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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Füßen regte sich nicht. Nach ein paar Minuten traf seine Schaufel auf etwas, das ohne Zweifel ein Leichnam war, und verursachte ein hässliches, platschendes, dumpfes Geräusch. »Geh zurück«, befahl Simon, während ein schrecklicher Gestank aus dem Grab drang. Orlando nickte, aber er blieb, wo er war, und hielt das Licht.
    Simon legte die Schaufel beiseite, beugte sich in das Grab und machte sich auf einen erbärmlichen Anblick gefasst, während er mit der Hand den letzten Rest Erde fortstrich. Was er dann sah, ließ ihn dennoch entsetzt aufschreien. Im trüben Licht der Laterne starrte sein lange vermisster Förderer, Francis, der Herzog von Lyan, zu ihm hoch.
    »Gütiger Himmel«, sagte der Vampir in seiner gälischen Muttersprache rau, einer Sprache, die er seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte, die Worte verbrannten seine Zunge, als er rückwärtstaumelte und fast auf den Leichnam fiel. »Liebliche Jungfrau Maria … das kann nicht sein.« Der Herzog war in den verfluchten Bergen begraben worden, dort, wo er gestorben war. Simon hatte das Grab selbst ausgehoben. Und selbst wenn er es nicht getan hätte, war sein Körper seit zehn Jahren ohne Leben. Er hätte schon längst verrottet und zu Staub zerfallen sein müssen. Und doch war hier das Gesicht, das Simon so sehr geliebt hatte, dass er ihm durch die Welt gefolgt war – leblos und fahl, aber unversehrt. Er strich weitere Erde fort und sah, dass der Kopf von den Schultern abgetrennt worden war und über dem Herzen in der Brust eine Wunde klaffte. Er trat zurück und blickte zu Orlando hoch, der noch immer am Rande des Grabes stand. »Wie kann das sein?«
    »Kivar«, sagte Orlando. »Es muss Kivar gewesen sein.«
    »Warum seid Ihr so schockiert, mein Lieber?«, fragte eine Frauenstimme aus den Schatten. »Ihr habt ihn selbst dorthin gebracht.« Susannah trat unter den Bäumen hervor, im verfluchten Tod noch schöner, als sie im Leben gewesen war, ihr Maigewand war im Mondlicht durchscheinend. »Ihr habt es mir erzählt«, schloss sie mit einem glückseligen, verzückten Lächeln.
    »Ich habe es dir erzählt?«, fragte Simon und stieg aus dem Grab.
    »Vor zwei Nächten, im Druidenhain«, antwortete sie. »Erinnert Ihr Euch nicht?« Sie trat näher heran. Wahnsinn schimmerte in ihren Augen. Sie war nicht einfach von einem Vampir vereinnahmt, sondern ihr argloser Geist war auch gebrochen worden. »Erinnert Ihr Euch nicht an Euer Versprechen, Mylord?« Sie legte eine Hand an seine Brust, eine obszöne Parodie ihres alten, koketten Lächelns auf den Lippen. »Ihr sagtet mir, dass Ihr mich liebt.«
    »Susannah, das habe ich nicht getan«, erwiderte Simon und nahm ihre Hand.
    Sie runzelte die Stirn. »Ihr verspracht mir, ich würde die Herrin von Charmot.« Sie schmiegte ihre Wange in seine Hand wie ein Kätzchen, das um eine Liebkosung bittet. »Ich wollte Lady Isabel nicht töten, aber Ihr sagtet, Ihr müsset es tun.«
    »Susannah, hör mir zu«, drängte er, eine Hand an seinem Schwert. »Ich habe dich in jener Nacht nicht gesehen. Ich habe dir nie etwas versprochen …«
    »Ihr habt mich zu dem gemacht, was ich bin!« Sie lächelte und hob ihre fahlen Arme dem Mondlicht entgegen, als sollte ihre Schönheit bewundert werden. »Ihr sagtet, ich sei jetzt perfekt.« Sie sah ihn mit einem Hunger an, der fast wie Liebe erscheinen konnte. »Ihr sagtet, ich würde niemals sterben.«
    »Susannah, das habe ich nicht getan«, erwiderte Simon, sein Herz war vor Mitleid voller Schmerz, während sein Magen vor Abscheu rebellierte.
    »Kivar«, wiederholte Orlando. »Er muss seine Gestalt geändert haben, um wie Ihr auszusehen.«
    »Ist sie tot?«, fragte Susannah. »Ich muss um sie weinen.«
    »Susannah!« Tom lief auf sie zu, und sein jungenhaftes Gesicht strahlte vor Erleichterung. »Du lebst.« Bevor Simon ihn aufhalten konnte, war er schon zu dem weiblichen Vampir gelaufen und hatte sie in seine Arme genommen.
    »Seht Ihr?«, sagte sie und lächelte über seine Schulter hinweg, ihre Zähne im Mondlicht reines Weiß. »Tom liebt mich wenigstens noch immer.« Sie neigte den Kopf des Jungen zu einer Seite und bleckte ihre Zähne zum Biss.
    »Nein!«, brüllte Simon, seine Entsetzenslähmung war gebrochen. Er hob das Schwert und schlug Susannah den Kopf von den Schultern, ihr Mund schrie im Fall noch immer. Tom stolperte rückwärts, während Simon seine Schwertspitze in die Brust des Vampirs trieb, wobei ihr Körper zuckte und sich wand, während Simon ihn auf dem Boden

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