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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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geändert.«
    »Hast du?«, fragte ich. »Glaubst du, du könntest den Inbegriff des Bösen auf dieselbe Weise bekehren wie du seine Anhänger veränderst?«
    »Nein«, gab Grant nach kurzem Zögern zu. »Ich kenne meine Grenzen.«

    »Vielleicht.« Ich versuchte, meinen Worten mit einem Lächeln die Härte zu nehmen. Dann bückte ich mich, um meine Jeans aufzuheben. Grant räusperte sich, und mein Lächeln verstärkte sich noch. Es gefiel mir: mit jemandem zusammen zu sein.
    Grant nahm mir den Kaffeebecher ab, trat die Jeans mit seinem gesunden Bein zur Seite und zog mich zum Bett. Wir wälzten uns eine Weile herum und verließen das Bett nur, um zu duschen. In der Kabine gab es einen Plastiksitz, um Grants Bein zu entlasten. Eine Weile hockte ich rittlings auf seinem Schoß und amüsierte mich prächtig, allerdings achtete ich darauf, dass er nicht in mich eindrang. Die Kondome waren alle verbraucht. Ich brachte ihn auf eine andere Art dazu, meinen Namen zu schreien, bis er mich herumdrehte, zur Wand hin, und meine Beine weit auseinanderspreizte. Er revanchierte sich gleich mehrmals.
     
    Ich zog meine Jeans an und nahm mir ein altes, dunkelblaues Sweatshirt ganz unten aus Grants Kleiderschrank. Er stand gerade im Badezimmer und rasierte sich. Meine Haare waren noch feucht und unfrisiert, aber ich drehte sie einfach zu einem Knoten und verließ das Schlafzimmer. Dann lief ich barfuß in eine andere Welt aus Sonnenschein und Glas und Holzfußböden. Mir fielen Kleinigkeiten auf, die ich in der Nacht übersehen hatte: Masken und Fotografien an den Backsteinwänden. Auf winzigen Tischen, die wie kleine Inseln um die Sofas herum platziert waren, lagen Steine und Stöcke und anderer Krimskrams. Gemütliche Kleinigkeiten, die mich an das alte Bauernhaus erinnerten, in dem ich mit meiner Mutter gelebt hatte, und in das ich in den fünf Jahren seit ihrem Tod nicht mehr zurückgekehrt war. Nachdem ich sie beerdigt hatte, hatte ich unser ganzes Mobiliar in ein Lager gebracht, Tagebücher und Papiere bei der Bank eingeschlossen, einen Koffer in den Mustang geworfen
- und war einfach losgefahren. Wie in dem alten Stück von Bon Jovi. Ich ritt auf einem Pferd aus Metall. Gesucht, tot oder lebendig.
    Den größten Teil des Raumes nahmen Bücherregale ein. Grants Lesestoff war überwiegend religiöser Natur, handelte aber nicht nur vom Christentum. Ich entdeckte Regale, die dem Judaismus, dem Islam, dem Buddhismus und dem schamanischen Glauben gewidmet waren; Mythen und Legenden, archaische Texte mit seltsamen Titeln, die ich nicht aussprechen konnte. Einige davon waren nicht einmal auf Englisch.
    Ich hörte das Tippen von Grants Stock, drehte mich jedoch nicht um, bis er direkt hinter mir stand. Ich lächelte. »Eine nette Bibliothek hast du da.«
    »Ich habe zwar das Priestertum hinter mir gelassen, nicht aber meinen Glauben. Auch wenn er sich über die Jahre verändert hat.«
    Ich sagte nichts. Ich war wirklich kein Experte in Sachen Glauben und würde ihm vermutlich nie näher kommen als jetzt, während ich mit Grant zusammen war.
    Wir verließen seine Wohnung, gingen langsam die Treppe hinunter und traten durch die Metalltür ins Freie. Die Sonne schien, die Luft roch frisch, leicht nach Meer und Hafen. So weit ich blicken konnte, sah ich nur heruntergekommene Lagerhäuser auf dieser Straße, von denen einige sogar noch in Benutzung zu sein schienen. Andere befanden sich im Bau. Ich sah Werbetafeln, auf denen luxuriöse Lofts angekündigt wurden.
    Das Gelände, auf dem ich jetzt stand, wirkte am Tage deutlich größer als in der Nacht. Es schien außerdem seine ganz eigene Auferstehung erlebt zu haben. Ich blicke Grant an. »Das gehört alles dir? Ganz schön kostspielig für einen ehemaligen Priester.«
    »Du bist nicht die Einzige, die von ihren Eltern geerbt hat.«
Grant deutete auf die flachen Backsteingebäude um uns herum. »Meine Mutter ist an Krebs gestorben, als ich noch auf der Highschool war, und danach hat sich mein Vater zu Tode gesoffen. Er hatte allerdings sehr viel Geld und war weitsichtig genug, eine Klausel in sein Testament zu schreiben, nach der sein gesamter Besitz treuhänderisch für mich verwaltet wurde, bis ich die Kirche verließ.«
    »War er gar nicht glücklich, dass du Priester geworden bist?«
    »Er hasste es. Er fand, dass es in der Kirche zu viel Heuchelei und Perverse gäbe.«
    »Schönes Bild.«
    Grant zuckte die Achseln. »Es war jedenfalls eine Menge Geld. Und es ist immer noch genug davon

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