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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Er muss einen psychotischen Zusammenbruch erlitten haben oder so. Hat seine Familie totgeschlagen. Er schwört, dass er keine Drogen genommen hat, also muss man sich fragen, ob nicht Phencyclidin, Engelsstaub, im Spiel war.«
    »Er hat seine Frau umgebracht?« Adrienne konnte es nicht glauben. Glaubte es nicht.
    »Und seinen kleinen Sohn. Drei Monate alt.«
    Sie schwiegen einen Moment. Dann fragte sie: »Wurde er verhaftet oder ... was?«
    »Oder was, gute Frage!«, entfuhr es dem Psychiater. »Nach dem, was der Patient sagt, wird ab diesem Punkt alles unscharf. Er erinnert sich an die Morde, aber an mehr auch nicht. Als Nächstes weiß er nur, dass er in Washington lebt und Jeffrey Duran ist, Therapeut.«
    »Und ... wo ist er jetzt?«
    »Unter Aufsicht. Ich habe ihn in die Geschlossene verlegt.« Adrienne war fassungslos. »Sie glauben, er versucht zu fliehen?« »Nein, ich glaube, er versucht sich umzubringen. Offen gestanden, ich bin mir dessen sicher.«
    »Dann ...« Adrienne fehlten die Worte, und sie konnte auch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schließlich fragte sie: »Was ist ... mit diesem Ding?«
    »Dem Implantat?«
    »Ja.«
    »Das könnte mit dem Problem zu tun gehabt haben, aber ich kann Ihnen noch gar nichts sagen. Ich versuche ständig, Näheres in Erfahrung Zu bringen«, klagte Shaw. »Ich habe schon dreimal im Labor angerufen und ... nichts.«
    »Also —«
    »Ich bleibe am Ball«, versprach Shaw. »Aber ich muss Ihnen sagen, falls Mr. McBrides Erinnerungen stimmen, würde das eine Menge erklären — seine Dissoziation, die hysterische Amnesie —, sogar die Sublimierung seiner Persönlichkeit zu einer anderen Identität.«
    »Falls ...«
    »Wie bitte?«, fragte der Psychiater.
    »Sie haben gesagt, falls seine Erinnerungen stimmen.«
    »Ja, das habe ich.«
    Adrienne schwieg einen Augenblick. Dann griff sie nach dem Stift neben dem Telefon und fragte: »Wann soll das passiert sein?« 
    »Vor fünf Jahren — in San Francisco.«
    »Ich werde der Sache nachgehen«, sagte sie. »Und wenn ich herausfinde, dass es stimmt ...«
    »Dann denke ich, haben wir beide keine andere Wahl. Wir werden die Polizei verständigen müssen.«
    Sie wusste, dass er Recht hatte. Aber sie wusste auch, dass Zweifel angebracht waren. Noch tags zuvor war der Mann, der eben einen Mord gestanden hatte, jemand ganz anderes gewesen. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte sie.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Shaw. »Wirklich nicht. Aber eins kann ich Ihnen sagen.«
    »Was?«
    »Er glaubt es.«
    Am nächsten Morgen saß Ray Shaw hinter dem Lenkrad seines Mercedes auf dem Weg zur Arbeit, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Er steckte mitten im Stau, umgeben von einem Hupkonzert. Gereizt holte er das Handy aus seiner Aktentasche, wählte eine Nummer, die er so gut kannte wie seine eigene.
    Raymond C. Shaw war kein Mann, der andere um einen Gefallen bat. Nicht oft jedenfalls, und wenn es mal vorkam, erwartete er, dass ihm die Gefälligkeit erwiesen wurde, erst recht, wenn es sich bei dem potenziellen Gefälligkeitserweiser um jemanden handelte, mit dem er seit Jahren zweimal die Woche Squash spielte.
    Charlie Dorgan war erstens sein bester Freund und zweitens Leiter des Materialtechnischen Labors an der Columbia University.
    Shaw hatte ihm das Implantat binnen einer Stunde nach der Entnahme aus McBrides Hippocampus zur Analyse zugeschickt.
    Dass Dorgan sich noch nicht bei ihm gemeldet hatte, war nicht sonderlich überraschend. Der Physiker war ein viel beschäftigter Mann, der neben seinen Lehrverpflichtungen ein Labor leitete, das für etliche Privatfirmen und Behörden lukrative und komplizierte Aufträge erledigte. Daher war Shaw eigentlich nicht überrascht, dass er Dorgan auf die Füße treten musste. Aber was ihn wirklich erstaunte, war, dass sein Freund nicht einmal zurückrief.
    Und das machte ihn stinksauer. Charlie war ein alter Freund. Wenn er ihn um etwas bat, erwartete er eine prompte Reaktion.
    Also rief er ihn erneut an. Diesmal zu Hause. Um sieben Uhr früh. »Rate mal, wer hier ist?«
    Dorgan brummte nur etwas.
    » Charlie, ich bin's —«
    »Ich weiß.«
    »Also?«, fragte Shaw mit so viel Ironie in der Stimme, wie er zu Stande bringen konnte.
    »Also was?«
    »Ich rufe an wegen ... wegen des Objekts, das ich dir geschickt habe.«
    Dorgan reagierte mit langem Schweigen.
    »Hallo?«, sagte Shaw.
    »Ich bin noch dran«, erwiderte Dorgan.
    »Schön, weil —«
    »Ich kann wirklich nicht darüber reden,

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