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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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kennen, aber sie hatte noch nie von den Durans gehört und war sicher, dass es kein Haus namens Beach Haven gab.
    »Ich bin natürlich nicht unfehlbar«, sagte sie und bot an, im Computer nachzusehen. »Auch die Objekte von den anderen Maklern sind erfasst.«
    Aber Beach Haven war nicht zu finden.
    »Wie wär's mit einem anderen Häuschen?«, fragte sie. »Um diese Jahreszeit haben Sie praktisch freie Auswahl, bei günstigen Preisen. Soll ich Ihnen ein Schnäppchen raussuchen?«
    Duran wollte schon aufstehen, doch Adrienne überraschte ihn. »Gern«, sagte sie und warf ihm einen Seitenblick zu. »Nichts Großes — Hauptsache, das Telefon funktioniert.«
    Die Maklerin tippte auf der Tastatur, schob die Maus hin und her und studierte die Angebote. »Da hätte ich was in Strandnähe ... zwei Schlafzimmer mit Kabelanschluss.«
    »Wie teuer?«, erkundigte sich Adrienne.
    »Fünfunddreißig die Woche.«
    Duran saß in seinem Sessel und hörte kaum zu, während Adrienne die Formalitäten erledigte. Sein Gesicht war unbeteiligt und sein Körper ruhig, aber er hätte ebenso gut an einer hohen Klippe baumeln können. Er hatte das Gefühl, je mehr er über sich herausfand, desto weniger wusste er. Je mehr er suchte, desto weniger war da. Und jetzt, während er in einem Maklerbüro am imaginären Ort seiner fiktionalen Kindheit saß, schien ihm, dass seine gesamte Perspektive — seine Haltung zur Welt und zu sich selbst — auf einen Fluchtpunkt zulief, von dem es keine Rückkehr mehr gab, zumindest keine Rückkehr, die er sich noch vorstellen konnte.
    Ich löse mich auf, dachte er. Wer ich auch sein mag ...

23

               

              S eaSpray« war ein taubenblaues Cottage mit spitzem Giebel und lag an der 4th Street, einen Katzensprung vom Strand entfernt.
    Es war spartanisch und ein wenig trist eingerichtet, mit Möbeln, die nicht zueinander passten, und mit dilettantischen Seebildern an den Wänden. Ein schwacher, aber allgegenwärtiger Schimmelgeruch lag in der Luft, als Duran sich auf der Rattancouch im Wohnzimmer ausstreckte und deprimiert die Decke anstarrte.
    Adrienne setzte sich in der Küche an den Tisch und machte sich eine Liste.
1. Slough — schrieb sie und lehnte sich dann stöhnend zurück.
Sie hätte sich schon längst im Büro melden sollen, vom Maklerbüro aus oder von einer Telefonzelle. Es war inzwischen halb elf, sie müsste also unbedingt anrufen, aber ... was sollte sie sagen? Was konnte sie bestenfalls sagen, ohne sich gleich wie eine Verrückte anzuhören?
    Sie malte sich die Szene aus. Wenn man die Assistenten, Praktikanten und Gerichtsreporter dazurechnete, hatte sich mindestens ein Dutzend Leute zur McEligot-Vernehmung eingefunden. Zuerst hatte man ihr wohl noch eine Gnadenfrist zugestanden. Etwa fünfzehn Minuten Geplauder, dann die eine oder andere gerunzelte Stirn. Nervöse Blicke zur Uhr, schließlich verständnislose und besorgte Äußerungen. Wo bleibt Adrienne bloß? Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Dann würden einige telefonieren, andere einen Kaffee trinken gehen, Zeitung lesen, ihre Notizen durcharbeiten. Eine halbe Stunde später (höchstens) würde die Anwältin des Klägers ihre Unterlagen einpacken und aufstehen, Bette hektisch bei Adrienne zu Hause anrufen und Slough in San Diego informieren. »Wie bitte? Was soll das heißen, sie ist nicht da?«
    Sie hörte, wie Duran aufstand und den Fernseher einschaltete. Gleich darauf drang Sitcomgelächter durch die Diele zu ihr in die Küche.
    2. Bill Fellowes anrufen — Name/Tel. von Gedächtnissache verständigem
    3. Versicherungsgesell. — wg. Durans Bändern von Nikki
    4. Einkaufen: Essen, Kleidung, Haarbürste.
    5.
    Es gab kein 5. Und wenn sie ehrlich war, hatte es gar keinen Sinn, die Liste zu verlängern, solange sie nicht Punkt 1 abgehakt hatte. Alles andere war Zeitschinderei. Also biss sie die Zähne zusammen, munterte sich innerlich mit dem Nike-Slogan auf — Just do it! — und wählte Bettes Nummer bei Slough & Hawley. Dann lauschte sie, wie es klingelte — oder beinahe klingelte —, und legte auf.
    Es lag weniger daran, dass sie Angst hatte. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Curtis Slough war nicht gerade hart im Nehmen. Im Gegenteil, als sie ihm erzählt hatte, dass sie als Waisenkind aufgewachsen war, hatte er verlegen und beunruhigt reagiert — als hätte sie ihm gestanden, sie hätte eine unangenehme und möglicherweise ansteckende Krankheit. Wie würde er dann erst auf die Nachricht

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