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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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meiner Gegenwart, aber ich träumte oft von diesem Wort. Killer. Es war ein uralter Albtraum.
    Ich grub die Fingernägel in meinen Oberschenkel. »Dämonen sind Parasiten. Raubtiere. Schlicht gesagt existieren sie nur, um den Menschen Schmerzen und Leid zuzufügen, weil sie sich davon ernähren. Also bringe ich sie um. Ich töte sie, weil
sie töten. Ich jage sie, weil sie jagen. Wenn ich einen Dämon entdecke, der nach einem Wirt sucht, erledige ich ihn. Finde ich einen Dämon in einem Wirt, zwinge ich ihn herauszukommen und tue dann das Gleiche. Die Jungs sind meine Waffen, aber ich bin die Killerin. Wenn ich die Schäden sehe, die die Dämonen anrichten - die zerstörten Häuser, die Spuren von Mordund Vergewaltigungsopfern, von missbrauchten und vernachlässigten Kindern, betrachte ich meine Arbeit als Dienst an der Öffentlichkeit .«
    Grant blickte mich unverwandt an. »Also hilfst du anderen. Aber hilfst du auch dir selbst? Welchen Preis zahlst du dafür, Maxine? Nur Psychopathen töten gewissenlos - und du bist keiner, das wenigstens weiß ich. Also muss es dir etwas ausmachen, selbst wenn du nur … Dämonen umbringst.«
    »Was ist die Alternative? Deine Art, mit ihnen umzugehen?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht«, zischte ich verbittert. »Wenn du erlebt hättest, was ich erlebt habe, würdest du so was nicht sagen. Du würdest nicht mal auf die Idee kommen.«
    »Dann erzähl es mir.« Sein suchender Blick glitt über mein Gesicht. »Bitte, Maxine. Hilf mir, zu verstehen.«
    » Was zu verstehen?«, flüsterte ich. »Wie lang weißt du schon, dass diese Wesen existieren?«
    Grant schob den Eisbecher zur Seite. »Ich war mir bis heute nicht sicher. Ich wusste nur, dass Menschen mit dunklen Auren, wie freundlich oder nett sie sich auch verhalten mögen, eine dunkle Seite in ihren Herzen haben. Also habe ich versucht, sie zu heilen. Zunächst mit Worten und Ratschlägen und schließlich mit meiner Musik.«
    »Warst du zu jener Zeit schon in der Kirche? Wie hast du herausgefunden, dass du Leute verändern kannst?«
    »Das war ein Zufall. Ich spielte gerade Flöte, als jemand vorbeikam.
Es war ein stark verhaltensgestörter Mann, ein älterer Kerl, der sich in der Kirche herumdrückte. Er war nicht besessen, nur verrückt. Er blieb stehen, um mir zuzuhören. Ich weiß noch, wie ich dachte: Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Kurz darauf habe ich die Farben meiner Musik in seiner Aura gesehen. Und er hat sich verändert, Maxine. Für kurze Zeit jedenfalls.« Grant starrte auf seine Hände. »Ich habe herumexperimentiert. Vielleicht war das ein Fehler. Ich habe gebetet, um Führung gebeten, um Vergebung. Aber ich konnte nicht anders.«
    »So wirkt die Macht.«
    »Vielleicht.« Grant lächelte mich bitter an. »Vielleicht habe ich mich von meiner Macht über die Menschen verführen lassen. Ich rede mir allerdings lieber ein, dass es anders war. Schließlich habe ich nur zu helfen versucht.«
    »Ich beschuldige dich auch nicht. Es ist nur eine Feststellung.« Ich rieb mir das Gesicht. Ich war so müde. »Und die Besessenen? Wie bist du auf die gestoßen?«
    »Auch durch Zufall. Manchmal habe ich zwei übereinanderliegende Auren in einem Individuum entdeckt. Nachdem ich erst die eine geheilt hatte, konnte ich auch die andere verändern.«
    »Was meinst du mit ›heilen‹?«
    »Letzten Endes haben alle ›besessenen‹ Männer und Frauen, die diese doppelten Auren hatten, ihr grausames Verhalten aufgegeben, nachdem ich für sie gespielt habe. Natürlich nicht über Nacht, und nicht, ohne immer wieder meiner Musik zu lauschen. Aber ich konnte beobachten, wie sie plötzlich Mitgefühl entwickelten, ihren Lebensstil und ihren Umgang radikal veränderten, und das auf eine so … wohlwollende Art, dass ich den Eindruck hatte, vor mir säßen vollkommen andere Persönlichkeiten.«
    »Und dann?« Ich beugte mich dicht zu ihm. »Warum hast du die Kirche verlassen?«

    Seine Miene war so schmerzerfüllt, dass ich seine Hand nahm. Bevor ich jedoch irgendetwas sagen konnte, kamen zwei Kellnerinnen und brachten uns die Tüten mit unserem Essen. Ich bat sie, die Sachen auf dem Nachbartisch abzustellen. Sie taten es und beobachteten uns aufmerksam. Grant schien sie nicht zu bemerken. Nachdem die Mädchen verschwunden waren, stand ich auf, ging um den Tisch herum und setzte mich neben ihn. Dann wartete ich stumm.
    »Ich dachte, ich hätte eine Gabe«, sagte er schließlich. »Eine göttliche Gabe, mit der ich Menschen

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