Gefährtin Der Finsternis
Wünschen nachkommen, wirklich. Aber …« Er sah sich hilfesuchend zu den anderen um.
»Sir Simon ist ein Ritter«, half Kevin ihm aus. »Er kann uns beschützen. Ihr könnt das nicht.«
»Nein«, sagte sie kalt. »Das kann ich vermutlich nicht.« Sie wirkten zumindest alle unglücklich. »Dann werden wir auf Simon warten.«
Simon erwachte bei Sonnenuntergang und fand den gesamten Haushalt draußen im Schlosshof vor. »Was ist los?«, fragte er Orlando, während er die Treppe herabkam.
»Lady Isabel besteht darauf, den Toten eine angemessene christliche Bestattung bei der Kapelle des Heiligen Joseph zu gewähren«, erklärte der Zauberer. »Sie erwarten, dass Ihr sie dorthin bringt.«
»Das ist ein Scherz«, antwortete Simon. Aber es war wohl die Wahrheit. Der Wagen war eingespannt, und die drei Leichen waren hineingelegt und zugedeckt worden. Eine Anzahl von Männern, die einer Prozession würdig gewesen wäre, wartete bewaffnet und sichtlich unruhig daneben. »Ich werde mit ihr reden.«
»Ich würde einen Moment warten, wenn ich Ihr wäre«, riet Orlando. »Sie ist gerade damit beschäftigt, mit ihrem Hauptmann zu streiten.«
»Brautus, siehst du nicht, dass ich Angst habe?«, sagte Isabel inzwischen. Brautus war herabgekommen, bereit, mit den anderen zu gehen, aber allein der Gedanke daran war mehr, als sie ertragen konnte. »Wenn ich allein bestimmen könnte, würden wir die Leichen in den See werfen, und niemand würde das Schloss verlassen. Aber das wäre falsch. Jemand muss sie zur Kirche bringen. Aber nicht alle, und nicht du. Ich will dich nicht beschützen, indem ich dich hierbehalte. Ich möchte, dass du den Haushalt beschützt.« Er stieß ein angewidertes, kleines Schnauben aus, das in ihr den Wunsch erweckte, ihn zu schlagen, aber stattdessen nahm sie seine Hand. »Ich bin die Herrin von Charmot, und ich brauche dich. Willst du mich im Stich lassen?«
Er hätte nicht schockierter sein können, wenn sie ihn tatsächlich geschlagen hätte. »Niemals«, sagte er, mit angespanntem Kiefer. Er warf einen letzten, düsteren Blick in Simons Richtung, als dieser auf sie zukam, wandte sich dann um und ging zurück ins Schloss.
»Brautus!«, rief sie ihm nach, aber er war fort.
Simon trat neben sie. »Soll ich versuchen, mit ihm zu sprechen?«
»Um Gottes willen, nein«, sagte sie mit einem bitteren Lächeln. »Er würde wahrscheinlich versuchen, dich zu töten.«
»Ich könnte es ihm nicht verübeln.« Ihre Augen weiteten sich, und er lächelte. »Ich würde es an seiner Stelle auch tun. Wie ich hörte, war er lange Zeit der Schwarze Ritter.«
»Ja«, sagte sie und erwiderte sein Lächeln. »Das war er.«
»Also was hat es damit auf sich, dass wir zur Kirche ziehen sollen?«, fragte er.
»Simon, wir müssen es tun«, sagte sie. »Wir haben keine Ahnung, wie diese Männer getötet wurden, wissen von zweien nicht einmal, wer sie waren. Wir schulden ihnen ein christliches Begräbnis.« Er konnte erkennen, dass da noch mehr war. Etwas hatte sie davon überzeugt, dass das Begräbnis in geweihtem Boden ihnen irgendwie Schutz böte, ihr Schloss vor dem Bösen schützen würde, das die Männer getötet hatte. Wie konnte er ihr da widersprechen?
»Gut«, erwiderte er und nickte. »Aber du bleibst hier.«
»Simon …«
»Lady Isabel.« Er berührte ihr Kinn und wandte ihr Gesicht zu sich um. »Ich werde deinen Wünschen entsprechen und dafür sorgen, dass dein Wille ausgeführt wird. Aber ich werde, um dies zu tun, nicht deine Sicherheit aufs Spiel setzen.«
Wenn er sich über sie lustig machen wollte, verbarg er es sehr geschickt.
»In Ordnung«, sagte sie und nickte. »Ich werde hier auf dich warten.«
»Gut.« Er grinste. »Sieh zu, ob du dich wieder mit Brautus versöhnen kannst. Das sollte dich beschäftigen.«
»Oh, Brautus wird sich wieder beruhigen«, versprach sie. »In Wahrheit bist du es, den er nicht mag, nicht ich. Er denkt, ich hätte viel zu viel Rücksicht auf dich genommen, hätte dich weitaus besser behandelt, als du es verdienst.«
»Das hast du auch.« Er klang fast heiter, war wieder ganz der irische Schelm.
»Ja, aber Brautus weiß das nicht«, erwiderte sie und errötete, während sie lächelte. »Wenn er erst erkennt, dass du kein Schurke bist, der nur hinter meinem Schloss her ist, wird er dich bald mögen. Bei allen anderen scheint es so zu sein.«
Er nahm sie in die Arme. »Ich will dein Schloss nicht«, sagte er leise, während er sich herabbeugte, um sie zu küssen.
Weitere Kostenlose Bücher