Gefährtin der Dämmerung
wollte.
»Catherine!«, fuhr sie mich an, als ich mich vor ihr aufbaute.
»Geh mir aus dem Weg. Ich habe mit dieser Kreatur ein Wört chen zu reden.«
Da sie Bones für gewöhnlich als »widerliche Bestie« bezeich nete, bezog sich »Kreatur« vermutlich auf Ian.
»Mom, ich weiß, wie wütend du bist.«
Sie versuchte noch immer, an mir vorbeizukommen. »Keine Bange, ich mache keine Szene«, sagte sie und schob sich mit ei nem letzten Rempler an mir vorbei. Für ihre Verhältnisse war das der Gipfel der Zurückhaltung.
»Du.« Sie marschierte geradewegs auf Ian zu und stieß ihm den Zeigefinger vor die Brust. Er warf einen amüsierten Blick darauf. »Du hast ihren Vater verwandelt? Hast du nicht ge wusst, was für ein Abschaum er war? Oder hast du weder Ver stand noch Vernunft noch Charakter genug, um zu erkennen, was für Monster du erschaffst?«
Bones stieß ein finsteres Schnauben aus. »Jetzt darfst du aus löffeln, was du dir eingebrockt hast, mein Freund, aber wie aus fallend sie auch werden mag, ich will keine Beleidigungen von dir hören.«
Ian verdrehte die Augen. »Nein, Justina, meine Nachkom men erschaffe ich durchaus mit Verstand, Vernunft und Cha rakter. Aber wenn ich für alles verantwortlich sein soll, was sie tun, gilt das auch für dich. An dem Tag, als ich deine Tochter kennenlernte, hat sie meinen Freund ermordet. Wie willst du das wiedergutmachen?«
Ian hatte den Spieß so eiskalt umgedreht, dass ich fast genau so perplex war wie meine Mutter.
»Noch so einen abscheulichen Vampir?«, säuselte sie, als sie sich wieder gefangen hatte. »Einer der vielen, die versucht ha ben, sich an ihrem Hals gütlich zu tun?«
»Einen Ghul, der nur seine Pflicht erfüllen wollte, indem er mich vor einer Frau beschützte, die vorhatte, mich in mei nem eigenen Heim zu ermorden«, gab Ian zurück. »Frag Cat.
Sie wird dir bestätigen, dass ich keinen Versuch unternommen habe, sie zu beißen, bevor sie meinen Freund enthauptet hat.«
Unbehaglich trat ich von einem Fuß auf den anderen. Woher hätte ich wissen sollen, dass Don seine eigenen Gründe gehabt hatte, mich auf Ian anzusetzen? Für mich war es ein Job wie je der andere gewesen. Nie hätte ich gedacht, dass ich unwissent lich zur Mörderin eines Unschuldigen werden würde.
»Das mit deinem Freund tut mir leid, aber ich habe ihn für einen Killer gehalten, und er hat sich von hinten an mich he rangeschlichen und wollte mich überwältigen«, antwortete ich.
»Außerdem hattest du kurz davor zugegeben, zwei Menschen ermordet zu haben, Ian. Deine Angestellten.«
»Die mich bestohlen hatten«, war Ians Antwort. »Wirklich, Crispin, was würdest du mit Typen anstellen, die dir das Haus ausräumen und versuchen, deine Wertsachen zu verhökern?«
Bones zuckte mit den Schultern. »Das Gleiche. Wenn man jemandem nicht einmal etwas so Unwichtiges wie seinen Be sitz anvertrauen kann, wie soll man sich da sicher sein, dass er einen in wichtigeren Dingen nicht auch betrügt?«
»Ganz genau«, pflichtete Ian ihm bei und wandte sich dann mit vielsagendem Blick wieder an meine Mutter. »Was Max be trifft, sind wir also mehr als quitt, Schätzchen. Was legst du mir sonst noch zur Last?«
Sie machte ein leicht verwirrtes Gesicht, deutete dann aber mit einer Handbewegung auf Bones. »Ihn. Du hast ihn erschaf fen, und wegen ihm sind meine Eltern ermordet worden, wir sind also mitnichten quitt, Vampir.«
Ein Schatten huschte über Bones' Züge. Du hast keine Schuld daran, ließ ich ihn wissen. Sie hat unrecht.
»Allerdings hat er Cat auch beigebracht zu kämpfen, hat sie stärker, schneller und tödlicher gemacht. Glaubst du, sie hätte sonst überlebt? Hat er nicht außerdem sowohl ihr als auch dir erst kürzlich das Leben gerettet? Willst du mir sagen, das wäre weniger wert als das Leben deiner Eltern?«
Meine Mutter sah ihn komisch an. Als wüsste sie nicht, wie sie ihn einordnen sollte. Ian erwiderte ihren Blick, offen und unerschrocken. Schließlich, nach einem gespannten Schweigen, machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.
»Schön, dass wir uns mal aussprechen konnten«, rief er ihr nach.
Sie antwortete nicht.
Ian ließ die Hand auf Bones' Schulter fallen. »Wollen wir wieder reingehen? Hier draußen ist es eiskalt, und deine Frau friert.« Er ließ den Blick über mich wandern und lachte dann.
»Eindeutig.«
»Verpiss dich«, fuhr Bones ihn an.
Ian schlenderte pfeifend davon. Ich schnaubte. »Siehst du?
Ich hätte doch einen BH
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