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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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sie auf eine Weise berühren, die Ihr Euch noch nicht einmal vorgestellt habt.«
    Isabel kauerte neben ihrem Bett und umklammerte das Kreuz noch immer mit einer Hand, die Karte zerknüllte sie in der anderen. Der Dämon, der sie geschlagen hatte, hatte sich nun in einen kleineren, gedrungenen Mann mit einem erkennbar französischen Akzent verwandelt – Michel, wie sie entsetzt folgerte. Simon ging auf ihn zu, beschützte sie, aber auch er war ein Dämon, wie sie sah, ein Ungeheuer mit denselben grausamen Zähnen.
    »Ich habe Euch bereits ein Mal getötet«, knurrte Simon und ging auf dieses Wesen zu, was auch immer es war. Isabel war in Sicherheit, nur das zählte. »Ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht wieder tun kann.«
    »Ihr habt mich nicht getötet, geschätzter Sohn«, sagte Michel mit dünnem, bitterem Lächeln, das auf seinem grobschlächtigen Gesicht eines Trinkers völlig fehl am Platz wirkte. »Ihr habt mich befreit.« Seine Züge veränderten sich erneut, sein Körper verkrampfte sich, während er größer und zum Herzog von Lyan wurde. »Warst du froh, mein Gesicht wiederzusehen?«, fragte er im freundlichen Tonfall des Herzogs, aber sein Lächeln war unverkennbar das anzügliche Grinsen, das Simon in seinen Träumen sah. »Ich weiß, wie schmerzlich du mich vermisst hast.«
    »Kivar«, sagte Simon abgehackt, das Wort verfing sich in seiner Kehle.
    »Du hast es so gut gemacht, mein Simon«, sagte er, für alle Welt Francis, der Herzog von Lyan, der aus dem Grab zurückgekehrt war. »Ich habe jahrhundertelang auf dich gewartet, wohl wissend, dass du kommen würdest.« Er lächelte, wich langsam im Kreis zurück, während Simon voranging. »Aber ich hätte mir niemals träumen lassen, dass du dabei so erfolgreich wärst.« Er wandte seinen Blick Isabel zu, sein Lächeln erneut der anzügliche Blick des Teufels, was auf dem Gesicht des guten Mannes, den Simon geliebt hatte, obszön wirkte. »Sieh dir nur den Schatz an, den du gefunden hast.«
    Isabel rappelte sich hoch, trat auf ihren Rock, war aber dennoch entschlossen aufzustehen. »Wer seid Ihr?«, wollte sie wissen. »Was seid Ihr?«
    »Erkennst du mich nicht, Liebling?« Das Gesicht des Dämons veränderte sich erneut, sein Körper verformte sich wieder. Plötzlich stand ihr Vater vor ihr, sah genauso aus wie an dem Morgen, bevor er gestorben war. »Du erkennst mich in deinem Blut.«
    »Nein«, sagte sie, schüttelte den Kopf und zitterte am ganzen Leib. Sie wollte zu Simon laufen, sich hinter ihm vor diesem Schreckensbild verstecken, aber wie konnte sie das? Er war selbst ein Schreckensbild. Jedes Detail, das sie in seinen Armen jemals wahrgenommen und wieder vergessen hatte, stürmte erneut auf sie ein. Seine Haut war kühl, nicht warm. Er hatte keinen Herzschlag. Aber er war ihr Liebster – selbst jetzt wollte er sie beschützen. Du wirst um ihn trauern, hatte Mutter Bess gesagt. Er trägt selbst ein Zeichen.
    »Was hast du geglaubt, das ich all die Jahre in den Katakomben gemacht habe, liebe Tochter?«, fragte der Dämon. »Meine Memoiren schreiben?«
    »Er lügt, Isabel«, sagte Simon. »Du weißt, dass er lügt. Du hast gesehen, was er ist.«
    »Du hast den Beweis dort in deiner Hand«, beharrte der Dämon. Seine Stimme klang so vertraut und plötzlich so freundlich. Sie wollte ihn anhören, dort stehen und ihm ewig zuhören, ihm geben, worum auch immer er sie bat, wenn es ihn davon abhalten würde, sie wieder zu verlassen.
    »Warum hast du mich verlassen?«, fragte sie ihn und machte einen Schritt auf ihn zu. »Warum hast du mir niemals die Wahrheit gesagt?«
    »Liebling, er bannt dich. Es ist ein Trick«, beharrte Simon und trat einen Schritt auf sie zu. »Jeder Vampir kann das tun.«
    »Vampir«, wiederholte sie, aber das Wort bedeutete nichts. »Papa …«
    »Komm zu mir, Bella«, flehte der Dämon in der Gestalt ihres Vaters. »Bring mir die Karte.«
    »Ja.« Plötzlich ergab alles einen Sinn, jeder Zweifel, den sie jemals empfunden hatte, war gewichen, und ihre Verwirrung klärte sich wie sanfte Wolken im Wind. »Du hast sie angefertigt.« Sie ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Sie gehört dir.«
    »Nein!«, brüllte Simon, und seine menschliche Stimme wurde zu einem wölfischen Heulen, als er sich verwandelte. Isabel schrie auf, als er auf Kivar zusprang und der uralte Vampir wieder die Gestalt Michels annahm, während die Zähne des Wolfes an seiner Kehle rissen.
    Isabel beobachtete, wie die beiden Wesen wie ein einziges

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