Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
sie bedauernd. Das würde sicherlich Ärger geben und
außerdem… sie stockte und schnupperte. Was hatte der Koch nur wieder anbrennen
lassen, dass es dermaßen stank? Ekelhaft! Sie wandte sich um und hockte sich
wieder in die Ecke. Vielleicht sollte sie die Nacht über doch lieber hier
bleiben. Wer wusste schon, ob Steve noch auf sie lauerte oder nicht. Morgen
würde sie dann alles ihren Eltern erzählen. Sie nickte beruhigt und schloss die
Augen. Furchtbar müde war sie, der Tag war aufregend gewesen. Sie schlief ein.
Lautes Wiehern und Geschrei
weckten sie jedoch bald darauf wieder. Rauch waberte durch die Hütte, dicker
schwarzer Qualm! Sylvana hustete. Was um…?
„Feuer!“,
brüllte da eine Stimme von unten. „Feuer! Der Stall brennt! Lasst die Pferde
raus!“
Feuer!, dachte
das Mädchen panisch und rannte zur Dachbodenluke die sie vorhin vorsichtshalber
verschlossen hatte. Mit aller Macht riss sie die schweren Bohlen auf und rote
Funken stoben ihr entgegen. Sie hustete und stürzte erschrocken nach hinten.
Rücklings auf allen Vieren krabbelnd, entfernte sie sich von dem Loch. Wie
erstarrt blickte sie auf das züngelnde Rot, das sich erbarmungslos einen Weg
durch das Holz fraß und langsam auf sie zu kam. Ihre Lungen brannten. Panik
machte sich in ihr breit. Gelähmt vor Angst war sie zu keiner Bewegung fähig.
Wie hatte das nur passieren können? Ihre Gedanken rasten. Und dann schoss es
ihr durch den Kopf: Steve. Seine Worte hallten erneut durch ihren Kopf: ‚Wenn
du nicht wärst, würde ich eines Tages König werden!‘ Aber das konnte er doch
nicht so wörtlich gemeint haben, oder? Sie musste hier raus? Aber wie?
„Los los
beeilt euch!“, hörte sie die Stimme von unten brüllen. Chaos war ausgebrochen,
sie hörte das Wiehern der Pferde, das Hufgetrappel, das Rufen der Menschen. Und
dann mit aller Kraft die sie aufbringen konnte brüllte sie los: „HILFE!
HILFEEEEE!“ Die Stimmen von unten erstarben für einen kurzen Moment. Dann:
„Bei der
Göttin des Mondes! Das ist die Prinzessin! Prinzessin Sylvana! Wo seid ihr?“
„Auf dem
Heuboden!“, rief sie zurück und drückte sich zitternd gegen die Wand, Rauch und
Flammen kamen ihr immer näher, die Hitze und der Rauch wurden unerträglich. Dann
entdeckte sie die vielen kleinen roten Pünktchen.
„Was ist
das?“, murmelte sie fasziniert und starrte auf die daumennagelgroßen pulsierenden
Lichtpunkte. Als ein Knall ihre Aufmerksamkeit wieder auf die schreckliche
Realität lenkte, gefolgt von einem Schmerzensschrei.
„Holt eine
neue Leiter! Nun macht schon! Schnell!“, hörte sie die Stimme von unten. Sie
begann zu keuchen. Das Feuer hatte mittlerweile die Hälfte des Dachbodens in
Flammen gesetzt. Sie hustete und Tränen rannen über ihr Gesicht, als ihr
bewusst wurde, dass sie sich in einer ausweglosen Situation befand. Keiner
würde es schaffen durch das Meer aus Flammen zu treten um sie zu retten. Laute
Schluchzer drangen aus ihrem Mund.
Violette
Punkte mischten sich unter die Roten, nur wenige, aber sie hoben sich von den
Flammen deutlich ab. Einer der Punkte flitzte direkt vor Sylvanas Gesicht durch
die Luft. Hin und her. Sie kämpfte ihre Angst beiseite. Vielleicht würde es
doch noch einer der starken Männer schaffen, es würde schon alles gut gehen?
Oder? Doch die Furcht wollte nicht ganz verschwinden, mit tränennassem Gesicht
starrte sie auf den violetten Punkt, um sich abzulenken.
„Mama! Papa!“,
schluchze sie leise. Wäre sie doch nur nicht hier herauf gekommen, würde es Steve
doch nicht geben… Furchtsam streckte sie die Hand nach dem pulsierenden Licht
aus und berührte es. Angenehme Kühle breitete sich in ihrer Hand aus, wanderte
den Arm hinauf und überflutete den ganzen Körper. Entsetzt schrie sie auf, als
sie spürte wie eine Hand nach ihren Gedanken zu greifen schien. Sie wollte den
Punkt wieder loslassen, doch es ging nicht! Brennender Schmerz ersetzte nun die
Kühle in ihrem Körper, sie schrie noch lauter. Bilder schossen an ihrem inneren
Auge vorbei. Bilder aus ihren Erinnerungen, die ihr doch so kurzes Leben
zeigten. Aber auch Bilder die ihr fremd waren, grausige Bilder, von denen sie
nicht wissen wollte was sie bedeuteten und woher sie kamen.
„HÖR AUF!“,
dachte sie schwach und weitere Tränen rannen über ihr von Ruß geschwärztes
Gesicht. „Es soll aufhören! Ich will noch nicht sterben. Nicht! Ich will
nicht!“ Verzweifelte, trotzige Entschlossenheit machte sich in ihr breit. „Ich
bin
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