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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Gericht stellen, als wäre er ein Mensch? Orlando wusste keine Antwort auf diese Fragen. Er dachte über Hölle oder Paradies nicht so wie Simon, glaubte nicht an denselben Gott. Und Simons eigene Religion war der Aufgabe nicht gewachsen. Der Priester in seinem Heimatdorf hatte nie von einem Vampir gehört.
    Die ersten fahlen Sonnenstrahlen durchdrangen die Bäume entlang des Seeufers, griffen nach den Schatten des Schlosses, wo er stand. Er spürte ein Kribbeln auf der Haut, ähnlich dem Gefühl, das er empfand, wenn er eine Kirche betrat, es war nur fremder, drang tiefer durch seine Haut bis auf die Knochen. Er wollte in einem Moment in Höllenfeuer ausbrechen, jeder verfluchte Teil, der seine Umwandlung bewirkt hatte, sollte sich im gleichen Moment entzünden. Er wartete, verzückt, so still wie die tot vor ihm liegenden Leichname, beobachtete, wie das Sonnenlicht über den Boden kroch, sich seinen Füßen immer weiter näherte.
    »Simon!« Orlando stürzte auf ihn zu und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn, um ihn zur geöffneten Kellertür zu drängen. Sie stürzten gemeinsam durch die Öffnung und fielen rückwärts die Treppe hinunter, während Sonnenlicht über die Mauern strich. Rauch stieg von Simons Kleidung und Stiefeln auf, während der Zauberer die Stufen zur Tür wieder hinaufkletterte, auf Händen und Knien wie ein Käfer, und Simon ein Brennen in sich aufkommen spürte, einen Schmerz wie nichts, was er sich jemals hatte vorstellen können. Ein Schrei bildete sich tief in seinem Geist, für den seine Kehle bei weitem zu schwach gewesen wäre und der jeden Gedanken an Schuld oder Wahrheit oder Erlösung beiseitedrängte. Dann schlug Orlando die Tür zu, und das Brennen hörte auf.
    »Seid Ihr verrückt?«, wollte der Zauberer wissen und humpelte, als er die Treppe wieder herunterkam. »Zehn Jahre Kampf und Suchen und nun, wo das Ziel fast greifbar ist, denkt Ihr daran aufzugeben?« Simon machte keinerlei Anstalten, ihm zu antworten. Er hatte keine Antwort, keine Erklärung, die der Zwerg jemals hätte verstehen können. Er setzte sich auf den kalten Erdboden und senkte den Kopf in die Hände.
    »Schon gut, Krieger«, sagte Orlando und tätschelte dem Vampir die Schulter, als tröstete er ein Kind im Vorübergehen. »Kommt, Ihr müsst Euch ausruhen. Ihr werdet heute Nacht viel zu tun haben.«
    Isabel trat auf den Hof hinaus und gähnte im frühen Morgenlicht. Kevin und Tom kamen von der Schlossmauer herab, als sie sie sahen, und auch Raymonds Cousin und Wat eilten heran. Eine weitere Gruppe Männer kam mit Schaufeln und Hacken aus den Ställen, und Kevin und Tom schlossen sich ihnen an.
    »Was tut ihr?«, fragte sie und ging ihnen entgegen.
    Kevin blickte überrascht zu ihr hoch. »Wir werden die Leichen bestatten, Mylady. Ich dachte, wir bringen sie in den Obstgarten, an der Rückseite, wo die Bäume abgestorben sind …«
    »Nein.« Plötzlich konnte sie nur noch daran denken, was Mutter Bess gesagt hatte. Vieles, was tot ist, kann sich dennoch erheben. Sie hatte am Vorabend erneut mit der alten Frau zu sprechen versucht, aber sie wollte nichts mehr sagen, und Isabel glaubte insgeheim, Brautus habe gewiss Recht damit, dass die Geschichten, die sie erzählte, Unsinn waren. Aber sie war sich nicht sicher. »Wir müssen sie zur Kirche bringen«, sagte sie zu Kevin. »Sie müssen in geweihtem Boden bestattet werden.«
    »Die Kirche ist mit dem Pferd eine Stunde von hier entfernt, Mylady«, sagte Kevin. »Niemand hier wird sich so weit vom Schloss fortwagen, nicht solange ein Mörder in den Wäldern umherstreift.« Mehrere der übrigen Männer murmelten zustimmend. »Und schon gar nicht bei Tageslicht.«
    »Nicht bei Tageslicht?«, echote sie. »Kevin, das ist lächerlich. Bei Tageslicht ist es sicherer …«
    »Nicht ohne Sir Simon, hätte ich sagen sollen«, korrigierte er sich. »Wenn er meint, wir sollten diese Männer heute Nacht zur Kirche bringen, dann würden wahrscheinlich einige mitgehen. Aber nicht jetzt.«
    »Nicht auf meinen Befehl, meinst du«, erwiderte sie. Sie akzeptierten anscheinend alle vollkommen fraglos Simons Recht zu bestimmen, obwohl er ein Fremder war und auch sein Verhalten so fremd schien; und ungeachtet der Tatsache, dass sie schon ihr ganzes Leben lang ihre Herrin war und sich die letzten zehn Jahre hinter diesen Mauern verschanzt hatte, um ihnen Sicherheit zu gewähren.
    »Das ist es nicht, Mylady«, protestierte einer der anderen Männer. »Wir möchten Euren

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