Gefaelschtes Gedaechtnis
auch wirklich nichts aus, wenn ich so über Sie spreche?«
Duran verdrehte die Augen. »Nein. Adrienne und ich sind gute Freunde. Seit sie mich nicht mehr verklagen will.«
Shaw blickte verblüfft. »Sie wollten ihn verklagen?«
Adrienne schüttelte den Kopf. »Nein. Das heißt, ja. Ich hab ihn verklagt. Aber ich zieh die Klage zurück.«
Der Psychiater ging darüber hinweg. »Jedenfalls haben wir ein paar von den klinischen Tests gemacht, über die wir heute Morgen gesprochen haben.«
»Und?«
»Alles normal — nur nicht der Patient.« Er lächelte. »Also hab ich ihn hypnotisiert.«
Adrienne zog die Stirn kraus. »Aber ... ich dachte, Sie wären gegen Hypnose.«
»Im Gegenteil. Sie ist ein nützliches Mittel — und ich dachte, es würde ihn vielleicht entspannen. Seine Blockaden lockern.«
»Und, hat es?«
»Nein, nicht mal unter Hypnose, er hatte immer noch Leerstellen. Aber die Ereignisse, an die er sich erinnerte — den Strand, den ersten Geburtstagskuchen —, die waren sogar noch interessanter.«
»Inwiefern?«
»Er hat mir dieselben Geschichten erzählt. Und ich meine exakt dieselben Geschichten. Fast Wort für Wort. Als würde er ein Gedicht aufsagen oder eine Rede halten.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Adrienne.
Doctor Shaw schüttelte den Kopf. »Das kann man jetzt noch nicht sagen. Aber ich würde gerne einige Tests mit ihm machen nur damit wir ein paar Möglichkeiten ausschließen können.«
»Was denn zum Beispiel.«
»Eine Beschädigung des Hippocampus.«
»Und was sind das für Tests?«, fragte Adrienne. »CAT-Scan-Untersuchung. PET-Scan. Kernspintomografie.« Jetzt war es Adrienne, die die Augen verdrehte. »Ich glaube kaum, dass Mr. Duran so viel Geld hat —«
»Er ist versichert«, entgegnete Shaw. »Das haben wir überprüft.«
»Ach ja? Bei Mutual General?«
»Nein«, erklärte Duran. »Ich habe eine seriöse Versicherung. Mutual General war eine berufsgebundene Versicherung.«
Shaw stand auf und ging zum Schreibtisch der Empfangssekretärin. Nachdem er verschiedene Schubladen aufgezogen hatte, fand er endlich, was er suchte, einen Plan und ein paar Unterlagen, die er Duran reichte.
»Was ist das?«
»Ein Plan des Krankenhauses, da sehen Sie, wo das Labor ist. Und Einwilligungserklärungen.« Shaw warf einen Blick auf die Uhr und machte eine entsetzte Geste. »Oje«, sagte er. »Das gibt Arger.«
»Tut mir Leid«, sagte Adrienne und sammelte ihre Laufschuhe und die verschwitzten Sportsachen auf.
Der Psychiater winkte ab. »Ist nicht das erste Mal.« Er ging vor ihnen her zur Tür hinaus zum Fahrstuhl. »Sind Sie eher ein nervöser Typ, Jeffrey? Klaustrophobisch?«
Duran zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen?«
Shaw schmunzelte. »Also, wenn Sie meinen, dass Sie bei der Kernspintomografie Probleme bekommen, sagen Sie das dem Techniker. Der gibt Ihnen dann was zur Beruhigung.«
Unter dem Scheibenwischer des Wagens klemmte ein Strafzettel. »Verdammt noch mal!«, fluchte Adrienne. Sie nahm ihn hastig ab, als würde er sich vervielfältigen, wenn sie ihn nicht eiligst entfernte.
»Die wollen hundert Dollar!« Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass der Strafzettel schon vor Stunden ausgestellt worden war, als sie im Park ihre Runden drehte. Sie hatte Sorge gehabt, zu spät wieder in Shaws Büro zu kommen, und vergessen, die Parkuhr zu füttern. Es war unfair, aber sie blickte Duran an, als wäre es seine Schuld. »Wieso hat das auch so lange gedauert?«
Er spürte ihre Gereiztheit und zog es vor, sie nicht noch mehr zu provozieren. Also verkniff er sich eine trockene Bemerkung oder den Hinweis, das Ganze sei schließlich ihre Idee gewesen, und sagte bloß: »Ich weiß nicht. Tut mir Leid, dass Sie so lange warten mussten.«
Zwei Minuten später im. Auto entschuldigte sie sich. »Es ist meine Schuld«, sagte sie mit Nachdruck und reuigem Unterton. »Schließlich hab ich hier geparkt. Und ich hab vergessen, was in die Parkuhr zu schmeißen. ich weiß wirklich nicht, warum ich Sie angefaucht habe.« Sie seufzte. »Manchmal, wenn ich richtig gestresst bin —«
»Ist schon gut.«
» Nein, das war nicht nett von mir. Ich weiß, dass es nicht Ihre Idee war, sich so lange durchleuchten zu lassen. Ich hab mich unmöglich benommen.« Sie wirkte so untröstlich, dass er sie am liebsten in den Arm genommen hätte.
Stattdessen sagte er: »Ich weiß, dass Sie sich Sorgen ums Geld machen. Sie wollten ja nicht mal hier übernachten.«
»Jaja., aber
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