Gefahr für Al Wheeler
mich erwartungsvoll an. »Wohin gehen wir, Al?« fragte sie
hoffnungsfreudig.
Hamilton unterhielt sich aufs neue mit Swanson und Corinne; und ich ergriff die
Gelegenheit, um leise mit Agnes zu flüstern.
»In meiner Wohnung erwartet uns
die HiFi-Anlage«, sagte ich. »Geradezu noch jungfräulich.«
» HiFi ?«
Agnes blinkerte nachdenklich mit den Augen. »Ist das nicht dieses Spiel, das
man in Südamerika spielt?«
Ich nahm mir nicht die Mühe,
ihr zu erzählen, daß das Spiel, welches ich im Sinne hätte, auf jedem Kontinent
gespielt werden könne.
Energische Schritte wurden auf
dem Zementboden des in den Keller führenden Flurs hörbar, und einen Augenblick
später erschien Gail Hamilton im Zimmer. In ihrem langen, anmutigen
blauseidenen Abendkleid und einem atemberaubenden roten Satinmantel, dessen
hochstehender Kragen von einer gleißenden Brillantnadel zusammengehalten wurde,
hatte ihre Erscheinung etwas Königliches. Sie blickte voller Überraschung auf
uns fünf, die wir um die Bar gruppiert waren. Ihr Mann war vermutlich ebenso
überrascht wie sie.
»Ist die Veranstaltung schon
vorbei?« fragte er. »Ach, ich bin mir gar nicht bewußt geworden, daß es schon
so spät ist, mein Täubchen. Bist du jetzt die neue Präsidentin der >Töchter
der Pyrenäen des Westens«
»Der Pioniere! Du bist
betrunken, Hamilton«, sagte sie ruhig.
»Quatsch! Ich bin so nüchtern
wie ein...« Auf der Suche nach einer Inspiration blieben seine Augen
aufleuchtend an mir hängen; »-wie ein Lieutenant. Stimmt doch, Lieutenant,
nicht wahr? Sie sind doch nüchtern?«
»Schon möglich«, sagte ich und
sah dann zu Gail hinüber. »Darf man Sie beglückwünschen, Mrs. Hamilton?«
»Vielen Dank, Lieutenant.« Ihre
Lippen lächelten höflich, aber ihre Augen sahen noch immer beunruhigt drein.
Dann erblickte sie Corinne Lambert, und ihr Kinn hob sich um einige Zentimeter.
»Tut mir leid, Miss Lambert«,
sagte sie eisig. »Ich habe den Eindruck, daß mein Mann sich bei uns beiden zu
entschuldigen hat. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß Sie in meinem
Hause unerwünscht sind.«
Corinne lachte bitter. »Keine
Sorge, meine Liebe. Es war nicht meine Idee, hierherzukommen, aber Hamilton
bestand darauf, daß wir alle kommen sollten — er bediente sich einer
geistreichen neuen Redewendung, wie ich mich dunkel erinnere.« Moralische
Unterstützung erhoffend, wandte sie sich an Swanson, der indessen lediglich
nervös schluckte und dann so tat, als läge er zu Hause im Bett und träume das
alles nur.
»Eben fällt es mir wieder ein«,
sagte Corinne und schnippte mit den Fingern. »Es war irgendwas mit >Wenn die
Katze aus dem Haus ist...<«
Gail Hamiltons Unterlippe
zitterte sekundenlang, aber sie faßte sich rasch wieder. Gleichmütig sagte sie:
»Vielen Dank, Hamilton. Es scheint, daß ich in meinem eigenen Hause mit
Munition beleidigt werde, die du geliefert hast.«
Er zuckte ärgerlich die
Schultern und fauchte: »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Siehst du nicht,
worauf sie aus ist, Gail? Sie besitzt ein Talent, das sie von ihrem
verstorbenen Vater ererbt hat, dem keiner nachtrauert.«
»Halt dein Dreckmaul!« schrie
Corinne, ergriff ihr Glas von der Theke und schüttete es ihm ins Gesicht.
»Corinne, Liebling«, sagte
Swanson nervös, »glaubst du nicht, daß wir jetzt besser nach Hause gehen?«
»Geh doch!« explodierte sie.
»Ich gehe, wann es mir paßt!«
»Al«, erkundigte sich Agnes
leise, während ihr Haupt auf meiner Schulter ruhte, »gehen wir jetzt
irgendwohin, um dieses Spiel zu spielen?«
»Auf der Stelle, Süße«, sagte
ich.
»Das ist hübsch«, sagte sie
selbstzufrieden. »Körperliches Training ist gut für die Figur. Das sage ich
schon immer. Und wenn man eine gute Figur haben will, dann muß man...«
»Mach deine süße große Klappe
zu«, regte ich höflich an.
Hamilton beendigte die Reinigung
seines Gesichts mit dem Taschentuch und starrte dann Corinne wütend an. »Das
werde ich dir heimzahlen«, sagte er leise. »Und zwar nicht schlecht.«
»Hamilton«, sagte seine Frau in
leisem, aber entschiedenem Ton, »wenn diese Person noch weiter in meinem Haus
bleibt, gehe ich auf der Stelle. Entschließe dich, welche von uns beiden du
vorziehst.«
Völlig außer sich, starrte
Hamilton Swanson an. »Gehen Sie bitte und nehmen Sie Corinne mit.«
»Sie geht nicht«, sagte Swanson
hilflos. »Ich hab’s doch schon versucht.«
»Warum sollte sie auch gehen?«
Hinter dem Rücken von Gail Hamilton
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