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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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und dann das über den Mann gelesen, der genau zu der Zeit ermordet wurde, als sie da war. Du warst im Krankenhaus, und danach sind wir gleich hierher gefahren. Ich wollte darüber nachdenken.«
    McBride leerte sein Glas Wein. »Und wer war er?«, fragte er. »Der Ermordete?«
    »In den Zeitungen stand, er hieß Calvin Crane.«
    Shapiros Hand zuckte unwillkürlich, sodass er beinahe sein Weinglas umgestoßen hätte. Adrienne sah, dass seine schwarzen Augen rund vor Erstaunen waren. »Ihre Schwester hat Calvin Crane umgebracht?«, fragte er.
    Adrienne nickte. »Ja. Ohne Zweifel.«
    »Moment mal«, murmelte McBride, genauso sehr zu sich selbst wie zu den anderen. »Im Institut gab es einen Crane.«
    »Wenn wir denselben Mann meinen, dann war er Leiter des Instituts für globale Studien«, sagte Shapiro. »Jahrzehntelang.«
    »Das stimmt!«, sagte McBride mit Nachdruck. »Das war zwar vor meiner Zeit, aber sein Name stand noch auf dem Briefpapier. Direktor i.R. oder so.« Er hielt inne. Schließlich sagte er: »Gott—das wird ja langsam richtig inzestuös.«
    Adrienne nickte. »Du. Und Nikki. Und Crane und das Institut. Du und Duran, Duran und meine Schwester, meine Schwester und Crane. Der Kreis schließt sich!«
    Shapiro räusperte sich und stand auf. McBride fand, dass der alte Mann einen mitgenommenen Eindruck machte. »Tja«, sagte er zu ihnen, »ich frage nicht, wer Duran ist. Ich denke, wir sind in unserem Gespräch wohl an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr—«
    »Woher kennen Sie ihn?«, fragte Adrienne.
    »Wen?«
    » Calvin Crane.«
    Der ehemalige CIA-Mann schwieg eine scheinbar endlos lange Zeit. Adrienne wollte die Frage schon wiederholen, als er sagte: »Calvin Crane war eine Legende. Einer von den Tempelrittern.«
    »Den was?«, fragte McBride.
    »So wurden sie genannt — die aus dem engen Kreis um Dulles. Kurz nach dem Krieg, als die CIA gegründet wurde. Des Fitzgerald und Richard Helms, Cord Meyer und Calvin Crane.«
    »Dann war er also CIA-Agent?«
    Shapiro verzog das Gesicht ob der naiven Bezeichnung und schüttelte den Kopf. »Nein. Er kam zur Premiere, ging aber mitten im ersten Akt.« Er hielt inne. »Hören Sie«, gestand er, »Sie beide sind nette Menschen. Aber jetzt geraten Sie in etwas sehr Finsteres hinein. Vielleicht sollten Sie einfach kehrtmachen.«
    »Kehrtmachen?«, sagte McBride. »Die wollen uns umbringen. Wie zum Teufel —«
    »Wer will Sie umbringen?«
    McBride wandte sich fragend an Adrienne — die mit den Schultern zuckte. »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte McBride.
    Shapiro seufzte. »Das Institut war einer unserer Kanäle«, sagte er. »Crane war ein guter Freund der CIA — und er genoss vollstes Vertrauen.«
    »Dann war er also ein Teil des Programms«, sagte Adrienne.
    »Er war ein wichtiger Faktor, ein Aktivposten, auf den wir uns unbedingt verlassen konnten. Er war ein reicher Patriot mit guten Beziehungen —, keine Karikatur — ein cleverer und vernünftiger Mann.« Shapiro zögerte und runzelte die Stirn. »Dass jemand ihn so umbringt, wie Sie erzählt haben, ist tragisch.« Er stockte und fügte dann hinzu: »Und eine Ironie des Schicksals.«
    »Eine Ironie des Schicksals?«, hakte Adrienne nach.
    Shapiro nickte. »Wie bei der Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Crane wollte innerhalb der CIA eine Eliminierungseinrichtung gründen. Aber er fand keine Unterstützung.«
    Adrienne schüttelte den Kopf — eine rasche Links-rechts-links-Bewegung, die Fassungslosigkeit ausdrücken sollte. »Wie haben Sie das genannt?«
    »Eliminierungseinrichtung. «
    Sie verdrehte die Augen. »Das klingt wie eine öffentliche Versorgungseinrichtung.«
    Shapiro lächelte schwach, »Es ging darum, Personen zu identifizieren und zu eliminieren, die eine Bedrohung für den Weltfrieden darstellten. Vielleicht war es auch die freiheitliche Demokratie oder der American Way of Life. Ich weiß es nicht mehr, und ich bin nicht sicher, ob Crane selbst es genau wusste. Aber er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um innerhalb der CIA eine Sonderabteilung einzurichten, die politischen Mord als staatliches Mittel sozusagen institutionalisiert hätte.«
    »Sie wollen uns also weismachen, dass die CIA keinen einzigen Mord begangen hat?«, fragte McBride. »Was ist denn mit den >verhaltensgesteuerten Attentätern<, von denen Sie gesprochen haben?«
    Shapiro schüttelte den Kopf. »Das sind zwei Paar Schuhe. Unter meiner Leitung war das Programm ein Forschungsprojekt. Ein

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