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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Ray.«
    Shaw dachte, er hätte sich verhört. »Du kannst was nicht?«
    »Ich sagte, ich kann nicht darüber reden. Wir beide sollten nicht darüber reden.«
    »Ich traue meinen Ohren nicht«, erwiderte Shaw. »Wovon re —«
    »Hör zu — ich muss Schluss machen«, unterbrach ihn Dorgan.
    »Ich bin spät dran. Ich melde mich später bei dir.« Und mit diesen Worten legte er auf, sodass sein Squashpartner nur noch ungehört in sein Handy schimpfen konnte.
    Inzwischen kannte Adrienne die Namen der beiden Löwen: Geduld und Seelenstärke. Und sie wusste auch, wo sie einen Computer finden konnte, mit dem sie ins Internet kam. Als sie im Computerraum der Bibliothek vor einem Gerät saß, rief sie die Website von Nexis auf und gab die Benutzerkennung und das Passwort von Slough & Hawley ein. Sobald die Seite erschien, tippte sie in das Feld der Suchfunktion den Namen McBride ein, fügte dann San Francisco, 1996 und sicherheitshalber auch noch 1995 und 1997 hinzu.
    Nach dreißig Sekunden baute sich auf dem Bildschirm eine Liste von Dokumenten auf. Insgesamt waren es 204, in denen jemand namens McBride in Zusammenhang mit San Francisco in den betreffenden Jahren erwähnt wurde. Aber die meisten waren banal und nichts sagend. PR-Mitteilungen über Manager, die zufällig McBride hießen und entweder befördert worden waren oder aus ihrem Unternehmen ausgeschieden waren. Fred McBride. Delano McBride. Ein halbes Dutzend Dokumente über die fünfundzwanzig besten High-School-Footballspiele sowie Artikel über einen alten Richter, einen bekannten Gastronomen und eine Restaurantkritikerin im Raum San Francisco Bay, die — wie alle anderen — ebenfalls McBride hieß. Und so weiter.
    Aber keine amerikanische Zeitung, die in den letzten zehn Jahren erschienen war, berichtete über einen Mord oder einen Doppelmord, der von einem Mann namens Lew McBride — oder Soundso McBride — in den neunziger Jahren in San Francisco begangen worden war. Adrienne erweiterte die Suche, indem sie San Francisco durch Kalifornien ersetzte, und erhielt ein halbes Dutzend Treffer. Doch als sie sich die Dokumente genauer ansah, stellte sie fest, dass keines von ihnen von Belang war. Ein Mann namens McBride hatte 1996 einen Drugstorebesitzer mit einer Schrotflinte erschossen. Ein anderer McBride war angeklagt worden, weil er in betrunkenem Zustand einen Autounfall verursacht hatte, der zwei Menschenleben forderte (die Familie der Opfer wollte, dass er wegen Mordes angeklagt wurde, was ihm jedoch erspart blieb). Und so weiter.
    Sie wollte schon ins Mayflower zurückkehren, Shaw anrufen und ihm sagen, dass Durans neueste Identität, wie die davor, eine Illusion war. Doch als Anwältin, die sich rühmte, gründlich zu arbeiten, ging sie die erste Liste noch einmal durch.
    Was gar nicht so viel Aufwand war. Die Schnellsuchfunktion hob die Wörter, die sie interessierten, in den einzelnen Dokumenten hervor. Daher musste sie sie nicht alle lesen, nur überfliegen.
    Und das tat sie, von 1997 an rückwärts, bis sie bei Artikel Nr. 138 ankam, der am 16. Juni 1996 im San Francisco Examiner erschienen war:
    Flugzeug nach Absturz vermisst
    Junger Forscher aus San Francisco tot?
  Cap Haitien (Reuters): Lewis McBride, 26, wohnhaft in San Francisco, ist vermutlich beim Absturz eines Flugzeuges in den Bergen westlich von Cap Haitien ums Leben gekommen. Die Suche nach der vermissten Maschine wurde heute eingestellt.
    McBride war der einzige Passagier einer gecharterten Cessna, die am Dienstagabend während eines Unwetters vom Radarschirm verschwand. Nach Angaben der Flugsicherheit von Port-au­ Printe ging kein Notruf vom Piloten der Maschine ein.
    Das Gebiet, in dem die Cessna vermutlich abstürzte, ist unbewohnter, gebirgiger Dschungel. Die Suche nach dem Flugzeug wurde durch anhaltend schlechtes Wetter erschwert.
    McBride, Absolvent der Stanford University mit einem Doktorgrad in Psychologie, war im Rahmen eines Forschungsstipendiums in den letzten zwei Jahren viel auf Reisen. Professor Ian Hartwig von Stanford gab sein Entsetzen und seine Trauer über den »tragischen Tod dieses hervorragenden jungen Mannes« zum Ausdruck. 
    McBride hinterlässt keine Angehörigen.
    Abbildung: Foto (McBride)
    Adrienne lehnte sich zurück und dachte nach. War Duran wirklich McBride? Oder war auch das wieder nur eine gestohlene Identität:? Vielleicht hatte er ja eine ganze Reihe von Identitäten, wie Matroschka-Puppen, die sich ineinander stecken lassen — und die aktuelle,

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