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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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stoßweise, als er die Augen schloss und systematisch die Schritte einer Entspannungsübung durchging. Und wie nicht anders zu erwarten, funktionierte es. Binnen ein oder zwei Minuten war seine Atmung fast normal.
    Langsam schaute er sich um. Das Zartman House war das älteste und typischste Gebäude auf dem kleinen Campus von Sidwell, ein schlichtes Steinhaus, das einst die ganze Schule ausmachte, aber nun als Verwaltungsgebäude diente.
    Er sah, dass er sich in einem großen, wohl proportionierten Raum befand, der mit Messinglampen, schönen alten Möbeln und Ölgemälden eingerichtet war. Dann hörte er die Stimmen von Frauen durch die offene Tür lauter werden, je näher sie kamen. Er wollte schon aufstehen und die Frauen begrüßen, aber ... nein. Er traute seinen Beinen nicht. Noch nicht.
    Die Fliegentür schlug zu, und eine der Frauen sagte: »Und er beißt. Er ist ein richtiger kleiner Kannibale!«
    Die zweite Frau lachte.
    »Ich sage ihm immer, es ist Schluss mit dem Stillen, wenn er nicht damit aufhört, aber er ist doch erst acht Monate alt — da erreicht man mit Drohungen noch nicht viel. Und um ehrlich zu sein ...« Sie seufzte. »Ich will auch nicht damit aufhören, weißt du? Ich meine, jetzt noch nicht.«
    Wegen der hohen Lehne konnte er die Frauen auch nicht sehen. Aber es ließ sich nicht vermeiden, dass er mithörte, was sie sagten, und er wusste nicht, wie er seine Anwesenheit erklären sollte.
    »Ich weiß genau, was du meinst. Mir hat auch niemand gesagt, dass es so ... ach, wie soll ich sagen; so sinnlich sein würde!«
    »Genau! Und —«
    Ein spitzer Aufschrei erklang, als die zweite Frau merkte, dass sie nicht allein waren. Im gleichen Moment war Duran aufgesprungen und suchte nach einer Entschuldigung. »Tut mir Leid! Wirklich, ich — ich muss eingeschlafen sein ... Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Angst eingejagt oder so! Jeff Duran.« Seine Hand schnellte auf eine aufgelöste, blonde Frau zu, deren Namensschildchen sie als Belinda Carter, '86, auswies. Derselbe Jahrgang wie er.
    »Tut mir Leid, dass ich so hysterisch reagiert habe«, brach es aus ihr hervor, während sie auf sein Namensschildchen spähte. »Aber du hast mir einen Heidenschreck eingejagt, Jeffrey Duran.« Und dann, fast im selben Atemzug: »Trotzdem - schön, dich zu sehen ... nach der langen Zeit.«
    Sie strahlte ihn an, und die andere Frau, eine hübsche Brünette, trat vor. Ihr Name war, wie er sah, Judy Binney.
    »Wir wollten dich nicht in deinem Versteck stören«, sagte sie ein wenig verlegen. »Wir hatten wohl die gleiche Idee.« Sie legte den Kopf schief, um sein Gesicht besser sehen zu können. »Warst du der starke, stille Typ?«, fragte sie, und ein kokettes Lächeln spielte um ihre Lippen. »In der Schule, meine ich.«
    Duran zuckte die Achseln. »Na ja ... «
    »Weil ich mich nicht an dich erinnern kann«, erklärte sie. »Und normalerweise müsste ich das.«
    »Ich denke, damals war ich nicht so still wie gerade eben«, entgegnete Duran. »Ich muss eingenickt sein.«
    »Und bist davon wach geworden, dass Judy und ich über Stillen gesprochen haben!«
    »Nein, nein — wach geworden bin ich von einem Schrei.«
    Sie mussten lachen, und dann plauderten sie darüber, wie merkwürdig Klassentreffen im Grunde waren und dass zwölf Jahre wirklich eine lange Zeit waren. Judy meinte, dass sie, obwohl die Schule klein war und die Emotionen im High-School-Alter doch so intensiv erlebt wurden, nur mit ganz wenigen in Kontakt geblieben war.
    »Wir sind schließlich hier in Washington. Da sind alle ständig auf dem Sprung!«, erklärte Belinda. »Und ich auch.« Sie gab Judy einen Kuss, tätschelte Duran den Arm. »Ich muss los.«
    »Ich kann gar nicht fassen, dass ich mich nicht an dich erinnere«, sagte Duran zu Judy, als Belinda gegangen war. »Ich meine, du musst ziemlich spät erblüht sein.«
    »Wirklich? Findest du? Bin ich endlich dabei zu erblühen? Warte, das muss ich Mr. M erzählen. Der hat immer darauf gewartet. «
    Duran glaubte, sie meinte ihren Mann, aber natürlich sprach sie von ihrem Vertrauenslehrer, dem schonungslos aufrichtigen Nubar Mussurlian. Als sie ihn durch die Fliegentür sah, zog Judy Duran mit nach draußen, damit sie dem alten Vertrauenslehrer von ihrer neuentdeckten Blüte erzählen konnte. Mr. M lachte, gab Duran die Hand und erkundigte sich, wie es ihm ergangen sei.
    »Ziemlich gut, danke. Kann mich nicht beklagen.«
    »Ich überlege gerade«, sägte Mr. M. »Auf welches College sind Sie

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