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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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auf zu plappern, schalt sie sich. Du klingst wie eine Törin. »Aber andererseits ist Euch Euer Gewand sicher lieber, wegen Eurer Buße.«
    »Nein«, antwortete Simon. »Tatsächlich ist das nicht so. Danke.« Er lächelte. »Oder vielmehr: dankt Hannah.« Er hatte befürchtet, der seltsame Hunger, den er Isabel gegenüber am Abend vorher empfunden hatte, wäre schlimmer geworden, aber das war seltsamerweise nicht der Fall. Jetzt, wo er mit ihr zusammen war, konnte er fast vergessen, dass er überhaupt nach Blut hungerte. »War sie es, die Ihr herabgeschickt habt, um zu fragen, ob ich frühstücken wolle?«
    »Ich habe niemanden herabgeschickt. Ich hatte angenommen, dass Ihr nicht frühstücken wollt.« Sie zündete an einer der Fackeln eine Kerze an. »Susannah hat von sich aus gefragt«, erklärte sie. »Ich fürchte, sie und Euer Orlando werden niemals Freunde werden. Was hat er zu ihr gesagt?«
    »Nichts, wirklich.« Wie lange war es her, dass er sich gestattet hatte, diese Art einfacher Unterhaltung mit jemandem zu führen, noch viel weniger mit einer Frau? Er empfand es als tröstlich, als aufregend. Aber was hatte sie gedacht, als sie ihr Gesicht an dieses Gewand gepresst hatte? Wagte er es, danach zu fragen? »Ich denke, Orlando macht sich Sorgen, dass ich zur Sünde verleitet werden könnte.«
    »Ich mache mir auch selbst ein wenig Sorgen«, sagte sie mit leisem Lachen. »Wenn jemand Euch verleiten könnte, dann wäre es Susannah.«
    »Dessen bin ich mir nicht so sicher.« Isabel sah ihn überrascht an. Das klang fast, als wollte er mit ihr schäkern. Aber das war unmöglich, oder? »Wer ist dann Hannah?«, fragte er.
    »Hannah ist älter«, antwortete sie. »Susannah ist ihre Nichte. Ihr Ehemann, Kevin, arbeitet mit Tom, deren Sohn, in den Ställen – Hannahs Ehemann und Sohn, nicht Susannahs. Susannah ist nicht verheiratet.« Sie setzte sich auf eine der Truhen. »Dann sind da Mary und Margaret und Glynnis – sie arbeiten in der Küche. Glynnis ist Kevins Mutter, und ihr Ehemann, Wat, war zu Zeiten meines Vaters der Hufschmied. Aber jetzt ist er zu alt, um noch viel mehr zu tun, als Pflüge und Ähnliches zu schärfen.« Simon gähnte, auf der Bettkante sitzend, und sie lachte. »Aber ich langweile Euch offenbar bis zum Schlaf.«
    »Nein, wirklich, das tut Ihr nicht«, beteuerte er. »Ich möchte es hören.« Wenn er ihr nur sagen könnte, wie froh er darüber war, zuhören zu können, wie lange es her war, seit er jemanden über das bloße, einfache Leben hatte reden hören. So schläfrig er auch war, saugte er ihre Worte doch auf, wie eine Wüste Wasser aufsaugt. »Also sind Kevin und sein Sohn die einzigen Männer in den besten Jahren im Schloss?«
    »Beinahe«, räumte sie ein. Sie dachte einen Moment an Brautus’ Warnung – konnte es sein, dass Simon sie danach fragte, weil er etwas über die Stärke Charmots erfahren wollte und einen Angriff plante? Aber sie ließ den Gedanken ebenso rasch wieder fallen, wie er ihr in den Sinn geschossen war. »Ihr habt sie übrigens gestern Abend im Hof gesehen, erinnert Ihr Euch? Raymond und der zweite Tom helfen auf den Feldern, wie auch andere, aber sie leben nicht im Schloss selbst. Raymonds Frau, Mary, lebte hier, bevor sie heirateten, aber seit das Baby da ist, bleibt sie meist in ihrem Häuschen in den Wäldern.« Er lächelte erneut, offensichtlich belustigt, und auch sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Ihr könnt das doch nicht wirklich alles hören wollen.«
    »Ihr wärt überrascht.« In Wahrheit kümmerte es ihn nicht, was sie sagte, solange sie nur weitersprach. Am Abend zuvor war sie ihm in ihrem kunstvollen, weißen Gewand wie eine gefangene Prinzessin in einem Märchen erschienen, die bei ihrem Verhalten zwischen kalter Zurückhaltung und aufkommenden Tränen schwankte. Heute, in einem einfachen, grünen Kleid, wirkte sie entspannt und froh, wie eines der Mädchen, denen er damals, als er es noch konnte, zum Zeitvertreib den Hof gemacht hätte. »Ihr müsst bedenken, dass ich außer Orlando seit einiger Zeit niemanden zum Reden hatte.«
    »Orlando scheint mir aber recht unterhaltsam zu sein«, sagte sie mit einem weiteren Lachen. »Wo ist er übrigens?«
    »Er liest noch immer im Arbeitszimmer Eures Vaters.« Er wollte nicht über Orlando sprechen oder auch nur an ihn denken. Orlando war die Realität, die Welt der Dunkelheit, in der er ein Ungeheuer war. Aber diesen Traum genoss er. »Was ist mit den Rittern Eures Vaters? Er muss doch

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