Gefaelschtes Gedaechtnis
möglichst viel zu erinnern. Die Droge, die ihm verabreicht worden war, verlor allmählich ihre Wirkung, und Shaw drängte darauf, weiterzumachen.
Sie sprachen über Durans Kindheit und seine Collegezeit, über Bowdoin und Stanford, wo er in Psychologie promoviert hatte. »Ich hab mich für die Forschung interessiert«, erklärte er.
»Dann waren Sie also kein Therapeut. Ich meine, wie Jeffrey Duran?«
»Nein, ich hatte nie einen Klienten. Mag sein, dass ich irgendwann doch noch in diese Richtung gegangen wäre, aber ... ich hatte ein Stipendium, das, äh, eine ganze Weile lief.«
»Von wem?«, fragte Shaw.
»Institut für globale Studien.« McBride rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her, hüstelte und schlug die Beine übereinander.
»Erzählen Sie mir davon.«
»Es ist eine Stiftung, die Wissenschaftler in unterschiedlichen Forschungsgebieten unterstützt.«
»Heißt das, man bekommt nicht nur die Studiengebühren erstattet?«
»Die Stiftung zahlt ein Gehalt und übernimmt Reisekosten und Spesen. Sie ist sehr großzügig — außerdem sorgt sie dafür, dass man in Fachkreisen bekannt wird.«
Shaw runzelte die Stirn. »Wie das?«
Duran überlegte, machte dann eine hilflose Geste. »Tut mir Leid, ich ... mir wird irgendwie ganz komisch. Ich meine, ich überlege verzweifelt, wie lange ... wie lange ich weg war.«
Shaw schüttelte den Kopf. »Das passiert, wenn Sie anfangen zu blockieren. Versuchen Sie, sich nicht darauf zu konzentrieren, wo Lew McBride anfängt und Jeff Duran aufhört. Also ...« Seine rechte Hand kreiselte zwischen ihnen in der Luft. »Lassen Sie sich treiben. Sie sprachen über das Stipendium.«
McBride nickte. »Ja, darüber, wie das ablief: Ich habe etwa jeden Monat einen Bericht geschrieben. Den schickte ich dann an den Leiter des Instituts, und das Institut schickte Kopien davon an einen Haufen Fachzeitschriften, die den Bericht kostenlos abdrucken durften, wenn sie das Institut anerkennend erwähnten. Weitere Kopien gingen an interessierte Akademiker- und an eine ganze Reihe von einflussreichen Leuten in den Staaten und anderen Ländern..«
»Hört sich sehr gut an. Wie haben Sie sich beworben?«
»Man bewirbt sich nicht. Man wird empfohlen — man erfährt nicht, von wem, aber in der Regel von einem Professor, einem ehemaligen Stipendiaten — solchen Leuten eben. Sie laden einen ein paar Mal zum Mittagessen ein und fragen, was man gern machen würde, wenn man die Zeit und das Geld dazu hätte. Und wenn man nicht gerade ein Idiot ist, schlägt man ihnen dann nach einer Weile ein Projekt vor. Sie geben Empfehlungen, wie sich das Projekt noch verbessern ließe, und ehe man sich's versieht, macht man jede Menge Tests.«
» Was für Tests?«
»Solche wie die, die Sie mit mir gemacht haben. MMP, Myers-Brigg ... es hat den ganzen Tag gedauert. Daran erinnere ich mich.«
Shaw verzog das Gesicht. »Merkwürdig. Wozu sollte das gut sein?«
»Dieselbe Frage hab ich auch gestellt. Sie haben gesagt, auf diese Weise würden sie Kandidaten auswählen, die in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten — es gibt nur wenig Kontrolle. Im Grunde geben Sie dir einen Klaps auf den Rücken und überlassen dich dir selbst. Und ich denke, sie wollen sichergehen, dass sie Leute kriegen, die keine Probleme haben, im Ausland zu arbeiten — denn das ist ein Schwerpunkt.«
»Was?«
»Die Arbeit im Ausland.«
»Was war das Thema Ihrer Studie?«, fragte Shaw. »Was haben Sie angeboten?«
McBride lächelte, ein wenig verlegen. »Der Titel lautete >Animistische Therapeutik und die Dritte Welt<.«
Shaw runzelte die Stirn. »Interessant!«
»Es ging darum, die psychologischen und therapeutischen EIemente von Naturreligionen zu untersuchen. Angefangen mit den indianischen Schwitzhütten bis zu der Auslösung von Trancezustand den, die Wirkung von Mond- und Sonnenfinsternissen und die bei einzelnen Kulturen unterschiedliche Verwendung halluzinogener Pilze.«
»Und haben Sie das alles untersucht?«
»Ja. Ich habe in unserer Hemisphäre angefangen und ...« Cabriodes Stimme verlor sich.
»Was ist?«
Plötzlich hatte er das Gefühl, als würde in seinem Bauch ein kleiner Vogel Purzelbäume schlagen. »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich kann nich nicht konzentrieren.«
Shaw zog die Stirn kraus. »Also was genau haben Sie gemacht?«
»Ich war oft in Südamerika und in der Karibik. Ich schrieb Aufsätze über Gesundbeten und Santeria, einen über Ultramarathonlaufen als Form der Flagellation und
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