Blick, was in den Benachbarten Reichen vor sich geht. Dank seiner Kraft können wir über diese Karte hier«, sie strich beinahe zärtlich mit der Hand über das Pergament auf dem Tisch, »eine zweite Karte ausbreiten, eine Karte aus positiven und negativen Kräften, die wir in ihrer Bewegung wahrnehmen können. Euch bedroht eine der finstersten Mächte, die je auf dieser Karte aufgetaucht sind. Gar nicht vergleichbar mit der, die wir gespürt haben, als Algus das Königreich und uns selbst angriff. Euer Feind hat nicht übertrieben, als er behauptete, noch viel mächtiger zu sein. Ich will euch nicht verhehlen, dass es selbst mit der höchsten Zaubermacht, die wir einsetzen dürfen, äußerst schwierig ist, in ein so negatives Kraftfeld einzudringen. Doch zum Wohl aller haben wir es dennoch ein oder zwei Mal versucht und es ist uns auch gelungen. Ja, wir können euch etwas über Eileen sagen. Sie weilt bei dem Schwarzen Heer wie ein winziger Lichtpunkt inmitten all der Schatten. Und sie war die ganze Zeit hindurch dort, als die Truppen sich am Druidenkreis sammelten, und aller Wahrscheinlichkeit werden sie sie mit sich nehmen, wenn sie sich zum Aufbruch entschließen. Sie lebt und es geht ihr gut.« Nun konnte Lyannen ein Lächeln nicht mehr unterdrücken und schaute glücklich zu Validen hinüber. Doch die Fee blickte immer noch ernst. »Ja, es geht ihr gut, doch nur in dem Maß, wie es einem in einer so unglücklichen Lage wie der ihren gehen kann. Wir glauben nicht, dass ihr Kerkermeister ihr Gewalt angetan hat. Die Kraft, die von ihr ausgeht, ist rein und ist auch nicht schwächer
geworden, außer durch die Entfernung.Wir sollten alle stolz auf sie sein. Wer immer sie gefangen hält, hat ihr zwar rein körperlich nichts zugefügt, doch mit Respekt wird er sie sicher auch nicht behandeln. Hass bestimmt jede seiner Handlungen und er hasst Eileen so wie jeden Ewigen. Es ist ein Segen, dass Eileen stark ist, aber sie wird einer solchen Kraft nicht für immer standhalten können. Deshalb dürft ihr nicht zögern. Sie
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