Gefaehrtin Der Daemonen
Damit die Frauen meiner Linie die … Jungs nicht um ihre Zukunft betrügen.«
»Betrügen.« Seine Stimme klang gereizt. »Heißt das, dass die Jungs von Mutter zu Kind weitergereicht werden?«
»Von Mutter zu Tochter. Es gibt immer nur Töchter.«
Grants Brust hob und senkte sich unter seinen Atemzügen.
Ich lauschte in der Stille seinem Atem, dem Herzschlag. Mein Herz schien sich zusammenzuziehen und zu verkümmern. Es kribbelte mich am ganzen Körper, ich wollte weglaufen. Ich hätte weglaufen sollen, als ich diesen Mann zum ersten Mal gesehen hatte. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Verdammt.
»Dann hätten wir ein Kind«, erklärte er schließlich sanft. »Was verschweigst du mir sonst noch?«
Ich konnte nicht lügen. Ich hätte einfach schweigen können, doch ich wollte Grant nicht verletzen, wollte ihn nicht mit meinem Misstrauen strafen. Ich wollte glauben, dass er ein Freund ist. Ich wollte der Illusion erliegen, dass so etwas auch für mich möglich sei. Einen Freund zu haben, selbst wenn es bedeutete, dass er mich nicht länger in seinem Bett haben wollte.
»Es ist hart.« Bei diesen Worten brach meine Stimme. »In dem Augenblick, in dem ich ein Kind empfange, ist mein Todesurteil unterschrieben. Ich habe vielleicht noch ein Jahrzehnt, vielleicht auch zwei, aber nicht viel länger. Ich sterbe nicht im Schlaf. Ich werde umgebracht. Wie meine Mutter und ihre Mutter und deren Mutter vor ihr. Eine ganze Linie von Frauen, die so weit zurückreicht, dass ich nicht weiß, wo sie anfängt. Nur eins weiß ich: Sie alle haben ein brutales Ende gefunden.«
Grant zuckte zusammen, drückte mich noch fester an sich. »Nein.«
»Doch. Eines Tages hören die Jungs auf, mich zu beschützen. Sie verlassen mich für mein Kind. Wenn das geschieht, erfahren es die Dämonen, die ich mein Leben lang gejagt habe. Sie bringen mich um. Das ist der Preis, den wir für den Schutz, der uns gewährt wird, zahlen. Die Jungs … Die Jungs müssen überleben. Ich bin nicht unsterblich. Ich werde alt, vielleicht auch krank - und wenn ich eines natürlichen Todes sterben sollte, bevor die Jungs den Sprung machen …«
»Sterben sie auch?«
»Ich war nicht immer die einzige Jägerin. Es hat andere gegeben, damals, vor langer Zeit.«
»Du könntest dich wehren. Du könntest … Junggesellin bleiben.«
Beinahe musste ich über seine brüchige Stimme lachen. »Das habe ich ja auch getan, aber für immer geht das nicht. Die Jungs sorgen dafür, dass ich schwanger werde. Im schlimmsten Fall halten sie mich fest und zwingen einen Mann, mich zu schwängern. Sie drohen, wahllos jemanden umzubringen, wenn ich keinen Mann finde, mit dem ich Sex haben kann. Das ist einigen Frauen meiner Familie so passiert. Manchmal frage ich mich, ob sie das nicht auch mit meiner Mutter gemacht haben.«
»Du hast gesagt, sie ist tot.«
»Sie wurde ermordet. Mit einem Schuss in den Kopf. Vor meinen Augen.«
Grant schüttelte sich. Ich zwang mich ihn anzusehen, aber statt Angst oder Bestürzung sah ich nur Wut, eine glühende Wut, die so abschreckend war, dass ich nur seine blassen Wangen, die zusammengekniffenen Lippen und die kalte Hitze seiner Augen wahrnehmen konnte.
»Du liebst sie«, sagte er hart. »Trotz allem kümmerst du dich noch um sie.«
»Sie sind meine Familie«, flüsterte ich. »Familie tut manchmal weh, aber ihre Bande sind noch dicker als Blut. Sie leben meinetwegen, und ich lebe ihretwegen. Ich kann sie nicht hassen, Grant. Nicht einmal dafür, wie meine Mutter gestorben ist. Wie ich sterben werde. Sie sind ein Teil von mir.«
Er holte tief Luft und atmete dann langsam aus. »Also, wenn wir es tun, werde ich Vater.«
»Wahrscheinlich.« Ich zögerte. »Ich wollte es dir eigentlich gar nicht erzählen.«
»Weil du nicht geglaubt hast, dass wir so lange zusammen sind, dass ich von deiner Schwangerschaft erfahre? Oder weil du nicht geglaubt hast, dass ich noch mit dir zusammen sein möchte, wenn ich die Wahrheit erfahre?« Er schnaubte verächtlich, und dann kehrte endlich etwas Farbe in sein Gesicht zurück. »Du kennst mich überhaupt nicht, Maxine.«
»Es tut mir leid«, murmelte ich. Meine Augen brannten, brannten ebenso wie meine Wangen, wie mein Hals. »Es tut mir so leid, Grant.«
»Nein.« Er küsste wieder meine Stirn, strich mein Haar zurück, wiegte mein Gesicht in seinen Händen. »Nein, Maxine. Es ist nicht deine Schuld. Und du musst keine Angst haben. Wir sorgen dafür, dass es funktioniert. Wir
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