Gefährtin Der Finsternis
sollte sie es auch nur wollen? Aber sie tat es …
»Mylady!« Tom kam aus dem Schloss. »Brautus sagt, Ihr sollt hereinkommen«, richtete er aus und blickte zwischen ihnen hin und her. »Bevor Ihr Euch den Tod holt.«
Simon lächelte. »Er hat Recht.« Er bot Isabel seine Hand und half ihr hoch. »Also sind wir uns einig?«
Sie ließ ihre Hand leicht in seiner ruhen, widerstand dem verrückten Impuls, sich festzuhalten. »Das sind wir, Mylord.«
Er nickte, während er sie losließ. »Gute Nacht.«
6
Simon stellte an den Toren eine Wache auf, bevor er in den Keller ging. Wenn er Recht hatte und Michel ein Vampir war, und wenn Isabel Recht hatte und er Charmot anzugreifen plante, wollte er so gut wie möglich vorgewarnt sein. Als er Sir Gabriels Arbeitszimmer erreichte, hatte Orlando bereits jede Truhe geöffnet und Schriftrollen von einer Ecke des kleinen Raumes bis zur anderen verstreut.
»Nichts«, sagte er, und warf eine weitere Schriftrolle beiseite, als der Vampir hereinkam und auf einen Stuhl sank. »Hier ist nichts – oder nichts für diesen Zweck.« Er nahm eine beliebige Schriftrolle hoch und las: »›Als Ethelred der Weise die Ehefrauen seines Neffen gerettet hatte, erhielt er vierzig Ochsen, wie zu Ehren der Göttin erfolgt‹. Ich frage Euch, wen kümmert das?«
»Ethelred vermutlich«, sagte Simon. »Und vielleicht die Göttin. Und wahrscheinlich die Ochsen.«
»Das ist nicht lustig, Simon«, sagte der Zauberer stirnrunzelnd.
»Nein«, gab Simon zu. »Ich weiß.«
»Ich habe einen weiteren Hinweis auf das gefunden, was der Kelch sein könnte.« Er sah einen anderen Stapel durch. »Hier ist es. ›Als ich mein vollständiges Alter und meine vollständige Urteilskraft erreichte, wurde mir das Wissen von der Wahrheit zuteil, wie es meinen Vorfahren aus den fernen Ländern des Ostens überliefert worden war, durch die Waffen und das Gefäß des Lichts.‹ Aber er sagt nicht, was diese Gegenstände sind oder wo sie vielleicht gefunden werden können.« Er ließ die Schriftrolle seufzend wieder sinken. »Vielleicht haben sie es niemals niedergeschrieben.« Er betrachtete die Schriftrollen rund um sich herum. »Vielleicht wurde es mündlich von Vater zu Sohn weitergegeben, oder von Priester zu Ministrant.«
»Das ergibt Sinn«, sagte Simon, der nicht wirklich zuhörte. Hannah hatte ihm zusammen mit der geborgten Kleidung einen Dolch dagelassen, und er zog ihn nun aus seinem Gürtel, eine einfache, schnörkellose Waffe, aber auf beiden Seiten tödlich scharf und wunderbar ausbalanciert.
»Wir müssen vielleicht beginnen, die Tunnel aufs Geratewohl zu durchforsten, so sehr ich den Gedanken auch hasse.« Simon antwortete nicht, und Orlando sah ihn verärgert an. »Was plagt Euch? Habt Ihr auch nur ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe?«
»Ich habe es gehört«, antwortete Simon und steckte den Dolch wieder ein.
»Oh, nein.« Der Zauberer setzte sich zu ihm auf die andere Seite des Schreibtischs. »Was sollt Ihr für sie tun?«
»Nicht mehr, als meine Pflicht wäre, selbst wenn sie nicht gefragt hätte.« Er begegnete Orlandos Blick. »Ich denke, ich muss Michel versehentlich zu einem Vampir gemacht haben.«
»Was? Wer ist Michel?«
»Der Schurke, den ich an der Kirche getötet habe.« Er berichtete alles, was Isabel ihm erzählt hatte, von Pater Colins erster Warnung bis zu ihrem Auffinden des aufgewühlten Grabes. »Zumindest hat sie es im hellen Tageslicht gefunden«, schloss er. »Ich zittere bei der Vorstellung, was wohl geschehen wäre, wenn sie es im Dunkeln gefunden hätte.«
»Hört auf zu zittern«, sagte Orlando. »Ich glaube das nicht.«
»Also ist Isabel eine Lügnerin?«, fragte Simon mit einem warnenden Stirnrunzeln.
»Natürlich nicht«, antwortete der Zwerg. »Lady Isabel ist eine freundliche, gutherzige junge Frau, die ihr Leben unter Barbaren verbracht hat, die noch immer den Mond anbeten. Und Ihr, Simon, seid ein Vampir, der glaubt, alles Übel auf der Welt wäre seine Schuld.«
»Orlando, sie hatte das Kreuz, das Michel trug.« Er erhob sich von seinem Stuhl. »Und was ist mit dem Mädchen, das tote Mädchen, das gefunden wurde?«
»Sie trug ein Kreuz wie fünfhundert andere, die wir gesehen haben«, sagte Orlando und erhob sich ebenfalls. »Und selbst wenn es dasjenige war, das Michel trug, was heißt das? Wir haben es wohl beim Verbringen seines Leichnams ins Grab verloren.«
»Und das Mädchen?«, fragte Simon wenig überzeugt.
»Das Mädchen wurde von
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