Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
an. James blickte zu Alex, in seinem Blick lag
die gleiche Fassungslosigkeit. „Ich war plötzlich von einer so unsagbaren Gier
besessen“, flüsterte er entsetzt. Sie schwiegen alle. Dann drehte sich Alex um,
mit zusammen gekniffenen Augen sah er sich um.
„Irgendwas
geht hier nicht mit rechten Dingen vor sich“, murmelte er.
„Wir sollten
weiter“, drängte Svenja leise und sah sich ebenfalls nervös um. James starrte
auf den Boden. Sein Gehirn arbeitete, er konnte nicht begreifen was soeben mit
ihm geschehen war.
Während James sehr schnell
vorwärts schritt und schwieg, peinlich berührt von seinem Verhalten, wurden
Svenjas Schritte immer langsamer. Sie war zu müde zum Sprechen und fragte sich
dauernd wie lang der Weg wohl noch sein sollte und ob sie das durchhalten
würde. Wieder brach die Dämmerung und mit ihr die Kälte herein. Als Svenja noch
etwas weiter zurückfiel drehte Alex sich um. Er runzelte die Stirn. Er hatte
erwartet das Svenja ihre Erschöpfung nicht zugeben würde, aber mittlerweile war
es nur zu offensichtlich, dass sie eine Pause brauchte. Aber er würde auch nie
behaupten sie zu kennen. Er blieb stehen und wartete bis sie neben ihm war. Sie
blickte auf.
„Was?“, fragte
sie leicht angespannt.
„Du solltest
dich ausruhen.“
„Ich brauche
mich nicht…“, der Rest des Satzes verlor sich in einem erschrockenen Prusten,
als Alex ihr kurzentschlossen den Arm um die Taille legte, den Anderen hinter
ihre Beine schob und sie hoch hob.
„Was soll
das?“, fauchte sie. „Lass mich runter!“
„Schlaf“,
meinte er nur kurz angebunden und schritt schnell aus, um James wieder
einzuholen.
„Du sollst
mich runterlassen!“, zischte sie erneut, jeder einzelne ihrer Muskeln schien
angespannt, doch Alex ignorierte sie und schritt nun schweigend neben James
her. Der Elb blickte auf und als er Alex ausdruckslosen und Svenjas vor Wut kochenden
Gesichtsausdruck sah, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch es
verschwand viel zu schnell wieder.
„James“, sagte
Alex ruhig. „Ich weiß, dass du dich schämst für das, was vorhin passiert ist,
aber ich glaube dir, wenn du sagst, du wusstest nicht was du tatest. Dieser Ort
hier ist verzaubert, das steht außer Frage. Wir sind müde und gereizt und wer
weiß, ob auch auf uns irgendein Zauber liegt. Es muss einen Grund geben, warum
seit so langer Zeit niemand mehr versucht hat zum Schloss vorzudringen.
Vielleicht fürchten sie sich vor der Königin, vielleicht aber auch nur vor dem
Weg. Vielleicht macht der Weg verrückt. Sicher ist, dass uns hier jemand prüfen
will. Und…“ Er stockte als er das weiche Haar an seinem Hals spürte. Vorsichtig
linste er zu Svenja, deren Müdigkeit sie nun doch überrumpelt zu haben schien.
Ihr Kopf war gegen seine Schulter gefallen, die Augen geschlossen und ihr Atem
wurde immer gleichmäßiger. Er hob den Blick wieder und suchte verzweifelt nach
den Worten die er so eben an James hatte richten wollen, sie waren weg.
„Jedenfalls“, fing er sich wieder, „weiß ich, dass das nicht du warst und du
brauchst dich nicht weiter zu schämen.“ James brachte ein klägliches Lächeln zu
Stande.
„Die Frage
ist, ob es beruhigender ist zu wissen, dass ich eben nicht ich selbst war“,
meinte er. Alex überlegte einen Moment lang.
„Doch, das ist
es. Trotzdem sollten wir von nun an noch vorsichtiger sein und unseren Gefühlen
nicht so schnell den Vorrang lassen“, sagte er bestimmt.
Nun grinste
James endgültig.
„Welch weiser
Satz, der auch nur von einem Alexander Kliev kommen kann. Ich wünschte ich
könnte so praktisch sachlich denken wie du.“ Alex verzog daraufhin nur das
Gesicht zu einer Fratze und wortlos schritten sie weiter. Das fahle Mondlicht
beleuchtete ihren Weg und ließ die wenigen blauen Felsen, die sie passierten,
aufblitzen. Trotzdem sorgte sich Alex. Was, wenn sie in dieser Dunkelheit einen
der kleineren blauen Steine übersahen oder bereits übersehen hatten? Dann
würden sie an der falschen Stelle nach links oder rechts laufen. Würden ihnen
noch weitere Händler begegnen, die ihnen Notfalls helfen und ihnen den Weg
weisen konnten? Oder besser, woher waren die verletzte Frau und der Händler so
plötzlich gekommen? Hätten sie nicht zumindest den Händler bemerken müssen, als
sie an ihm vorbeigingen? Zudem war da die Aussage Svenjas, dass seit Jahren
niemand mehr durch diese Wüste gewandert war. Nun, dem war anscheinend nicht
so. Und trotzdem war die Situation mehr als
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