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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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an einem Haken im Keller irgendeines Verteidigungsministeriums und beantwortet alle möglichen Fragen. Deshalb ging es bei einem großen Teil der Forschung darum, einen Agenten hervorzubringen, der von Anfang an in der Lage war zu leugnen.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte McBride. »Sie haben sie in den Wahnsinn getrieben.«
    Shapiro ging nachdenklich zum Tisch zurück und setzte sich. »Nein. Wenn wir das gemacht hätten, wären sie funktionsunfähig gewesen. Wir haben Jahre — und eine ganze Menge Geld — in das Studium dissoziativer Amnesie und in die Suche nach Möglichkeiten investiert, wie sich multiple Persönlichkeiten erzeugen lassen. Am Ende haben wir uns für Deckerinnerungen als die optimale Lösung entschieden — obwohl wir auch dabei Probleme hatten. Sie neigten dazu, die Persönlichkeit zu destabilisieren, sodass eine Therapeutenfigur notwendig war, um die Persönlichkeit wieder zu stärken.«
    Adrienne sah rasch zu McBride hinüber, dann wandte sie sich mit einem fragenden Blick an Shapiro. »Was ist eine Deckerinnerung?«
    »Eine Erinnerung, die nachweislich falsch und an sich lächerlich ist — sodass jeder, der behauptet, sie sei wahr, diskreditiert wird, schon allein aufgrund der Behauptung.«
    »Geben Sie mir ein Beispiel«, sagte McBride.
    »Ich wurde von Außerirdischen entführt und zu einer unterirdischen Basis in der Antarktis geflogen«, erwiderte der Wissenschaftler.
    »Satanisten haben mich als Kind gequält«, sagte Adrienne.
    »Genau«, sagte Shapiro. »Sie entlarvt den Sprecher — in diesem Fall den Attentäter — als >verrückten Einzeltäter<. Was, wie Sie sich vorstellen können, für alle Beteiligten recht beruhigend ist.«
    »Beruhigend?« Adrienne spie ihm das Wort entgegen. »Sie reden über Menschenleben. Sie reden über das Leben meiner Schwester!«
    Der alte Mami war erschrocken über ihre plötzliche Vehemenz. »Ich spreche rein hypothetisch«, entgegnete er. »Und überhaupt, wie ich bereits sagte: Wenn Ihre Schwester nicht bedeutend älter war als Sie, dann war sie von dem Programm in keiner Weise betroffen.
    »Wie können Sie das sagen?«, fragte Adrienne. »Sie haben das Implantat gesehen —«
    »Vor dreißig Jahren wurde uns das Geld gestrichen — und da waren die meisten Projekte schon ins Ausland verlegt worden. Das Ende war abzusehen. Ich meine, das war in den sechziger Jahren, zum Teufel noch mal! Da hat doch jeder Idiot im Land mit Bewusstseinssteuerung herumexperimentiert!«
    McBride musste unwillkürlich lächeln. »Sie sagen, die Projekte wurden ins Ausland verlegt?«
    »Die meisten Studien wurden an Universitäten und Forschungsinstituten durchgeführt. Das Geld dazu wurde von Vermögensstiftungen und -institutionen, denen wir vertrauen konnten, gewaschen. Im Laufe der Jahre geriet die CIA zusehends ins Fadenkreuz des Kongresses und der Presse, sodass einige der sensibleren Projekte nach Übersee verlegt werden mussten. Als die Rockefeller-Kommission mit ihrer Untersuchung anfing, waren die Aktivitäten. bereits eingestellt worden. Kurz darauf bin ich dann in den Ruhestand gegangen.«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Sie saßen alle drei einfach nur da und sahen zu, wie der Feuerschein über die Decke und den Fußboden spielte. Schließlich räusperte McBride sich. »Und was ist mit mir?«, fragte er. »Woher stammt das Implantat?«
    Shapiro schüttelte den Kopf.
    »Und meine Schwester!«, sagte Adrienne. »Was ist mit ihr?«
    Shapiro breitete in einer hilflosen Bewegung die Arme aus. »Sie sprechen mit dem Falschen«, sagte er. »Sie sprechen mit einem Dinosaurier.«
    »Ich denke, ich spreche mit jemandem, der den Tatsachen nicht ins Auge sehen will - obwohl sie ihm geradezu ins Auge springen«, erwiderte Adrienne. »Sie haben seine Akte gesehen. Sie haben das Implantat gesehen.«
    »Ich habe ein Foto gesehen.«
    »Denken Sie etwa, wir hätten das erfunden?«, fragte McBride.
    »Nein«, gab der Wissenschaftler zu.
    »Was denn dann? Offenbar wurde das Programm doch nicht ein­ gestellt«, beharrte Adrienne. »Die CIA—«
    »—hat nichts damit zu tun.« Shapiro schüttelte langsam den Kopf. »Glauben Sie mir: Wenn die CIA beteiligt wäre, dann wüsste ich das.«
    McBride versuchte zu verstehen. »Dann —«
    »Es ist ein Frankenstein«, sagte Shapiro.
    Adrienne und McBride blickten einander an, unsicher, ob sie richtig gehört hatten. »Ein was?«, fragte McBride.
    »Ein Frankenstein.« Der alte Wissenschaftler leerte sein zweites Glas Wein und

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