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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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»Welchen Schutz kann ich ihr schon bieten, Orlando, auch wenn ich sie mag?«
    »Wer weiß?«, konterte der Zwerg. »Ihr sagt selbst, dass Ihr nicht wisst, was dieses Mädchen bedroht, was sie fürchtet. Euer Fluch macht Euch vielleicht zu ihrem perfekten Beschützer – der Schwarze Ritter, nannte sie Euch? Das finde ich wirklich passend.«
    »Vielleicht«, räumte Simon ein und erhob sich, um seine Schriftrolle fortzuräumen, aber Orlando ergriff seinen Arm.
    »Ihr könnt Euch nicht an diese Frau binden, Krieger«, beharrte Orlando drängend, fast furchtsam. »Ihr könnt nichts Böses tun, um sie zu retten, ganz egal, was sie von Euch braucht.«
    »Sei nicht lächerlich«, erwiderte Simon und wollte sich von Orlando losmachen, aber der Zauberer ließ das nicht zu. »Was könnte sie schon Böses wollen? Sie ist kaum mehr als ein Kind, eine Arglose …«
    »Eine Arglose, die Euch gefragt hat, ob Ihr für sie töten würdet, oder habt Ihr das bereits vergessen?«, unterbrach ihn sein Mentor. »Und Ihr habt gesagt, Ihr könnt es. Zwischen euch ist bereits etwas geschehen, wie unschuldig es auch immer sein mag.« Sein Griff festigte sich um Simons Arm. »Vielleicht ist es nicht mehr als das, ihre reine Unschuld, oder ihr hübsches Gesicht, aber sie beansprucht bereits zum Teil Eure Pflichttreue. Habt Ihr nicht gemerkt, wie schnell Ihr sie verteidigt habt, als ich sie ein törichtes Mädchen nannte?«
    »Das hatte nichts zu bedeuten«, protestierte Simon.
    »Nein?«, erwiderte Orlando. »Selbst wenn sie nicht mehr will, als einen noblen Cousin in ihrem Schloss zu beherbergen, könnte sie Euch noch immer von Eurer Suche abbringen und Euch vergessen lassen, warum Ihr hierhergekommen seid und was Ihr zu finden hofft.«
    »Das ist wenig wahrscheinlich.« Endlich konnte sich Simon befreien. »Glaubst du, ich könnte auch nur einen Moment lang vergessen, was ich bin, Orlando? Glaubst du, es verfolgt mich nicht jeden Moment, den ich mit dieser Frau zusammen bin?«
    »Doch, das glaube ich«, erwiderte Orlando und nickte. »Aber was ist, wenn das, was Ihr seid, das ist, was sie braucht? Und was ist, wenn dieses Bedürfnis Eurem Bedürfnis nach dem Kelch entgegensteht?«
    »Wie könnte das sein?«
    »Wer weiß?« Der Zwerg wirkte plötzlich müde und älter, als er ihm jemals zuvor erschienen war. »Ich habe zu viel gesehen, Krieger. Ich weiß, welche Listen das Schicksal anwenden kann. Wir sind aus einem Grund hierhergekommen, aber ich fürchte die anderen Kräfte, die hier auch walten könnten, die anderen Ziele, denen wir entgegengeführt werden könnten.«
    »Du machst dir zu viele Sorgen, alter Mann«, sagte Simon und legte Orlando eine Hand auf die Schulter. »Nur weil Lady Isabel meinen Schutz will, bedeutet das noch nicht, dass ich ihn ihr zu gewähren beabsichtige – ich kann es nicht. Ich sagte ihr, ich könne töten, aber ich habe niemals versprochen, dass ich für sie töten würde, und ich werde es auch nicht tun. Ich kann mich nicht an sie binden. Ich bin bereits verschworen. Meine Wahl ist bereits getroffen.«
    »Seid Ihr Euch sicher?«, fragte Orlando. »Könnt Ihr das feierlich versprechen? Ich frage nicht nur um Euretwillen, sondern auch für Roxanna …«
    »Verzeihung, Mylord.« Ein Dienstmädchen spähte zur Tür herein. »Mylady kommt gleich hierher, und ich fragte mich, ob Ihr vielleicht gern Frühstück gebracht haben möchtet.« Sie sah Simon von oben bis unten an, ein kokettes Lächeln umspielte ihre hübschen Mundwinkel. »Euer Zimmer wurde bereits hergerichtet.«
    »Nein«, antwortete Simon. »Kein Frühstück.« Das Mädchen war so unerwartet aufgetaucht, dass er sich leicht benommen fühlte, ihr Herzschlag tönte einen Moment wie Donner in seinen Ohren, bevor er sich an ihre Anwesenheit gewöhnte. Er hatte sich seit den Schurken in der Kirche nicht mehr genährt. Er sollte es nicht riskieren, in die Nähe eines lebenden Wesens zu kommen, bevor das geschehen war.
    »Sagt Lady Isabel, ich kümmere mich um meinen Herrn«, bemerkte Orlando. »Sie braucht sich nicht zu bemühen.« Seine Miene wurde streng. »Oder Euch jemals wieder herzuschicken.«
    Das Lächeln des Mädchens verschwand. »Wie Ihr wünscht«, antwortete sie nickend und offensichtlich pikiert. »Mylady wird bald hier sein.« Sie versank vor Simon in einen Hofknicks und verließ beleidigt den Raum.
    »Ich denke nicht, dass ich Isabel sehen sollte«, sagte Simon, als sie fort war. Der Duft des Mädchens hing noch in der Luft, aufreizend und

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