Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
irgendwas musste seine
Schnelligkeit und Kraft ja gut sein. Und mit einer regelrecht grazilen Bewegung
stemmte er seinen schlanken aber doch muskulösen Körper auf den ersten Ast.
Noch ein letzter Blick über die Schulter in Richtung des kleinen Tempels, dann
begann die Kletterpartie.
Als er zu dem Baum, auf dem James
die ganze Zeit gehockt hatte, zurückkehrte, war Svenja bereits da. Ihre Augen
leuchteten triumphierend und in ihren Händen hielt sie ein altes, bereits sehr
abgenutztes Buch. Keuchend stemmte sich Alexander auf den Ast. James, der ihn
mittlerweile bemerkt hatte, bewegte sich vorsichtig in seine Richtung und nahm
ihm sowohl die Waffen als auch ein verschnürtes Bündel ab.
„Was ist
das?“, fragte er mit einem Blick auf das Bündel, nachdem Alex einen Moment lang
regungslos verschnauft hatte.
„Proviant“,
war die schlichte Antwort und dann griff der Junge nach seinem Schwert und
befestigte es sich wieder am Gürtel. James betrachtete die Waffen und stellte
fest, dass es ihre eigenen waren und auch noch vollständig, abgesehen von ihren
Schilden. Dafür gab es ein neues, extra Schwert für James. Die Mundwinkel des
Elb gingen deutlich nach unten als er das sah. Er hasste den Nahkampf, doch
Alex entging die Gefühlsregung.
„Wie lange ist
sie schon hier?“, murmelte er und ruckte mit seinem Kopf in Richtung Svenja die
tief in Gedanken versunken über dem Buch hing.
„Sie ist erst
kurz vor dir hier angekommen.“
„Hat sie
irgendwas gesagt, wie sie an das Buch herangekommen ist zum Beispiel?“
„Nein. Nichts
und ich glaube dabei wird es auch bleiben.“ Damit sollte der Ritter recht
behalten.
Den Rest der Nacht verbrachten
sie wieder fast schlaflos. Zwischendurch nickte einer von ihnen ein, aber in
dieser Position, auf einem Baum zusammengekauert, während unter ihnen immer
noch Wachen umherliefen, war an Schlaf nicht zu denken. Svenja verbrachte die
ganze Zeit damit in der „Lavanja“ zu blättern und als Alex ihr das Buch
wegnehmen wollte, um selbst einmal darin zu blättern, starrte sie ihn
hasserfüllt an. Für einen kurzen Moment wurden ihre Augen helltürkis. Sie
bemächtigte sich nicht seiner, aber es war eine deutliche Warnung – die er nur
zu gut verstand. Während sie am frühen Morgen an einem Stück Brot knabberten
sprach James das wohl größte Problem, dass sie momentan hatten, an.
„Wir müssen
noch hier bleiben bis wir die Rose gefunden haben. Aber wie finden wir sie?“
„Wir müssen
warten bis der Schmied wieder mit seiner Arbeit anfängt.“
„Das ist mir
auch klar. Halte mich nicht für dumm, Mädchen“, fuhr nun sogar James auf, dessen
Nerven mittlerweile am Reißen waren. Erschrocken sah sie ihn, mit weit
aufgerissenen Augen an. Solch eine Behandlung war sie von James nicht gewohnt.
„Entschuldigung“,
sagte er daraufhin auch schnell und sein schlechtes Gewissen meldete sich. Sie
lächelte.
„Zu wenig
geschlafen?“, war die kecke Antwort. James blickte sie daraufhin nur müde an,
versuchte das Lächeln zu erwidern, doch es rutschte ihm weg und so fuhr er sich
nur mit den Fingern durch das zerzauste Haar.
„Ich habe eine
Idee“, erklärte sie besänftigend. „Vielleicht haben wir Glück und es funktioniert“,
fuhr sie fort, als plötzlich ein Schrei ertönte. Wind peitschte den Dreien
urplötzlich in die Gesichter und sie mussten sich gut festhalten, um nicht vom
Ast zu fallen.
„SCARLETT!“,
röhrte eine ihnen mittlerweile wohlbekannte Stimme, dann ließ der magische Wind
wieder nach. Die Angesprochene schüttelte ihr braunes Haar, um es zu richten,
schlug voller Genugtuung die „Lavanja“ zu, lächelte und hauchte einen Kuss in
ihre Hand, den sie gleich darauf mit einem koketten Grinsen in Richtung des
Schreies pustete.
„Jetzt müssen
wir doppelt vorsichtig sein“, murmelte James, musste aber dennoch über die übertriebende
Aufmachung Svenjas lachen. Dann wurde er wieder ernst.
„Die Lavanja
ist weg, unsere Pferde sind noch da. Also wissen sie, dass auch wir noch hier
sind.“
„Nicht
unbedingt. Hier im Wald würden wir ohne Pferde schneller sein. Aber sie werden
die Wachen wohl trotzdem nicht abziehen.“
Sie warteten. Die Sonne stieg
höher. Die kleine Gruppe wurde immer unruhiger. James überprüfte immer und
immer wieder seinen Bogen, legte einen Pfeil an und steckte ihn dann wieder
zurück in seinen Köcher. Alexander polierte sein Schwert und Svenja murmelte ständig
irgendwelche Dinge vor sich hin. Und dann
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