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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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das?«
    Grant zuckte mit den Schultern. »Die Antwort hängt davon ab, wen du fragst, aber zunächst einmal ist es ein Obdachlosenheim. Ein Ort, der Menschen hilft, wieder auf die Füße zu kommen.«
    »Und hier lebst du?«
    »Es gehört mir.« Grant lächelte und stieg aus dem Wagen. Er stützte sich schwer auf seinen Gehstock. Ich wartete einen Augenblick, während ich seinen Rücken anstarrte und den Kopf schüttelte.
    Ich machte mir nicht erst die Mühe, meinen Koffer aus dem Kofferraum zu holen, schlug nur den Kragen meiner Jacke hoch und senkte den Kopf zum Schutz gegen den kalten Regen. Dann lief ich hinter ihm her über einen schmalen Seitenweg, bis wir zu einer schlichten Metalltür kamen, die sich in einer Mauernische direkt neben dem Hauptgebäude befand. Die Jungs tauchten mit glänzenden Augen und klappernden Krallen neben uns aus den Schatten auf. In Grants Hand klingelte ein Schlüsselbund.
    »Ich habe einen Privateingang«, erklärte er. Im nächsten Moment befanden wir uns in einem trockenen, dunklen Raum. Eine steile Treppe, die nach oben führte und von einer schwachen Lampe irgendwo weit über uns beleuchtet wurde, war der einzige Weg. Grant bewegte sich langsam, sein Stock knallte laut auf jede Stufe.

    »Bist du bei diesem Unfall verletzt worden, bei dem der Fahrer geflüchtet ist?« Meine Stimme klang laut in der düsteren Stille um uns herum. Ich spürte, wie sich die Jungs an meinem Bein vorbeidrängten und sah die Umrisse ihrer scharfen Rückenstacheln, während sie nach vorne eilten, um das Terrain zu sondieren.
    Grant drehte sich zu mir um. Seine Augen lagen im Schatten. »Bei dem Unfall habe ich nur ein paar Kratzer und blaue Flecken abbekommen. Das mit dem Bein ist vor fünf Jahren passiert. Ich bin … ans falsche Ende eines Wagenhebers geraten.«
    Ich atmete hörbar ein. »Was ist passiert?«
    Grant blieb auf der Treppe stehen und wartete, bis ich ihn einholte. Ich stand dicht neben ihm, berührte ihn aber nicht. Aus seinen Haarspitzen fielen Regentropfen, die Luft war kühl - aber die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, drang mir bis in die Knochen. Wir starrten einander an, schweigend.
    »Manchmal ist es gefährlich, Leuten zu helfen«, brach er schließlich den Bann. Ein leichter Schmerz schwang in seiner leisen Stimme mit. »Es ist sicherer, sich abzuwenden und nicht hinzusehen. Das weißt du sicher besser als irgendjemand anders.«
    »Ja.« Ich zögerte, streckte die Hand aus und berührte seine nasse Wange. Grant schloss die Augen. Seine Haut fühlte sich unter meinen Fingern stoppelig und heiß an. Und so gut. »Die Leute sind nie das, was sie zu sein scheinen. Nicht einmal für sich selbst.«
    Er hielt meine Hand fest und drückte sie an die Lippen. »Aber man geht das Risiko ein. Man hat keine Wahl, keine Alternative.«
    »Einsatz und Engagement.« Ich schob mich dichter an ihn und schluckte.
    »Du rettest Leben«, flüsterte Grant und senkte den Kopf. Unsere Lippen berührten sich. Das Feuer, das in meinem Mund ausbrach, loderte durch meinen Hals, erhitzte meine Brüste,
meinen Magen. Er legte seinen starken Arm um meine Taille und zog mich fester an sich. Ich klammerte mich an ihn, ließ es zu, dass er mich festhielt und umklammerte ihn. Es war mir gleichgültig, dass ich mein Leben aufs Spiel setzte, mein Herz riskierte. Zum ersten Mal in meinem Leben war mir das vollkommen egal. Ich wollte es so. Vor allem wollte ich ihn . Also lehnte ich mich fester an ihn, und Grant stöhnte auf, tief und kehlig. Dann hob er den Kopf. Wir atmeten beide schwer.
    »Oben.« Er klang heiser, und wir stolperten nebeneinander die schmale Treppe hoch, hielten uns fest an den Händen. Grant tastete über die Wand und schaltete das Licht ein. Einen Moment war ich geblendet, aber meine Augen gewöhnten sich schnell an die Helligkeit. Der Raum am oberen Ende der Treppe war groß und behaglich. Ich sah breite Fenster mit Rauchglas, bequeme Sofas und massive Bücherregale, einen Flügel, ein paar Gitarren und ein großes, rot glänzendes Motorrad. Zweifellos war es einmal Grants ganzer Stolz gewesen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie es irgendjemand hatte schaffen können, das Ding all die Stufen hinaufzuschleppen.
    Der Raum war freundlich, warm und gemütlich. Er wirkte wie ein richtiges Zuhause, allerdings auch etwas luxuriöser, als ich es bei einem ehemaligen Priester erwartet hätte. Das asketische Leben schien also ebenfalls vorbei zu sein. Grant hatte offenbar mehr als nur den

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