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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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einholte und gereizt und außer Atem schien. »Wir hätten sie schon längst fragen sollen.«
    »Nein, Simon«, erwiderte der Zwerg beunruhigt. »Ihr müsst Euch von ihr fernhalten …«
    »Warum muss ich das?« Doch er kannte die Antwort bereits. Er hatte seine vorgebliche Cousine wochenlang gemieden, war nur in der Dunkelheit der Nacht aus den Katakomben gekommen, wenn er sich sicher war, dass sie schlief. Er hatte sie geküsst, nicht achtlos, nicht für das Vergnügen eines Augenblicks, sondern weil er ihren Kuss gebraucht hatte. Und er wusste, dass das gefährlich war, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Suche.
    Aber wenn sie ihnen helfen konnte, wenn sie etwas von einer örtlichen Legende oder einem Mythos wusste, die sie zu dem Kelch führen konnten – war es das Risiko dann nicht wert? Je eher seine Suche beendet war, desto eher konnte er Charmot verlassen, und desto eher war Isabel wieder in Sicherheit.
    »Bleib hier, und schau weiter, wenn du willst«, sagte er zu Orlando. »Ich werde nicht lange brauchen.«
    »Wartet«, befahl der Zauberer und drängte sich an dem Vampir vorbei zum Schreibtisch des toten Ritters. Er warf seine Wahrsagesteine darauf aus und betrachtete sie einen Moment mit zunächst ernster, dann beunruhigter Miene. »Nein«, entschied er. »Ich verbiete Euch, zu ihr zu gehen.«
    »Du verbietest es mir?«, wiederholte Simon ungläubig.
    »Ich werde selbst mit Lady Isabel sprechen, wenn Ihr glaubt, dass sie uns etwas von Wert zu erzählen hat«, sagte Orlando rasch. »Ihr dürft Euch ihr nicht nähern, weder heute noch in einer anderen Nacht. Ihr habt eine Pflicht zu tun, Krieger, habt ein wichtigeres Versprechen zu halten.«
    »Orlando, ich werde den Kelch nicht aufgeben«, sagte Simon und rang um seine Fassung. »Das sagte ich dir bereits.«
    »Ich spreche nicht nur von dem Kelch, Krieger.« Orlando griff in die seinem Herzen nächstgelegene Tasche und nahm die rubinfarbene Flasche hervor, welche die Essenz Roxannas enthielt, die kleine Sultanin, die er liebte. »Sie vertraut darauf, dass du sie rettest«, sagte er, seine Augen waren voller Gefühl. »Sie wird dich brauchen, einen Krieger, der ihre Art und ihre Vergangenheit versteht, der sie beschützen kann, wenn ihr Fluch gebrochen ist.«
    »Nein, Orlando.« Er konnte seine Vampirschwester im Geiste den Dolch halten sehen, der Herzog Francis getötet hatte, konnte das Blut seines geliebten Herrn die Klinge in ihrer Hand beflecken, konnte die scharlachroten Tränen eines Ungeheuers auf ihren Wangen sehen. »Das wird niemals geschehen.« Er wollte an dem Zwerg vorbeigehen, war nicht bereit, noch mehr zu sagen, aber Orlando versperrte ihm den Weg.
    »Nein«, beharrte er und hob seine schrumpeligen, kleinen Hände, als wollte er den Vampir gewaltsam zurückhalten. »Das werdet Ihr nicht tun … Ihr werdet sie vernichten …«
    »Nein.« Simon hob den kleinen Zauberer zum ersten Mal in all ihren gemeinsamen Jahren hoch – eine unverzeihliche Demütigung.
    »Ich werde es ihr erzählen!«, wütete Orlando und wand sich in seinem Griff. »Ich werde Lady Isabel die Wahrheit sagen!«
    »Nein, das wirst du nicht.« Simon setzte ihn auf der anderen Seite des Raumes wieder ab und erreichte dann mit drei großen Schritten die Tür. »Es tut mir leid«, sagte er, verließ den Raum und schloss die Tür, bevor der Zwerg ihn erwischen konnte. Er drehte den Schlüssel um und ließ ihn im Schloss stecken. »Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.«
    Isabel kam die Wendeltreppe mit dem Tablett wieder herab, das Brautus kaum angerührt hatte, und fühlte sich sehr ausgenutzt und verärgert. Ihr alter Freund war extrem schlechter Stimmung. Seine Schulter heilte noch immer nicht so, wie sie es längst hätte tun sollen, und sie schmerzte ihn sehr. »Noch etwas, worüber ich mir Sorgen machen muss«, grollte sie vor sich hin, während sie die große Halle betrat.
    »Was habt Ihr gesagt?«, fragte Simon aus den Schatten beim Kamin, so dass sie aufschrie und das Tablett vor Schreck fallen ließ.
    »Gütiger Himmel!«, fluchte sie und sah ihn stirnrunzelnd an, eine Hand auf ihr Herz gepresst. Brautus’ Abendessen spritzte auf die Binsen zu ihren Füßen.
    »Es tut mir leid«, sagte er und bemühte sich, nicht zu lachen. Die normalerweise reservierte junge Herrin von Charmot hatte aufgeschrien, als hätte eine Gans sie ins Gesäß gebissen. Eine Erwiderung murmelnd, die er Gott sei Dank nicht verstand, beugte sie sich hinab, um das

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