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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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zum Bett trug, erdrückte sie fast unter sich, als sie darauffielen. Aber er konnte nicht bleiben. Die Dämmerung zog herauf. Er durfte nicht zulassen, dass er in ihren Armen einschlief. Er spürte Tränen in seine Augen steigen, Tränen ihres Blutes, die sie nicht sehen durfte.
    »Simon?« Er erhob sich, wie sie erschreckt erkannte, verließ sie erneut. »Simon, nein.« Sie setzte sich auf, streckte die Hände nach ihm aus. »Bleib hier. Bleib bei mir.«
    »Ich kann nicht.« Er klang tränenerstickt, aber sein Gesicht war abgewandt. »Es dämmert schon fast …«
    »Na und?« Sie wandte sein Gesicht zu sich. »Mein Liebster, ich schwöre, es ist nicht real.« Sie küsste seine Wange, ihr Herz schmerzte vor Liebe. »Dieser Fluch ist nicht real.«
    Er drückte sie einen Moment an sich, verbarg sein Gesicht an ihrer Schulter. »Ich wünschte, es wäre wahr.« Er küsste ihr Haar, kämpfte gegen die Tränen an. »Ich wünschte so sehr, es wäre wahr.«
    Er hielt sie so fest, dass er ihr weh tat, aber sie konnte dennoch spüren, wie er sich entzog, sich in den Schmerz zurückzog, der sie ausschloss. »Erzähl es mir, Simon«, flehte sie, als er ihre Wange küsste. »Erzähl mir, was Orlando dir gesagt hat. Warum hat er gesagt, du seist verflucht?«
    »Orlando?« Er zog sich zurück. »Nein, Liebste, es ist nicht Orlando …«
    »Was dann?« Er wandte sich ab. »Simon, halt. Was soll ich tun?« Wenn er sagte, sie solle ihm fernbleiben, würde sie ihn auf der Stelle umbringen, dachte sie. »Willst du, dass du ewig mein Spielzeug bleibst, mein Geliebter, den ich im Keller halte?«, scherzte sie und berührte seine Schulter.
    »Nein«, versprach er und wandte sich ihr mit bitterem Lächeln wieder zu.
    »Willst du mich dann verlassen?« Ihr Gesicht wurde tiefrot, ihren Stolz hatte sie lange ignoriert, aber nicht vergessen. »Bin ich vielleicht das Spielzeug?«
    »Nein.« Er kniete sich vor ihr auf den Boden und nahm ihre Hände. »Ich würde dich heiraten, Liebste, wenn ich könnte.«
    »Dann tu es.« Sie dachte, sie müsse verrückt werden. Freude und Kummer waren in ihrem Herzen so ineinander verschlungen, dass sie dasselbe zu sein schienen. »Bitte mich, deine Frau zu werden.«
    »Ich kann nicht.« Er küsste ihre beiden Handflächen. »Ich weiß, was du denkst …, aber du irrst dich.« Er schaute zu ihr hoch. »Wenn dieser Fluch gebrochen ist, gehöre ich dir.«
    »Wenn dieser Fluch gebrochen ist.« Sie wandte den Blick ab, ihre Hände in seinem Griff kraftlos und still. »Wird das jemals geschehen?«
    Wie konnte er ihr antworten?, dachte er. Er hatte zehn Jahre die Erlösung gesucht und sie nicht gefunden. Wie konnte er ihr versprechen, dass er sie jetzt finden würde? »Ich weiß es nicht.« Er erhob sich. »Ich …«
    »Nicht.« Sie schaute zu ihm hoch. »Bitte, sag mir nicht, dass es dir leidtut.«
    Er lächelte, aber es war kein freudiges Lächeln. »Das werde ich nicht tun.« Er beugte sich herab und küsste sie auf die Stirn. »Schlaf gut, Liebste.«
    »Du auch.« Sie sah ihm nach, brauchte alle verfügbare Willenskraft, um ihm nicht nachzulaufen. Wenn dieser Fluch gebrochen ist, gehöre ich dir, hatte er versprochen. Dann würde er gebrochen werden.

10
    Simon fand Orlando schnarchend auf dem Boden in der Nähe der Leichen vor, seine Laterne war schon lange erloschen. Er untersuchte die Leichen selbst, aber offensichtlich hatte die ganze Nacht über keiner von ihnen auch nur gezuckt. Diese Drei waren wahr und wahrhaftig tot, ihre Seelen in den Himmel oder die Hölle entsandt, wie es Gott gefiel, nicht dem Bösen. Simon beneidete sie eher. Er dachte wieder an Isabels Gesicht, als sie ihn gefragt hatte, ob sein Fluch jemals gebrochen würde, und die Antwort eines Feiglings alles war, was er ihr zu geben hatte. Er hatte ihr, trotz all seiner schönen, anders lautenden Versprechungen, das Herz gebrochen.
    Der Himmel wurde heller. Eine Linie dämmernden Purpurs zeichnete die Schlossmauer nach und schimmerte auf der Oberfläche des Sees. Die Sonne würde ihn töten. Das war eine der großen, unwandelbaren Wahrheiten seines Vampirlebens. In der Dunkelheit zu töten, bedeutete zu leben. Im Licht zu stehen, bedeutete zu sterben. Aber wie geschah das? Orlando hatte beschrieben, wie untote Körper in Flammen aufgingen, im Handumdrehen zu Asche wurden, aber wie würde sich das anfühlen? Würde sein Bewusstsein schlagartig in die Hölle gelangen, würde er wirklich zu einem Dämon werden, oder würde sich seine Seele dem

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