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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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hörte ich Spades aufgeregte Stimme.
    »Ja, leck mich doch am Arsch!«
    War das Ian? Konnten die nicht ein bisschen leiser sein?
    Das Kreischen, das dann kam, klang ganz nach Annette und war so schrill, dass ich mir das Kissen auf die Ohren presste.
    Selbst diese kleine Anstrengung erschöpfte mich. Wäre ich dazu in der Lage gewesen, hätte ich mich über den Radau beschwert.
    Erst wollten alle, dass ich schlief, und dann veranstalteten sie so einen Lärm? Scheinheiliges Pack.
    Das laute, unverständliche Gekreische kam eindeutig von Annette. In der Nähe krachte etwas zu Boden. Mein umnach teter Verstand gaukelte mir vor, dass es Tate wäre. Als ich weg getreten war, hatte er gerade auf seinem Stuhl gekippelt. Viel leicht war er ebenfalls eingenickt und hatte das Gleichgewicht verloren. Was allerdings nicht seine gemurmelten Worte er klärte.
    »Das soll ja wohl ein Witz sein ...«
    Nun redeten alle lautstark durcheinander; man hörte so viel Radau, dass ich mühsam ein Auge aufmachte. Irgendwann drang dann endlich ein Name zu mir durch, der mich von der Couch taumeln ließ.
    »Crispin!«
    »... muss zu meiner Frau«, hörte ich noch, dann fing ich an zu schreien und rannte in blinder Hast den Couchtisch um, als ich auf die Stimme zustolperte. Meine Augen waren offen, aber ich sah alles verschwommen und doppelt, sodass die Gestalt, die auf mich zukam, eher einem Geist als einem Mann ähnelte.
    Arme packten mich, drückten mich an einen Körper, der so heftig mit meinem kollidierte, dass ich mit ihm zu Boden ging.
    Mein Gesicht wurde an eine Kehle gepresst, an der ich eine ver traute Stimme vibrieren spürte.
    »... hab dich so vermisst, Kätzchen, ich liebe dich ...«
    Das ist ein Traum, dachte ich. Ein Traum, und ich werde Don von ganzem Herzen dafür danken, dass er mir die Illusion ge schenkt hat, Bones noch einmal in den Armen halten zu kön nen. Gott segne die moderne Wissenschaft und Tonnen von Ko dein und Beruhigungsmitteln!
    »Du bist tot«, nuschelte ich. »Ich wünschte, du wärst wirk lich hier ...«
    »Lasst mich mit ihr allein. Alle, lasst uns bitte einen Augen blick Zeit. Charles.«
    Ich hörte ein Flüstern, das ich nicht verstehen konnte, weil es so leise war, obwohl Spades dunkler Schopf so tief gebeugt war, dass er mein Kinn streifte. Er nickte kurz und küsste das bleiche Gesicht, das ich noch immer nur unscharf sehen konnte.
    »Alles, was du willst, mein Freund.«
    »Bitte weckt mich nicht auf«, flehte ich, weil ich fürchtete, jemand könnte mich aus meinem Traum reißen. Die Augen fest zugekniffen, klammerte ich mich an die Gestalt, die mir so real zu sein schien. »Nur noch ein bisschen.«
    »Du träumst nicht, Kätzchen.« Oh Gott, seine Lippen legten sich auf meine und küssten mich, dass es mir das Herz brach.
    »Ich bin hier.«
    »Sie haben dich tot gesehen, u...und v...verwelkt. Du bist nicht e.. .e.. .echt...« Die Realität mischte sich mit meiner Ver wirrung, die Pillen und der Schock taten ein Übriges.
    Bones trug mich zur Couch. »Eins nach dem anderen, wir reden später«, sagte er, zerbrach das Wasserglas und ritzte sich damit die Handfläche auf. Ich hatte keine große Wahl, weil er sie mir im nächsten Augenblick an die Lippen presste.
    Mit jedem Tropfen, den ich schluckte, begann sich der medi kamenteninduzierte Nebel in meinem Kopf zu lichten, bis ich Hönes schließlich deutlich vor mir knien sah. Meine Hände zit terten, als ich sie ausstreckte, um ihn zu berühren, halb in Sor ge, dass es wieder einer von Patras Traumzaubern war. Einer, in dem sein Körper sich am Ende vor meinen Augen grausam in nichts auflösen würde.
    Bones nahm meine Hand und drückte sie.
    Ich sog seinen Anblick förmlich in mich auf. Abgesehen von seinem Haar, das beängstigend weiß war, sah er aus wie immer.
    Seine Haut strahlte wie eh und je, und seine dunkelbraunen Augen blickten unverwandt in meine.
    »Bist du wirklich hier?«
    Ich wurde die Angst nicht los, dass er nur ein Trugbild war.
    Was, wenn ich mir alles nur einbildete und beim Erwachen fest stellte, dass ich tatsächlich nur geträumt hatte. Das würde ich nicht ertragen. Ich würde wahnsinnig werden.
    In plötzlicher Verzweiflung ergriff ich eine der spitzen Glas scherben und rammte sie mir ins Bein. Entsetzt zog Bones sie heraus.
    »Was tust du da, Kätzchen?«
    Der plötzlich einsetzende Schmerz war das Schönste, was ich je gespürt hatte, weil er bedeutete, dass ich nicht träumte. Bones musste hier sein. Die Selbstbeherrschung,

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