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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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geglaubt, dass dieser Mann vielleicht die Wahrheit sagt, dass er wirklich Sir Gabriels Verwandter ist.« Sein Gesicht wurde wieder hart. »Aber jetzt höre ich dich die Geschichte eines Fluches und einer Vision erzählen, und ich denke, ich werde wohl allmählich auch verrückt.«
    »Er ist mein Verwandter, Brautus. Wenn es so weit ist, wird er Charmot verteidigen.« Sie drückte seine Hand. Diese Geschichte von Malachi machte sie noch sicherer, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte, noch sicherer, dass Simon genau das war, als was sie ihn kennengelernt hatte, ob es ihm nun bewusst war oder nicht. Aber sie wusste es besser, als dass sie versucht hätte, diesen Punkt unbedingt mit Brautus zu erörtern. »Und wenn er es nicht tut, kannst du ihn persönlich umbringen.«
    Simon gähnte erneut, und die fremdartigen Buchstaben des uralten Kodes auf der Schriftrolle verschwammen vor seinen Augen. Nach zehn Jahren Studium konnte er einen Großteil der Schriften der Heiligen und Zauberer, die den Kelch vor der Welt verborgen hatten, entziffern, fast ebenso gut, wie Orlando es konnte. Aber nicht, wenn er schon halb schlief. »Es dämmert schon bald«, sagte er und legte die Schriftrolle beiseite.
    »Die Dämmerung ist wahrscheinlich schon vorbei«, stimmte Orlando ihm zu. Sie hatten beschlossen, den Schriftrollen hier in diesem Raum alles ihnen Mögliche zu entnehmen, bevor sie sich in die Katakomben selbst begaben. Sie würden hoffentlich einen Hinweis finden, der sie durch das Labyrinth leiten könnte. Aber bisher schien sich alles auf die Geschichte dieses Sees und dieser Insel sowie der Riten der Menschen zu konzentrieren, die einst hier gelebt hatten – faszinierend zu lesen, aber für ihre Suche nicht sehr nützlich. Bisher hatte keiner von ihnen auch nur eine direkte Erwähnung des Kelchs gefunden. Aber ihre starke gemeinsame Vorahnung, dass er hier sein musste, blieb dennoch bestehen. »Zweifellos wird dieses törichte Mädchen jeden Moment hier herunterkommen, um uns den Tag über auszusperren.«
    »Sie ist kein törichtes Mädchen«, erwiderte Simon mit leichtem Tadel in der Stimme. »Dieses Schloss und diese Katakomben gehören ihr, und wir sind Fremde. Ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie eine gewisse Kontrolle über unser Vorhaben behalten will.« Er nahm eine weitere Schriftrolle zur Hand. »Außerdem mag ich sie.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Orlando scharf genug, dass der Vampir aufschaute. »Ich auch«, fügte der Zwerg hinzu. »Und ich fürchte, das wird hier unsere größte Schwierigkeit sein.«
    »Warum sollte es?«, fragte Simon. »Ich habe nicht die Absicht, sie zu beißen, wenn dir das Sorgen bereitet.«
    »Nur weil Ihr das nicht beabsichtigt, heißt das noch lange nicht, dass Ihr es auch nicht tun werdet«, erklärte Orlando mit verzerrtem Lächeln. »Aber nein, das bereitet mir keine Sorgen, oder nicht nur das.« Er legte die Schriftrolle, die er gerade gelesen hatte, wieder in ihre steinerne Truhe. »Der Kelch befindet sich hier in Charmot, das glauben wir beide. Irgendwo in diesen Katakomben endet unsere Reise, wartet die Belohnung für unsere Suche. Aber Lady Isabel weiß nichts davon, oder nur das Wenige, was Ihr ihr erzählt habt. Und doch erlaubt sie Euch zu bleiben.«
    »Und ich für meinen Teil bin froh darüber«, sagte Simon eher gereizt. »Du nicht?«
    »Natürlich bin ich das«, antwortete der Zauberer. »Aber ich fürchte die Gründe der Lady. Sie will etwas von Euch, Krieger, und ich fürchte, ich kann nur allzu leicht vermuten, was es ist.«
    »Sie will, dass ich Charmot beschütze«, antwortete Simon. Er erlaubte es sich zum ersten Mal, seit es geschehen war, an den Moment zurückzudenken, in dem Isabel anscheinend beschlossen hatte, ihn bleiben zu lassen, an die seltsame Trance, die sie geteilt hatten. »Sie denkt, ich bin irgendein Schwarzer Ritter, ein Ersatz für den Riesen, den wir gestern an den Toren sahen. Sie denkt, ihr Vater hätte mich hierhergeschickt, um sie vor … irgendetwas zu retten.« Er wandte sich ab, und die Schläfrigkeit, die er während der Tagesstunden stets empfand, machte ihn träge und benommen. »Ich weiß nicht, was genau sie fürchtet, aber ich konnte erkennen, dass sie Angst hat.«
    »Und Ihr wollt sie beschützen, wovor auch immer – es liegt in Eurer Natur, die Unschuldigen zu beschützen, auch als Vampir.« Er lächelte. »Und wie Ihr bereits sagtet, mögt Ihr sie.«
    »Mögen die Engel deswegen Mitleid mit ihr haben«, erwiderte Simon.

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